Award / Auszeichnung | 06/2016
KfW-Award "Bauen und Wohnen" 2016
©Johannes-Maria Schlorke
Hauptansicht vom Quartiersplatz
Baugemeinschaft en famille, Tübingen
DE-72074 Tübingen, Johannes-Stöffler-Straße 2
3. Preis
Preisgeld: 4.000 EUR
Architektur
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Wohnungsbau
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Projektgröße:
1.908m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2013
Fertigstellung: 01/2014
Projektbeschreibung
Acht Familien haben in der Baugemeinschaft „en famille“, im neuen Tübinger Quartier Alte Weberei, ihre individuellen Wohnvorstellungen gemeinschaftlich und kostengünstig realisiert. Gemeinsam diskutierten und entschieden sie nicht nur die Konstruktion, sondern auch die Gestaltung des familienorientierten Hauses. Das winkelförmige Gebäude steht, zum Schutz vor Hochwasser, erhöht auf einem Sockel und weist mit einer markanten Ecke auf den Egeriaplatz. Den attraktiven Blockinnenhof nutzten alle Anwohner. Ein Großteil der Wohnungen ist als Maisonette ausgebildet. Balkone, Erker, Wintergärten und unterschiedlich große Dachterrassen werten sie weiter auf. Energetisch erreicht das Gebäude, das mit der Abwärme von verstromtem Klärgas beheizt wird, KFW-70 Standard.
Die geschosshohen Fenster in zwei Breiten sind nach den Erfordernissen der unterschiedlichen Wohnungen angeordnet und beleben die monolithisch gemauerte Fassade. Das Haus ist mit ökologischem, mit Ziegelmehl gefärbtem Kalkmörtel verputzt. So kann auf die sonst üblichen Biozide verzichtet werden. Über den obersten Fenstern liegen leicht zurückgesetzte, abgedunkelte Putzfelder, die den Dachrand auflockern. Der Sockel ist als dunkler Kellenwurfputz ausgeführt. Bei den Gewerbefenstern und Hauseingängen ist diese raue Fläche bis zum ersten Geschoss hochgeführt und fasst diese öffentlichen Bereiche zusammen.
Durch die handwerklich ausgeführten Putzkanten, ohne Schienen, wirkt das Gebäude plastisch und körperhaft. Unbehandeltes Lärchenholz an den Erkern, Balkonen und Fensterbrüstungen setzt einen weiteren warmen Akzent.
Das geschlämmte Treppenhaus ist wie eine begehbare Skulptur mit raffinierter Wege- und Tageslichtführung. Da ohne Aufzug gebaut wurde, konnte es frei durch das Haus geführt werden und endet in einem kleinen Platz mit Sitzgelegenheiten. Ein Lichtschacht bildet sein räumliches Rückgrat und ist mit einem Ornament aus gespachtelter Kalkglätte hervorgehoben.
Auch die Wohnungen sind geschlämmt oder glatt verputzt und mit Kalk gestrichen, um das Raumklima zu verbessern. Immer wieder gibt es raffinierte Details zu entdecken, etwa exakt detaillierten Handläufe, an Stahlstäben aufgehängte Treppenstufen und Lichtakzente durch Dachoberlichter.
Hinter den großen Fenstern im Erdgeschoss liegen das selbst verwaltete Familiencafé „viertel vor“ und die Keramikwerkstatt Alawari mit Werkstattladen. Im konzeptionell einmaligen Gemeinschaftsladen verkaufen Selbermacher Kinderkleidung, Lampen, Schmuck, Accessoires, Postkarten und Stofftiere. Das Café öffnet sich am Gebäudeeck zum Platz. Das Spielpodest im Kinderbereich lässt sich zu einer kleinen Bühne umwandeln. Nachmittags und sonntags gibt es Kaffee und feine Kuchen, ergänzt durch unterschiedlichste Veranstaltungen wie nepalesisches Essen, Nikolausgrillen sowie private Feiern. Schon jetzt gibt es viel positive Resonanz für das bunte kulturelle und kulinarische Angebot aus dem Viertel - für das Viertel. Zu diesen ambitionierten und spannenden sozialen Nutzungen lädt der ästhetisch außergewöhnliche Bau geradezu ein.
(Text: Achim Pilz)
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke
der durchgefärbte Kalkputz - ohne Putzschienen
©Architekturbüro Manderscheid
das Treppenhaus als räumliche Skulptur im Gebäude
©Christoph Manderscheid
der Lichtschacht als räumliches Rückgrat des Treppenhauses
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke
©Christoph Manderscheid
©Christoph Manderscheid
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke
©Johannes-Maria Schlorke