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Städtebaulich-hochbauliches Workshopverfahren | 03/2024

Neubau Central Tower in Berlin

Finalist

De Zwarte Hond

Architektur

felixx

Landschaftsarchitektur

Alba Concepts

Nachhaltigkeitskonzept

Erläuterungstext

Das Baugrundstück für das FORUM Berlin liegt an der Stelle, an der die Alexanderstraße die Spree überquert, einem besonderen Ort in der Stadt. Dort trifft auf der Ostseite die Stralauer Vorstadt mit ihrer aus den Sechzigerjahren stammenden Blockstruktur aus DDR-Zeiten auf die klassische Blockrandbebauung von Berlin-Mitte. Damit ist es ein öffentlicher Begegnungsort in Berlin, an dem die urbane Dynamik und die Nutzerinnen und Nutzer des zukünftigen Gebäudes eng miteinander verbunden sind. Ein belebter Bereich mit einer Mischung aus öffentlichen Nutzungen, Gewerbe und Handel, der zudem dank der Nähe zur S-Bahn-Station Jannowitzbrücke gut erreichbar ist. Einerseits ist der Entwurf für das FORUM Berlin Teil einer ganzen Reihe von Neubauentwicklungen an der Spree und markiert dank seiner Gestaltung und Höhe den Beginn des ursprünglichen Stadtzentrums. Andererseits wirkt das Gebäude aufgrund seiner im Vergleich zur Bebauung um den Alexanderplatz geringeren Höhe als Solitär.

Fortführung der städtebaulichen Struktur
Unser Entwurf FORUM Berlin für den Wettbewerb „Central Berlin Tower“ ist gegenüber dem öffentlichen Raum in seiner Umgebung großzügig. Das Hochhaus steht auf einem sechsstöckigen Sockel, der auf den traditionellen Berliner Block verweist. Er beherbergt öffentliche Nutzungen. Durch das FORUM Arcadia – einen Durchgang von der Dircksenstraße, in der sich der Haupteingang befindet – zur Alexanderstraße, erhält das Hochhaus im wahrsten Sinne des Wortes eine Ost-West-Verbindung. Dieser öffentliche Multifunktionsbereich verläuft quer durch das Gebäude und verbindet somit die Alexanderstraẞe mit dem Park entlang der Spree. An der Kreuzung der Alexanderstraße werden bald einige größere Bauten mit öffentlichen Grünbereichen entstehen. Mit dem neuen Entwurf schaffen wir daher auf der Erdgeschossebene eine Verbindung zum qualitativ hochwertigen Grün auf der anderen Seite der Bahnstraße. Da das Erdgeschoss als nach allen Seiten ganz offene und von der Straße aus zugängliche öffentliche Markthalle konzipiert ist, entwickelt sich dieser Bereich zu einer Erweiterung der Stadt. Der öffentliche Eingangsbereich des Gebäudes ist ein spektakulärer Raum, der eine Raumhöhe von 21 Metern hat, was der Höhe der Blockrandbebauung von Berlin-Mitte entspricht. Er ist tagsüber geöffnet und verbindet das Grün an der Holzmarktstraße mit dem Spreeufer westlich der S-Bahn. Auf dem Sockelbereich befindet sich ein öffentlich zugänglicher Dachgarten. Wir erzeugen dort und in den übrigen öffentlichen Bereichen ein angenehmes Klima, indem der Wind durch große bogenförmige Öffnungen geleitet wird, die sich weiter oben im Gebäude wiederholen. Ein im Schnitt erkennbarer wohldurchdachter Aufbau bietet Regenschutz und im Sommer auch Sonnenschutz. Die Bepflanzung sorgt für eine ruhige, angenehme Atmosphäre und bildet einen Rahmen für besondere Ausblicke. Von der Dachterrasse aus hat man rundum einen Panoramablick über Stadt und Spree und eine Sichtverbindung zur Straßenebene.

Eine nachhaltige und gesunde Arbeitsumgebung Im auf dem Sockelbereich ruhenden Hochhaus sind die Bürobereiche untergebracht. Der Anschluss zwischen Büroturm und Sockel wirkt aufgrund seiner Gestaltung leicht und luftig. Was die Innenräume angeht, haben wir großes Augenmerk darauf gelegt, eine angenehme Arbeitsumgebung im Hochhaus zu schaffen.

