Kooperatives Planungsverfahren | 08/2014
Städtebauliche Studie Nationaler Innovationspark Hubstandort Dübendorf
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Phase 1
Gewinner
Architektur
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Verfasser:
Markus Schaefer, Hiromi Hosoya, Marija Blagojevic, Alexander Kneer
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Verkehrsplanung
sonstige Fachplanung
sonstige Fachplanung
Energieplanung
Visualisierung
Erläuterungstext
Dazu braucht es Strategie, Struktur und Stabilität: Inhalte und Themen des Innovationsparks müssen definiert, Planung und Prozesse gesteuert und erleichtert werden; und vor allem braucht es den politischen Willen, das Projekt voranzutreiben und die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.
Das Konzept für den Innovationspark baut auf drei strategischen Prinzipien auf: Der Innovationspark ermöglicht eine Vernetzung von Akteuren aus Forschung, Industrie, Institutionen, aber auch von Individuen und schafft dafür die idealen räumlichen Voraussetzungen. Dazu ist eine Konzentration von Nutzungen und Wissen notwendig, welche sich in räumlicher Dichte niederschlägt und Interaktionen vereinfacht.
Als Ausgleich dafür wird Freiraum geschaffen – Freiraum zum Denken, Forschen und körperlich Erfahren. Dies wird durch den Einbezug des weiten Landschaftsraum ermöglicht, der einen Kontrapunkt zur räumlichen Dichte der zentralen Bereiche schafft.
Innovation geschieht durch und zwischen Menschen. Innovation ist hochwertig, wenn sich kreative Menschen mit spezifischen Fähigkeiten gegenseitig inspirieren. Um kreative Menschen an einem Ort zusammenzubringen, braucht es eine Strategie: Es müssen Ressourcen (andere Menschen, Wissen, Material, Raum, Technologie) zur Verfügung gestellt werden mit der Möglichkeit, diese zu etwas Neuem zu kombinieren. Menschen brauchen aber auch einen kulturellen Kontext. Der Innovationspark muss sich daher in den Ort und in bestehende Netzwerke einfügen.
Städte sind Orte der Interaktion und so seit Jahrtausenden auch Orte der Innovation. Ein Innovationspark ist ein zweckgebundener urbaner Ort, mit dem Ziel in einem qualitätsvollen Raum („Park“) spezialisierte Interaktionen zu verdichten („Innovation“). Dazu müssen Themen gesetzt werden. Zum Beispiel können die Systemwissenschaften (complex system science) als Leitthema dienen.
Die vorgeschlagene Nutzungsmischung besteht aus Ankernutzungen, Business-Nutzungen (Innovationspark im engeren Sinne), Wohnen, sozialer Infrastruktur, zentralen Funktionen, speziellen Funktionen (z.B. Museum), regionalen Funktionen (z.B. Berufsschule), Infrastruktur und Freiräumen.
Stadtidee
Der Metropolitanraum Zürich, bzw. das polyzentrische Schweizer Mittelland funktionieren bereits als Innovationspark. Die föderale, liberale und unternehmerische Struktur der Schweiz ermöglicht eine hohe Vielfalt und Flexibilität. Oft fehlen aber Schwerpunkte und Cluster. Fehlende Vernetzung oder hohe Mobilitätskosten sind das Resultat.
Der Innovationspark befindet sich in der Agglomeration, nicht in einer verdichteten Stadt. Die Inkubation innovativer Prozesse benötigt aber Konzentration und Dichte. Wie lassen sich städtische Elemente auf Massstabsebene Agglomeration verankern und verknüpfen?
Der Innovationspark zieht sich als artikuliertes Band den Bestandsbauten entlang und ist parkseitig durch den Parkway begrenzt. Dieser ist eine erkennbare Erschliessungsfigur, die auf der Massstabsebene Agglomeration funktioniert und als Adresse dient. Er ermöglicht die Entflechtung von Verkehr, so dass im Inneren des Innovationsparks eine vom Verkehr ungestörte, fussläufige Dichte erzielt werden kann.
Die Parkbänder, darunter der Säntisblick, durchqueren das Band der Bebauung und ermöglichen der Bevölkerung Zugang zum Park und zum Massstab der Landschaft. Innerhalb des Innovation Parks gibt es ein Angebot von verschiedenen Freiräumen; von weitläufigen Parkbereichen mit ruhigen Erholungsflächen hin zu kleinen Plätze und aktiven Treffpunkten.
Im Inneren des Areals liegt die Innovation Mall. Sie ist städtisch und dicht, als Fussgängerachse mit Allee und Tram ausgebildet. Sie wird zum zentralen Treffpunkt und bietet Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Austausch. Die ansässigen Firmen richten ihre publikumswirksamen Bereiche wie Ausstellungsräume oder Aufenthalts- und Repräsentationsräume auf diese Achse aus; die Innovation Mall wird zur Schnittstelle mit der Öffentlichkeit.
Der Innovationspark für Grossfirmen besteht aus grossen, zusammenhängenden Baufeldern im Massstab der städtischen Peripherie, die im Extremfall nur für Mitarbeiter zugänglich sind. Die Baufelder könnten im Baurecht an Firmen vergeben werden. Parkierung und Anlieferung muss parzellenintern gelöst werden. Die Erschliessungsstrassen dienen alternierend als Adresse und als Anlieferung.
