kooperativer städtebaulicher Ideenwettbewerb | 07/2016
Neue Mitte Grenzach
Leben in der neuen Mitte
Bel(i)ebte Mitte
ein 3. Preis
Reepel Schirmer Landschaftsarchitektur GbR
Landschaftsarchitektur
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Die neue Mitte ist Treffpunkt, Spielplatz, Ort zum Wohnen und Einkaufen, Platz für spontane und organisierte Aktionen. Im zentralen Platz treffen sich die Wege aus vier Richtungen. Da an ihm unterschiedliche Nutzungen angeordnet sind, wird er tagsüber und abends (von unterschiedlichen Gruppen) genutzt und belebt: morgens die Kinder und ihre Eltern auf dem Weg zur Kindertagesstätte, dann die Einkaufenden, gegen Mittag die Gäste der Gastronomie, nachmittags wieder Kinder und Jugendliche, am späteren Nachmittag und abends dann wieder die Besucher der Gastronomie und die Bewohner der neuen Wohngebäude um die Mitte, immer die Passanten auf dem Weg zur Bahnstation und zum Rhein.
Diese Nutzung des öffentlichen Raums ist nur unwesentlich von der Frage abhängig, ob am zentralen Platz das Rathaus steht oder ein Gebäude, dessen Erdgeschoss von Gastronomie (oder einer anderen „öffentlich zugänglichen“ Nutzung genutzt wird). In einer Variante Rathaus ist sicher die Tagesfrequenz höher, dafür fehlen am Abend „sichernde Augen“ für den Platz.
Die Raumkanten sind bei beiden Varianten (mit und ohne Rathaus) annähernd gleich. Die Bauflächen erlauben viele Ausfüllungen und können daher flexibel auf verschiedenste Nutzungsanforderungen des Immobilienmarkts reagieren.
Der zentrale Freiraum der neuen Mitte soll ein möglichst breites Spektrum von Freizeitaktivitäten in sich vereinen. Er ist daher nutzungsoffen gestaltet. Zugleich ergibt sich durch die unterschiedliche Gestaltung der Randbereiche (Rasenterrassen, Sitzstufen, Pflanzflächen, Baumdächer, freie Mitte) eine große Vielfalt möglicher, auch gleichzeitiger Aneignungen: Sich Treffen, Spielen, Entspannen, Sonnenbaden, Essen,
Leben eben, in einer beliebten Mitte …
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Platzbildung erfolgt durch eine Anordnung von klaren Baukörpern, lediglich dem vorgeschlagenen Kita Standort wird – ausgehend vom Bestand – eine Sonderbauform zugebilligt. Die städtebauliche Figuration wird in Varianten mit den Nutzungsschwerpunkten „Rathaus“ oder „Dienstleistung mit Wohnen“ ausformuliert. Prägend wirkt die großzügig angelegte Platzfläche, die nach außen zur Bebauung mit Baumreihen eine zweite Fassung erhält. Mit dieser strengen Anordnung der Baumreihen wird die Axialität der städtebaulichen Figur weiter gestärkt. Die Erdgeschossnutzung soll entlang der Platzfläche primär mit Gastronomiebetrieben besetzt werden. Insgesamt betrachtet wird die Größe der Platzfläche, insbesondere vor dem Hintergrund der Ortsgröße von Grenzach, kontrovers diskutiert und die Angemessenheit in Frage gestellt. Positiv aufgenommen wird der Übergang zum Haus der Begegnung mit großzügig angelegten Rasenterrassen. Die barrierefreie Wegeführung fällt allerdings zu umwegig aus. Der Drogeriemarkt ist an der Hauptstraße richtig zugeordnet, Die Anlage der Parkierungsmöglichkeiten unterirdisch ist zwar aus Sicht der Betreiber nicht optimal, ist aber innerhalb des Gesamtkonzeptes logisch. Problematisch ist die Nähe des platzierten Marktgebäudes zum östlich