Die Arbeitsbereiche sind anpassungsfähig, stützenfrei und in kleine oder große Räume unterteilbar. Dank einer wohldurchdachten hybriden Tragkonstruktion mit Decken aus Holz lassen sich die Etagen auch in Zukunft leicht anpassen und zusammenlegen, denn nur jede dritte Decke ist aus Beton und die übrigen Decken sind in Holz ausgeführt. Diese Unterschiede im Materialeinsatz sind auch an der Fassade ablesbar. Sie ist nach allen Seiten orientiert und fügt sich in ihre Umgebung ein. Von allen Etagen aus eröffnet sich eine atemberaubende Aussicht auf den Alexanderplatz und die Spree. Auf dem Hochhausdach, der Krone, befindet sich eine private Dachterrasse. Da der Technikraum im untersten Gebäudebereich untergebracht ist, können die Mieterinnen und Mieter das Dach als exklusiven gemeinschaftlichen Grünbereich nutzen. Die Bürobereiche haben neben den grünen Gärten auch eigene oder gemeinsam genutzte bepflanzte Balkons mit Spreeblick. Die Fassaden verfügen über Sonnenschutzvorrichtungen in Form vertikaler Elemente mit integrierten Solarmodulen. Mit Holz als wichtigstem Baumaterial, attraktiven Tageslichtbedingungen und einer als Zu- und Abluftsystem ausgeführten Lüftungsanlage wird ein Raumklima erzeugt, das zu einer nachhaltigen und gesunden Arbeitsumgebung führt.

Ein Gebäude für eine nachhaltige Zukunft
Die intelligente Fassade führt zu weniger Haustechnik, einem geringen Energieverbrauch und einem gesunden Raumklima. Ein Großteil des Kellers ist optimal auf Fahrräder und leichte elektrische Transportmittel eingerichtet. Da wir Lösungen für Parken und Anlieferung im Gebäude unterbringen, können wir zudem die Dircksenstraße autofrei machen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anordnung eines Hochhauses auf quadratischem Grundriß in der Nordwestecke des Grundstücks hält vergleichsweise große Terrassen auf dem Sockel frei, bedingt aber zugleich eine erhebliche Beeinträchtigung des Nachbargrundstücks im Norden. Der obere Abschluß wird mit den freigestellten Fassadenelementen und der deutlich verkleinerten umbauten Grundfläche im Sinne einer ‚Krone‘ artikuliert, er beginnt allerdings erst bei einer Höhe von ca. 110m; die Fassade selbst wird in der vollen Ausdehnung sogar bis auf 119m geführt und überschreitet die Vorgaben somit deutlich.

Die Wirkung des Sockels mit der fünfgeschossigen(!) Passage ist durchaus einladend, allerdings wirkt die Geste deutlich überzogen, ein echter Bedarf für eine Passage im Sinne einer zusätzlichen Wegeverbindung besteht hier nicht. Die Nutzflächen in den Sockelgeschossen werden zudem durch die Passage sehr unglücklich getrennt. Leider fehlen öffentliche (von der Büroerschließung unabhängige) Zugänge zu den Terrassen auf dem Sockel; trotz der schönen Außenwirkung bleiben die Terrassen so den Nutzern der Büroflächen vorbehalten.

In den Regelgeschossen ergeben sich gut nutzbare Teilflächen, allerdings kann die angestrebte Ausnutzung nur durch eine deutliche Überschreitung der maximal zulässigen Gesamthöhe erreicht werden. Die Konstruktion mit einem außenliegenden Stahlbetonskelett ist sehr aufwendig, zudem werden Stützen nicht durchgängig in den Sockel geführt. Der hohe Glasflächenanteil beeinträchtigt die Bilanz zusätzlich.

Insgesamt erscheint die monumentale Bogenstruktur unangemessen, vor dem vollverglasten Haus wirkt die Fassade zudem wie nachträglich aufgesetzt. Auch eine schlüssige Entwicklung des Hochhauses aus dem fünfgeschossigen Sockel wird offensichtlich gar nicht erst versucht. So gelingt es nicht, das Programm eines zeitgemäßen, vielfältig genutzten Hochhauses in eine überzeugende architektonische Form zu bringen.