Auf der äusseren Seite der Innovation Mall liegt das Innovation Village. Dies ist ein kleinräumiges, stark durchwegtes gewerbliches Gebiet, das Austausch vereinfachen soll. Höfe dienen der Erschliessung und Adressierung. Vermutlich werden diese Gebäude durch Investoren erstellt und vermietet.
Die Museumsachse erstreckt sich vom Eingangsgebäude zum Fliegermuseum und befindet sich neben den bestehenden Hangarbauten. Die Museumsachse soll durch öffentliche Nutzungen und Events aktiviert werden. Ankernutzungen, das Campusmodul und das Museum of Natural Systems, positionieren den Innovationspark auf dem (inter)nationalen Massstab. Sie sind städtebaulich nicht zwingend notwendig.
Das Resultat ist ein geordnetes Gefüge unterschiedlicher Massstäblichkeiten, die sich in die Stadtlandschaft des Glatttals einfügen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Es wird begrüsst, dass in der Startphase niederschwellige Erschliessungsmassnahmen vorgesehen sind und das Konzept sich in kleinen oder grösseren Schritten entwickeln lässt. Mit der Ausrichtung der ersten Etappe Richtung Westen wird eine frühzeitige Umsiedlung bestehender Nutzungen des Militärs vermieden. Dass bereits in der ersten Etappe früh alle wesentlichen Elemente (zentrale Plätze, Ankernutzer etc.) vorhanden sind, ist eine besondere Stärke des Konzeptes. Diese Elemente können sowohl dem Innovationspark im Sinne von Leuchtturmprojekten Anziehungskraft verleihen, wie auch einen neuen Ortsteil von Dübendorf begründen. Während die Erschliessung mit geringem Aufwand startet, setzt die Ausbildung der ersten Etappe gewisse Investitionen voraus.
Das Freiraumkonzept unterstützt die Strategie, zentrale Orte der Begegnung zu schaffen und Adressen zu bilden. Es unterstreicht den Charakter unterschiedlicher Quartiere im Innovationspark. Der vorgeschlagene Waldgürtel im Konzept „ohne Aviatik“ wird jedoch als ein dem Charakter des Ortes nicht gerecht werdendes Element beurteilt. Er überzeugt weder räumlich-funktional noch in seiner übergeordneten Einbettung.
Die Ausbildung einer reinen ÖV-/LV-Achse und einer separaten Haupterschliessung für den MIV werden begrüsst. Das Erschliessungssystem des MIV ist jedoch gesamthaft zu vertiefen. Es sind Aussagen bezüglich der Auswirkungen auf das übergeordnete Netz zu entwickeln. Im Areal ist das MIV-System zu optimieren. So sind z.B. die Anzahl Querungs-stellen der Glattalbahn (MIV, LV) und die Anzahl Anschlusspunkte der Feinerschliessung an den „Parkway“ zu reduzieren, die Haupterschliessung von zwei Seiten zu prüfen (Wan-genstrasse und „Parkway“) und die Wendemöglichkeiten zu optimieren.
Das Team zeigte sich im Prozess sehr flexibel, auf Hinweise und Schwerpunktsetzungen der Begleitgruppe einzugehen, und konnte mit stets optimierten Lösungsansätzen überzeugen.
Fazit:
Der Beitrag wird zur Umsetzung empfohlen. Das Konzept hat sich sehr stark damit ausein-andergesetzt, wie eine mögliche Programmierung Innovation fördern könnte und welche räumlichen und prozessorientierten Strukturen identitäts- und adressbildend wirken. Es hat hierzu schlüssige Antworten gefunden. Das Konzept schafft einen Nukleus, und es lässt sich sehr gut schrittweise entwickeln. Das gesamte Projekt kann zudem mit oder ohne Aviatik unter Beibehaltung der zentralen Elemente realisiert werden.
Die Nutzungsvorschläge sind einerseits stark strategisch-konzeptionell aus der Fragestel-lung, was ein nationaler Innovationspark sein soll, herausgearbeitet worden. Anderseits sind die Nutzungen sehr präzise auf die räumlich-strukturierenden Elemente abgestimmt, d.h. äusserst zielführend verortet. Auch wenn die vorgeschlagenen Nutzungen ungewiss sind, wird mit dem Beitrag glaubhaft und beispielhaft das Zusammenwirken von Raum und Nutzung im Innovationspark veranschaulicht.
©Hosoya Schaefer Architects / Vogt Landschaftsarchitekten
Situationsplan mit Aviatik
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Luftbild
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Innovation Mall
©Hosoya Schaefer Architects
MiV
©Hosoya Schaefer Architects
öV
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Museumsachse
©Hosoya Schaefer Architects
Velo
©Hosoya Schaefer Architects
Fussgänger
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Parkway
©Hosoya Schaefer Architects
Etappierung
©Hosoya Schaefer Architects
Nutzungsverteilung
©Hosoya Schaefer Architects / Vogt Landschaftsarchitekten
Phase 1
©Hosoya Schaefer Architects / Vogt Landschaftsarchitekten
Situationsplan ohne Aviatik
©Hosoya Schaefer Architects / Rendertaxi
Luftbild / ohne Aviatik