angrenzenden Gebäude, da von dort die Anlieferung erfolgt. Der am nördlichen Ende des Platzes dem Drogeriemarkt vorgelagerte Spielplatz trennt die beiden mit Einzelhandel besetzten Seiten zu stark; Eindruck und Atmosphäre eines Platzes wollen hier nicht entstehen. Die fußläufige und funktionale Verknüpfung der Neuen Mitte mit dem Bestand an der Hauptstraße wird durch die Lage des Eingangs an der Basler Straße begünstigt. Die Anordnung der Stellplätze erfolgt primär auf der EG-Ebene, eingespannt zwischen den Gebäuden, mit begrünter Überdeckung. Mit dieser Lösung riskieren die Verfasser, dass für Fußgänger äußerst unattraktive Längsseiten entlang der Gehwege entstehen. An der Ecke Seidenweg / Scheffelstraße erfolgt entlang der Längsseiten der bestehenden Parkanlage eine Bebauung mit dem Titel „Wohnen am Park“. Die Verfasser schlagen vor, durch das höher legen der EG-Ebene, beispielweise durch ein Halbgeschoss, private Bereiche ohne zusätzliche Trennung durch Zäune zum öffentlichen Bereich herzustellen. Die Aufenthaltsqualität in der bislang allseits offenen Parkanlage würde durch die angedachte Randbebauung eine deutliche Veränderung erfahren. Diese Konzeption, die teilweise Überbauung des bestehenden kleinen Parks und der damit verbundenen Privatisierung dieses derzeit öffentlichen Raums dürfte die in der Auslobung dargestellten sonstigen städtebaulichen Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger nicht bzw. nur bedingt entsprechen.
Nördlich der Bahn begleiten mehrere Baukörper die Gleise. Die Baustruktur nimmt die wesentlichen Mobilitätsfunktionen auf und formuliert für die Güterstraße einen räumlichen Abschluss. Eine große Chance liegt potenziell in der Querung der Gleise. Sie erfolgt durch eine breite Unterführung am Haus der Begegnung, die im Süden in eine großzügige Öffnung zum Rhein hin mündet. Zwischen den einzelnen Gleisen ermöglichen Öffnungen als Lichtbänder den Eintritt von Tageslicht. Die Durchgangsbreite und die Rhythmisierung durch die Lichtbänder geben dieser Passage eine eigene Qualität. Damit die Idee einer komfortablen Unterführung ihre Wirkung entfaltet, müsste neben der Machbarkeit der nördliche Antritt geprüft werden.
Insgesamt betrachtet formuliert dieser Beitrag unterschiedliche Stadträume, deren Verhältnis zueinander nicht ganz geklärt scheint. So müssen bei differenzierter Betrachtung Maßstab und Aufenthaltsqualtäten in Frage gestellte werden. Die Unterführung der Gleiskörper als Verbindung zum Rhein zeigt Potentiale einer möglichen Lösung auf.
©Atelier Reepel / HJPplaner / BSV
Blick in die Neue Mitte
Idee
©Atelier Reepel / HJPplaner / BSV
Lageplan Variante ohne Rathaus
Blatt 1 Übersicht
©Atelier Reepel / HJPplaner / BSV
Lageplan Variante mit Rathaus
Blatt 2: Idee
©Atelier Reepel / HJPplaner / BSV
Konzeptionelle Isometrische Skizze ohne Rathaus
Blatt 3: Variante ohne Rathaus
©Atelier Reepel / HJPplaner / BSV
Konzeptionelle Isometrische Skizze mit Rathaus
Blatt 3: Variante mit Rathaus
Nutzungen im Erdgeschoss, Variante ohne Rathaus
Nutzungen im Erdgeschoss, Variante mit Rathaus
Nutzungen in den Obergeschossen, Variante ohne Rathaus
Nutzungen in den Obergeschossen, Variante mit Rathaus
Lichtöffnungen in der Unterführung
Bahn und Straße als Brücken über den Weg zwischen Neuer Mitte und Rhein