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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Feuerwehr Emmer in Emmerthal

3. Rundgang

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee | Städtebauliche Einbindung
Der neuen Stützpunktfeuerwehr Emmerthal wird ein bislang unbebautes Grundstück am Ortseingang von Amelgatzen in unmittelbarer Angrenzung an die Gellerser Straße bereit gestellt. Die direkte Anbindung an die (Land)Straße eröffnet einen raschen verkehrlichen Anschluss für Einsätze sowie etwas südlicher eine gute Erreichbarkeit für die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr.
Der Neubau wird zunächst als längsgerichteter Baukörper mit maximalem Platzgewinn für die Bereiche Alarmausfahrt und Übungshof auf dem Grundstück platziert. Das bauliche Volumen des eingeschossigen Baus wird optimal für die Belange der Einsatzfahrzeuge und Alarmausfahrt eingeordnet. Riegelförmig entwickelt er sich in Südrichtung, so dass durch die fallende Hanglage des Grundstücks auch mittels wachsender Gebäudehöhe eine angemessene Zeichenhaftigkeit für den neuen Feuerwehrstützpunkt generiert wird. Hier - von der Südrichtung - erfolgt die ungestörte Zufahrt zum Grundstück nebst gewerblichem Nachbarn.
Lage und Ausrichtung auf dem Grundstück zonieren und unterstützen sogleich die funktionalen Erfordernisse der Feuerwehr: die Alarmausfahrt schließt sich direkt an die Gellerser Straße an, östlich - weitestgehend davon distanziert - werden die Alarmstellplätze erschlossen, nördlich erfolgt die Anordnung des Übungsplatzes, während südlich Besucherstellplätze und Freiraum für Bereitschaft & Kameradschaft gewonnen wird.

Architektonisches Konzept
Auf rechteckigem Grundriss wird ein eingeschossiges Bauteil an die Fahrzeughalle angelegt. Die Hallenhöhe bestimmt die einheitliche Attikaoberkante. Hinter ihr werden unter flachem Dach die optimalen und erforderlichen Raumhöhen gestaffelt angelegt. (Sicht)Geschützt und gesichert begehbar können nun Oberlichter und Photovoltaikanlagen aufgestellt werden.
Der östliche Gebäudeteil bildet den direkten Kontaktpunkt zu den Alarmstellplätzen im Freien, so dass hier Alarmgang und Umkleiden den schnellsten Übergang zur anschließenden Fahrzeughalle gewährleisten. Das auskragende Dach bildet einen witterungsgeschützten Zugang. Neben den direkten Eingängen zu den Umkleiden und Lagerbereichen erfolgt die Erschließung des Foyers als konzentrierter Verbinder zu den Räumen für Schulung und Jugendfeuerwehr. Zentral im Gebäude werden die Küche und Nebenräume angeordnet, während an der westlichen Fassadenseite - unter direkter Zugänglichkeit von außen - die Bereitschafts-, Büro- und Einsatzräume mit unmittelbarem (Blick)Kontakt zur Fahrzeughalle und Alarmausfahrt organisiert werden.
Räume der Konzentration und Rekreation bilden den südlichen Gebäudeabschluss. Der Balkon vor dem Schulungsraum offeriert einen Frischluftfreiraum für kurze Pausen, gleichermaßen ein Vordach und passiven Sonnenschutz. Unter dem Dach im Süden eröffnet nebendem eine Freitreppe die unmittelbare Wegebeziehung zur östlichen Zugangsseite des neuen Feuerwehrstützpunktes. Mit der Teilauskragung der Bodenplatte werden zur Süderschließung überdachte Freiräume gewonnen, die hier witterungsgeschützten Aufenthalt bzw. das Unterstellen von Fahrrädern/Fahrzeugen ermöglichen.

Material & Konstruktion
Das äußere Erscheinungsbild wird geprägt durch eine robuste langlebige Klinkerfassade. Ein plastisch ausgeprägter, rosé-sandfarbener Verband umzieht allseitig das Gebäude. Geschlossene Wände werden als mehrschaliges gedämmtes Mauerwerk (Speichermasse) mit Klinkervorsatzschale errichtet, Innenwände als präfabrizierte Holzkonstruktionen. Die Bodenplatte wird aus Recyclingbeton (Speichermasse) konstruiert. Auf dem klaren Grundraster wird das Haus auf einer effizient reduzierten Stützenkonstruktion errichtet. Neben Langlebigkeit und Robustheit der Konstruktionselemente steht die langfristige Flexibilität in der Grundrissteilung im Vordergrund. Die Betonelemente dienen zudem als Speichermasse; sie erfüllen eine solide Basis gegen Feuchtigkeit des Erdreichs bzw. als Regenwasser-Retentionsdach. Alle Ausbaubauteile sind aus vorwiegend nachwachsenden Baustoffen errichtet und ohne dauerhaften Verbund gefügt, so dass das Gebäude als Baustofflager nach dem Urban-Mining-Prinzip funktionieren kann.
Das konstruktive System eröffnet - neben dem Anspruch an Nachhaltig- und Sparsamkeit in Materialeinsatz, Kohlendioxidbindung und potentiell trennbarer Rückbaubarkeit - eben auch die praktische Erweiterbarkeit der Fahrzeughalle zur Nordseite.
Der Boden der Fahrzeughalle wird als Estrich mit Hartkorneinstreuung vorgeschlagen, während die überwiegenden Nutzungsräume, Werkstätten und Lager mit Holzpflaster bzw. Feuchträume und mit Feinsteinzeug/Fliesen versehen werden - der Aufbau auf Trockenstrich wird hier zugunsten der langfristigen Nutzungs- und Teilungsflexibilität vorgeschlagen.
Die Dächer werden intensiv begrünt und für Photovoltaik hergerichtet. Das Dach der Fahrzeughalle lässt die Einordnung von zusätzlichen Oberlichtern zu. Befensterte Fassadenbereiche greifen die Teilung der Hallentore auf - die Vertikalteilungen erlauben flexible Anordnungen von Türen. Natürliche Be- und Entlüftung ist gegeben - Nachtauskühlung zusätzlich durch die Kombination mit Oberlichtern.
Verschattung, Sicht- und Blendschutz erfolgt passiv durch die großzügigen Dachüberstände sowie gezielt über vertikale Sonnenschutzscreens.

