Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010
Umfeld Porta Nigra
Anerkennung
Preisgeld: 9.000 EUR
Architektur
BGHplan Umweltplanung und Landschaftsarchitektur GmbH
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
extra muros _ intra muros
Die Leitidee thematisiert durchgängig an der Porta Nigra auf der Innenstadt zugewandten Seite den Gedanken „intra muros“ und zur Innenstadt abgewandten Seite „extra muros“.
Um auf das herausragende kultur- und religionsgeschichtliche Zeugnis der Porta Nigra adäquat im städtischen Raum zu reagieren wird das ehemalige römische Stadttor in seinem ursprünglichen Kontext eines Stadt-Land-Bezuges hervorgehoben.
Im Bereich des Alleenringes, „extra muros“, wird der existierende Grünraum weiterentwickelt und sein Potential stadträumlich genutzt und gestärkt.
Zur Stadt gewandt, „intra muros“, bietet sich durch die neue Gestaltung die Chance die neue Platzfläche als einen, in Größe und Proportionen der Porta Nigra angemessenen, steinernen, flächigen Sockel zu begreifen. Die neue Platzfläche spannt sich zwischen die bestehenden Raumkanten und nutzt die schwierige Topographie. Es entsteht ein Platzraum stufenlos und frei bespielbar und rückt so die Porta Nigra als Monument in den
Mittelpunkt.
Zeitschichten
Gleich einer Suchmaske werden die hist. Zeitschichten subtil, visuell und haptisch erfahrbar gemacht. Dem archäologischen Erkenntnisstand entsprechend werden sie mit Präzision oder Unschärfe dem Platz eingeschrieben.
Was sich aus der Fußgängerperspektive heraus zum Teil erst als Fraktal zeigt, erschließt sich dem Betrachter in erhöhter Position von der Porta Nigra aus als Gesamtbild des heute Unsichtbaren und doch die Trierer Geschichte Prägenden.
Diese Form der Einschreibung und Sichtbarmachung von Geschichte steht nicht in Konkurrenz zur Porta Nigra und stellt keine Form archäologischer Freilegung dar. Sie macht aber auf adäquate Weise die geschichtliche Dimension und die Zeitschichten erfahrbar, ohne dem Platz als wesentlichem, öffentlichen Raum der Stadt
seine Nutzbarkeit zu nehmen. Die „Konstruktion“ von Geschichte ist kein statischer Prozess, es ist Teil des Konzeptes neue Erkenntnisse zwischen Schärfe und Unschärfe in der sichtbaren Oberfläche zu visualisieren. Durch Aufgreifen des ortsüblichen Belagsmaterials Porphyr und eine formale Verzahnung mit den angrenzenden Schnittstellen zur Stadt bindet sich der neue Platz im Sinne des Weiterbauens selbstverständlich ein. Durch Modifikation in Abmessungen, Bearbeitung und Farbigkeit wird auf den besonderen Ort in Bedeutung und Maßstab eingegangen. Das Farbspektrum des Steinmaterials wird in reduzierter Form gemäß dem
Thema der Zeitschichten eingesetzt. So werden Oberflächen der Steinplatten über geschichtlich markanten Bereichen u.a. scharriert und gestockt.
Im Bereich des Grünraumes löst sich der steinerne Belag in einem subtraktiven Prozess auf, mittels Variationen in Fugenabstand und Leerstellen.
Wege
Der Weg durch das Stadttor Richtung Innenstadt und die damit verknüpfte Achse wird in Farbigkeit und Rauhigkeit des Belages nachgezeichnet und erlebbar in einem kontinuierlichen, topographischen Ansteigen bis zur Fortführung in der Simeonstraße Richtung Marktplatz. Der Weg durch das Stadttor Richtung Alleenring wird durch den Grünraum aufgefangen und in den Ring umgelenkt, da die ursprüngliche Achse, in der heutigen stadträumlichen Disposition keine Entsprechung findet.
Durch Überlagerung der Entwicklungsschichten ist an der Nahstelle der Kernstadt zur erweiterten Stadt die ursprüngliche Funktion des Stadttores eindeutiger zu vermitteln und von Strasse und gegenüberliegenden Gebäudekanten abzulösen.
Arrondierung
Eine Umgestaltung des Margaretengässchens als neuer Bestandteil der Fußgängerzone erfolgt in gleicher Materialität wie in der Simeonstraße. Eine Baumreihe auf der Nordseite der Gasse definiert die Vorzone vor den Geschäften und lenkt den Blick zur Apsis der ehemaligen Kapelle am Übergang zur Kutzbachstraße. Die Nutzungen im rückwärtigen Bereich des Gebäudeblocks am Margaretengässchen werden in der bestehenden räumlichen Zäsur durch den ehemaligen Weberbach eindeutig zugeordnet und gefasst. Die tiefer liegenden privaten Hofflächen werden deutlich zugeordnet, der öffentliche Fußweg verläuft entlang der Südfassade des Simeonstifts. Die einheitliche Belagsgestaltung der Platzrandbereiche bis an die Gebäude in gleicher Materialverwendung wie auf dem Simeonstiftplatz arrondieren den Stadtraum auf selbstverständliche Weise; ebenso die Fortführung der Grünraumkulisse der Parkanlage des Josefstifts durch ergänzende Baumpflanzungen auf der Westseite.
Verkehrs- Freiraumkonzept
Im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte wird neben dem ÖPNV der Fahrradverkehr gestärkt.
Der existierende Fußweg im Alleenring wird zur Strasse verbreitert und nimmt den Busverkehr und den Radweg auf. Die neuen Bushaltestellen sind als Teil des Ringes gleich einer Esplanade in den Grünraum eingebunden und linear angeordnet.
Die konzentrierte Führung der Fußgänger zur Paulinstraße auf einem Überweg im Haltestellenbereich, ermöglicht vereinfachte Verkehrsabläufe im Knotenpunkt.
Die Fahrradgarage in der Unterführung wird beibehalten, lediglich die Rampenanlagen durch einen platzsparenden Aufzug (mit Fahrrad-Portier) ersetzt.
Lageplan
Christophstraße
Nordallee
Lageplan Kerngebiet
Neuer Porta-Nigra-Platz
Längsschnitt Neuer Porta-Nigra-Platz
Querschnitt Neuer Porta-Nigra-Platz
Zeitschichten
Detail Zeitschichten
Bushaltestelle und Esplanade an der Nordallee