Award / Auszeichnung | 06/2013
Iconic Awards 2013
©Christian Gahl
Blick Richtung Nordosten mit âGalaxy Mallâ (links) und Grand Theatre (rechts)
Tianjin Cultural Centre
CN-300211 Tianjin, Youyi/Pingjiang Road
Winner Concept I Urban Planning
Architektur
Tianjin HQ of Key Planning, Bureau of Urban Planning
Projektentwicklung
Projektdaten
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GebÀudetyp:
Kultur-, VeranstaltungsgebÀude, StÀdtebauliche Projekte
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ProjektgröĂe:
1.000.000mÂČ (geschĂ€tzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 10/2009
Fertigstellung: 05/2012
Projektbeschreibung
Eine halbe Stunde mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Peking entfernt, ist Tianjin mit seinen 13 Mio. Einwohnern nicht nur fĂŒnftgröĂte Stadt Chinas, sondern auch Hauptmotor der drittgröĂten Wirtschaftsregion des Landes.
Das Kulturzentrum und damit einhergehend der Umbau eines KernstĂŒcks der Stadt wurde - mit gewaltigem Anspruch und aufgeladenen Visionen - zur wichtigsten und prestigetrĂ€chstigsten Bauaufgabe in Tianjin in den ersten zwei Dekaden des 21.Jh.
Tianjin hat eine Vielzahl kleiner und gröĂerer Parks und GĂ€rten, aber dieses gewaltige Areal â ein ehemaliger, in die Jahre gekommener VergnĂŒgunsgpark - bot die einmalige Chance, einen reprĂ€sentativen âGartensalonâ fĂŒr die ganze Stadt zu schaffen.
DarĂŒber hinaus ist das Kulturzentrum â stadtrĂ€umlich gesehen - der Vorhof des Rathauses. Es wird damit auch zur Visitenkarte, zum Foyer und Wohnzimmer einer Metropole, die seit einigen Jahren boomt wie kaum eine andere weltweit.
Andere westliche StĂ€dte haben in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich ihre Kulturmeilen, -quartiere und -foren, Musuemsufer und âinseln entwickelt. Ein Kulturpark in der in Tianjin realisierten Mischung ist jedoch etwas Neues, noch nicht Erprobtes, sogar ein kleines Wagnis, hieĂ es doch, mit ĂŒberkommenen Hierarchien und Grenzziehungen zu brechen. Es ist das nahtlose Nebeneinander von Kunst und Kommerz, von Politik, VergnĂŒgen und Natur, die hier allesamt eine ganz neue Ehe eingehen.
Dass das Experiment insgesamt gelungen ist und auch bei der Bevölkerung auf begeisterten Zuspruch stöĂt, ist letzlich der simplen und ĂŒberzeugenden Gesamtidee aus Stadt- und Landschaftsraum und GebĂ€uden zu danken, die im Verlauf der nur 4 Jahre dauernden Realisierung auch nicht verwĂ€ssert wurde: keine Exaltiertheiten, keine Ăberdrehungen, kein Gigantomanie, kein Heile-Welt-Gedusel.
Nur ein bescheidener, ruhiger, niedriger Saum von gediegenen GebĂ€uden um einen Park gefĂ€delt, der dem Wort âVolksparkâ noch alle Ehre macht. Denn hier begegnet sich tatsĂ€chlich das Volk, jung und alt, aus allen sozialen Schichten, um sich zu treffen, sich zu zeigen, zu vergnĂŒgen und auch ein wenig sich selbst zu feiern, stolz zu sein auf die eigene Stadt, die soviel Pracht und Schönheit entfalten kann.
Die hehren und etablierten Institutionen der abendlĂ€ndischen Kultur sind zwar allesamt da (Opernhaus, chinesisches und westliches Theater, Kunstmuseum, Historisches, Naturhistorisches und Technisches Museum, Bibliothek), aber ihnen ist die nicht mehr zeitgemĂ€Ăe Weihe genommen. Sie geben den Rahmen ab fĂŒr etwas Wichtigeres in ihrer Mitte, ein StĂŒck Natur im Zentrum der Stadt, wild und gezĂ€hmt zugleich, ornamental und streng, in allen Farben und Facetten.
Den KulturgebĂ€uden am SĂŒdufer des Sees liegen im Norden eine gewaltige Mall mit EinkaufsflĂ€chen und reichlich Gastronomie gegenĂŒber, aber auch komplexe Erlebnis- und VergnĂŒgungswelten fĂŒr Kinder und Jugendliche.
Die groĂe, ĂŒbergreifende stadtrĂ€umliche Idee lag in einem weit gespannten Bogen, der als Ausgangs- oder Endpunkt einer breiten Promenade das Rathaus in die Parkgestaltung mit einbezieht und es dadurch zu einem direkten GegenĂŒber des âGrand Theatreâ macht, welches den Bogen dann in einer Spiralbewegung aufs SĂŒdufer umlenkt.