Wirtschaftlichkeit & Energiekonzeption
Nachhaltigkeit beginnt mit sparsamem Flächenverbrauch und dem Einsatz von so viel Technik wie wirklich notwendig. Die kompakte regelmäßige Bauform ermöglicht eine Reduktion von Außenwandfläche mit nutzungsspezifisch hochqualifizierten und gedämmten Bauteilen.
Die klare Grundstruktur des Baus in Kombination mit der systemischen Stützenkonstruktion bzw. vorgefertigten Holzbauweise sind wesentliche Ansätze für eine wirtschaftliche, solide und dauerhafte Anlage mit der Zukunftsperspektive Erweiterung. Natürliche, beständige und ökologische Materialien sollen ebenso zum Einsatz kommen wie eine umwelt- und ressoucenschonende Haustechnik, deren Basis für einen unkomplizierten und wartungsarmen Betrieb im Lowtechprinzip gesehen wird - so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig haustechnisch automatisierte Installation … die räumliche Anlage des Gebäudes gewährleistet einfache Prinzipien wie natürliche Querlüftung, außenliegende Verschattungen, effiziente Wärmedämmungen und - pufferungen, „atmungsaktive“ Wandaufbauten - diffusionsoffen und feuchtigkeitspuffernd etc. Die benötigte Energie für Wärme, Warmwasser und Strombedarf kann bspw. über eine Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpenanlagen erzeugt, ggf. zwischengespeichert/gepuffert, und vorrangig für den Betrieb des Gebäudes eingesetzt werden. Die Beheizung der Gebäude erfolgt ausschließlich als Flächenheizungen. Neben der herkömmlichen Fußbodenheizung in allen Räumen soll in der Fahrzeughalle eine Infrarotheizungen zur gezielten, wenig trägen Erwärmung eingesetzt werden.

Freianlagen
Die Freianlagengestaltung auf dem Grundstück des neuen Feuerwehrstützpunktes bildet ein ruhiges und funktionales Grundgerüst für eine konfliktfreie und effiziente Nutzung.
Während der Alarmhof westlich des Neubaus über eine direkte Anbindung an die Gellerser Straße verfügt, gliedert sich nördlich der Übungshof mit dem potentiellen weiteren Stellplatz für einen Einsatzwagen an. Der Übungshof wird über den östlich des Gebäudes verlaufenden Erschließungsweg angebunden. Über diesen wird auch das nördliche Gewerbegrundstück angebunden. Die notwendigen Stellplätze werden östlich des Neubaus organisiert.
Die Grundstückszufahrt fungiert von Süden her. Hier wird vor der Südfassade ein kleines, informelles Plätzchen entwickelt, das zwei temporäre Besucherstellplätze, sowie Raum für Aufenthalt aufnimmt und ein Gegenüber zur angrenzenden Wohnbebauung ausformuliert.
Während die Erschließungsflächen funktional aus Asphalt hergestellt werden, entwickelt sich die Oberfläche um das neue Gebäude herum als ‚flirrende Aura‘ / changierender Rahmen aus Beton(-platten). Hier werden Flächen zur fußläufigen Bewegung, als auch für die Parkierung einiger PKW-Stellplätze aufgenommen. Die der Bahntrasse zugewandten Stellplätze werden hingegen aus Rasenpflaster hergestellt um den Versiegelungsgrad zu minimieren.
Der natürlichen Topografie des Geländes folgend wird im Südosten des Geländes eine großzügige Mulde geschaffen, die anfallendes Niederschlagswasser sammeln und versickern kann.
Die westliche Grünfläche wird lediglich zurückhaltend für einen Verbindungsweg zwischen den beiden Geländeniveaus – dem Oberen an der Westseite des Gebäudes, sowie dem Unteren an der Südseite – bearbeitet.
Die verbleibenden Grünflächen des Grundstücks werden sensibel und naturnah entwickelt. Es werden so viele Bestandsbäume wie möglich erhalten. Lediglich für die Alarmausfahrt müssen einige Gehölze entfallen.
Die Wiese im Südwesten wird als artenreiche Blühwiese angelegt, während die Retentionsmulde im Südosten zur Feuchtwiese mit einzelnen Gehölzpflanzungen wird.
Die kleine Platzfläche im Süden des Neubaus wird mit kleinkronigen Obstgehölzen mit besonderen Laub- und Blühaspekten (z.B. Prunus avium ‚Plena‘) überstanden.