In der Mitte der Stadt, in dicht bebauter Umgebung, bleibt ein mĂ€chtiger Raum von etwa 400 x 1200 Metern frei von jeglicher Bebauung, frei auch von Autoverkehr, als Parkett fĂŒr die Ăffentlichkeit, als Freiraum, der auch den gröĂten Events Platz bieten kann.
Erhöhte Terrassen und ein breiter Boulevard begleiten die freie Mitte als BĂŒhne der Ăffentlichkeit, an allen Seiten architektonisch umrahmt von GebĂ€uden beinahe europĂ€ischen Zuschnitts, hinter denen sich erst nach und nach die typische Hochhaussilhouette chinesischer StĂ€dte entwickelt.
Starker Bezug zum Wasser prĂ€gt das kĂŒstennahe Tianjin schon seit Urzeiten. Wasser in Form eines kĂŒnstlichen Sees ist folglich auch das Hauptmerkmal des Kulturzentrums und seiner zentralen Parkanlagen.
Dem am Ostufer gelegenen Opernhaus als rĂ€umlichem Dreh- und Angelpunkt liegt eine âĂko-Inselâ gegenĂŒber, die mit Baumhainen, einem Strand, BachlĂ€ufen, Felsen und WiesenflĂ€chen Erholung und direktes Naturerlebnis bietet.
Das Nordufer ist geprĂ€gt von ThemengĂ€rten und Wasserspielen. Mehrreihige Baumalleen halten die kalten Nordwinde fern und speichern Wasser. Diesen vorgelagert, entlang der groĂen, geschwungenen Seepromenade, liegen schwimmende GĂ€rten mit ĂŒppigen Wasserpflanzen. Die strengere, geradlinige Kulturachse am SĂŒdufer des Sees begleitet ein breiter steinerner Boulevard mit individuell gestalteten Terrassen.
Was sich dem Auge entzieht, ist nicht minder wichtig fĂŒr den Erfolg des Ganzen: Eine ehemals den Park in Nord-SĂŒd-Richtung querende HauptverkehrsstraĂe wurde unter dem See durchgefĂŒhrt. Ein Verkehrsknoten mit vier sich kreuzenden U-Bahnlinien, ein Busbahnhof, riesige unterirdische ParkflĂ€chen und eine ganze subterrane Service- und Einkaufswelt wurden unscheinbar integriert. Zu den verborgenen Errungenschaften gehört nicht zuletzt das ausgeklĂŒgelte Regenwasser-Managementsystem, das den groĂen kĂŒnstlichen See auch wirtschaftlich tragbar macht und in dieser Dimension einzigartig in China ist.
Fast das gesamte anfallende Regenwasser des Kulturbezirks wird in Retentionsbecken gespeichert, in KlĂ€rbiotopen gereinigt, wiederverwendet oder gedrosselt abgeleitet; der gesamte See wird ausschlieĂlich mit Regenwasser betrieben. Dadurch konnte ein kostspieliger Ausbau der bestehenden Mischkanalisation vermieden werden.
Der See verringert Temperaturspitzen, bietet ein eigenstĂ€ndiges Ăkosystem, bereichert Flora und Fauna, kann es mĂŒhelos auch mit einem Jahrhundertgewitter aufnehmen, vor allem aber inszeniert er die Front der ihn umgebenden, sich in ihm spiegelnden Bauten auf unvergleichliche Weise. Das ist der eigentliche Sinn seiner Erfindung.
Internationale, geladene, einstufige Realisierungswettbewerbe: 2008-2010
Fertigstellung/Eröffnung Kulturzentrum: Mai 2012
Auftraggeber: Stadtplanungsamt Tianjin
Planungsgebiet Kulturzentrum: 90 ha, stĂ€dtebauliche Rahmenplanung: 4,65 kmÂČ
BGF: gesamt rd. 1 Mio. mÂČ / nur Neubauten: 690.000 mÂČ + 160.000 mÂČ unterirdische FlĂ€chen
StÀdtebauliche Planung: RhineScheme GmbH (internationaler Wettbewerb 1.Preis 2008 / Weiterbeauftragung) und TUPDI (Tianjin Urban Planning & Design Institute), 2008-2011
Landschaftsplanung: Atelier Dreiseitl / RhineScheme GmbH (internationaler Wettbewerb 1.Preis 2009, Planungsauftrag) und TUPDI (Tianjin Urban Planning & Design Institute), 2008-2012
Leistungen:
- StÀdtebauliches Gesamtkonzept
- Ăbergeordnetes Verkehrskonzept
- Vertiefte stÀdtebauliche Rahmenplanung
- Integration bestehender Theater und Museen
- Planung von Landmarken
- Konzeptuelle GebĂ€udeplanung als Grundlage und Leitlinie fĂŒr die Ausschreibung einzelner Architekturwettbewerbe (Opernhaus, 2 neue Museen, Bibliothek, Jugendzentrum, ober- und unterirdische Einkaufsmalls, Nahverkehrsknoten)
- Landschafts- und Freiraumplanung (geamtes Areal)
- Wassermanagement
- Leitlinien fĂŒr Lichtdesign
Planungsteam StĂ€dtebau/Landschaftsplanung: Jeremy Anterola, Andreas Bittis, Stefan BrĂŒckmann, Bing Cao, Pei Dang, Berthold Flieger, Gustavo Glaeser, Dieter Grau, Wu Hao, Yinshi Jin, Joachim Koob, Duyuan Li, Jingcao Li, Jingping Li, Ran Li, Tao Liang, Wolf Loebel, Philipp Nedomlel, Marta Niedbalec, Feng Ouyang, Lukasz Piasta, Hendrik Porst, FrĂ©dĂ©ric Ripperger, Alexander Rohe, Markus Rötzer, Christian Schaller, Stefan Schmitz, Peiji Sun, Zheng Sun, Shengnan Tao, Jan Tatzel, Mauricio Villareal, Sebastian Walker, Wenxiong Wu, Zhirong Yan, Lei Yang, Jingting Yuan, Liangli Zhao, Nengshi Zheng, Peng Zhou, Florian Zimmermann
GebÀudeplanung:
Grand Theatre: gmp Gerkan, Marg & Partner, 2009-2012
Kunstmuseum: KSP Juergen Engel Architekten, 2009-2012
Bibliothek: Riken Yamamoto & FIELDSHOP, Yokohama/Japan, 2009-2012 Naturkundemuseum: Shin Takamatsu, Kyoto/Japan, 2001-2004
Stadtmuseum: Architectural Design Institute of South China University of Technology, Kanton/China, 2009-2012
Galaxy Mall: tvsdesign, Atlanta/USA, 2010-2012
Jugendzentrum âSunshine Paradiseâ: Huahui Architectural Design & Engineering, Tianjin/China, 2010-2012
©Christian Gahl
Blick von der Terrasse des Grand Theatre auf das SĂŒdufer
©Liu Dong
SĂŒdufer mit Bibliothek, Kunstmuseum und Stadtmuseum (v.l.n.r.)
©RhineScheme GmbH
Luftaufnahme des 90ha groĂen Kulturzentrums
©RhineScheme GmbH
Lage im Stadtgebiet mit U-Bahn-Anbindung
©Liu Dong
Blick Richtung SĂŒdosten, See mit Wasserorgel
©Vanessa Chen
NÀchtlicher Blick Richtung Rathaus mit Lichtturm und unterirdischen PlÀtzen
©Christian Gahl
NĂ€chtlicher Blick Richtung Grand Theatre
©Liu Dong
Blick Richtung SĂŒdufer, See mit Wasserorgel
©RhineScheme GmbH
Nordpromenade am Abend
©Vanessa Chen
Blick auf âĂko-Inselâ und âGalaxy Mallâ
©Vanessa Chen
Auf der âĂko-Inselâ
©RhineScheme GmbH
Auf der âĂko-Inselâ
©Vanessa Chen
Nordpromenade, Blick Richtung Grand Theatre
©Vanessa Chen
Nordpromenade, rechts das Grand Theatre
©Vanessa Chen
Nordpromenade, Blick Richtung Rathaus
©Liu Dong
Nordpromenade entlang der âGalaxy Mallâ
©Christian Gahl
Ostufer mit der riesigen Freitreppe des Grand Theatre
©Wei Gang
Terrassen des SĂŒdufers im Bereich der Bibliothek
©Liu Dong
Blick Richtung SĂŒdufer, See mit Wasserorgel
©Liu Dong
Blick Richtung SĂŒdufer mit Grand Theatre, Bibliothek, Kunst-, Stadt- und Naturkundemuseum (v.l.n.r.)
©RhineScheme GmbH
Nordufer und âĂko-Inselâ im sommerlichen Dunst
©Vanessa Chen
Nordpromenade, Ăbergang zur âĂko-Inselâ
©Vanessa Chen
Auf der âĂko-Inselâ
©Vanessa Chen
Die ornamental geschwungene Nordpromende, Blick auf Lichtturm und Rathaus
©Vanessa Chen
Das geradlinige SĂŒdufer, Blick auf âĂko-Inselâ
©Liu Dong
SĂŒdufer mit Wasserorgel
©Liu Dong
Vogelperspektive bei Nacht