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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Neubau Feuerwehrgerätehaus in Friedberg (Hessen)

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 10.950 EUR

FREY ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung

Auf ehemaligen Obstbaumwiesen am östlichen Rand des Stadtteils Ockstadt entsteht das neue Feuerwehrgerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Ockstadt.
Direkt an und parallel zur Hauptverbindungsachse Friedberger Straße gelegen, präsentiert es sich selbstbewusst als langgestreckter, kompakter Baukörper. Zweigeschossig und mit einer Gesamthöhe von 7 m fügt sich es sich stimmig in die bestehende Bebauung ein. Eine Erweiterbarkeit des Gebäudes Richtung Westen ist sowohl in Form eines weiteren Fahrzeugstellplatzes auf eigenem Grundstück als auch - falls erforderlich - durch den Zukauf der westlichen Nachbarflächen gegeben. Das Gebäude erhält ein Flachdach.

Entwurfskonzept

Die streng strukturierten Abläufe der Feuerwehrarbeit einerseits, die räumlichen Bedürfnisse technischer Anlagen und der Fahrzeuge mit speziellen Anforderungen an Raumhöhe und Konstruktion auf der anderen Seite und nebenbei die Schaffung attraktiver öffentlicher Schulungs- und interner Aufenthaltsbereiche, das waren die Hauptaufgaben dieser spannenden Entwurfsaufgabe. Und daraus dann ein stimmiges Ganzes zu entwickeln, das ebenso eine Klarheit in der Architektursprache, sowie ein optimales funktionales inneres Konzept erfüllt, das war das erklärte Ziel.

Pulsierendes Herzstück des Baukörpers und mit seiner Lage zwischen Fahrzeughalle und Eingangsbereich, bildet der Funk- und Besprechungsraum. Von hier ist die Übersicht über alle Abläufe im Haus sichergestellt. Die Fahrzeughalle mit ihren fünf Stellplätzen und rückwärtig angeordneten Lager- und Werkstattbereichen, befindet sich mit direkter Alarmausfahrt in Richtung Friedbergerstrasse. Die Zufahrt der PKW der im Alarmfall herbeigerufenen Einsatzkräfte erfolgt westlich davon in einer separaten Einfahrt. Von hier werden auf direktem Wege die Alarmparkplätze im rückwärtigen Grundstücksbereich erreicht. Über den Alarmeingang auf der Rückseite des Gebäudes erreichen die Einsatzkräfte ihre Umkleiden und gelangen ohne Zeitverlust in die Fahrzeughalle.
Rückwärtiger Alarmeingang und Haupteingang auf der Frontseite sind über einen zentral angeordneten, lichtdurchfluteten Eingangsbereich mit Freitreppe miteinander verbunden. Hier sowie im Foyerbereich des darüberliegenden Geschosses findet sich Platz für historische Ausstellungstücke der Stadt Ockstadt.

Im rückwärtigen Bereich des Erdgeschosses liegen in einer klar sortierten Spange alle erforderlichen Umkleiden mit Waschräumen/WCs der Einsatzkräfte sowie der Jugend- und Kinderfeuerwehr.
Im Obergeschoss befindet sich an repräsentativer Stelle der große Schulungsraum, auskragend über den Eingangsbereich im Erdgeschoss. Er schiebt sich selbstbewußt aus der sonst glatten Gebäudehülle heraus und wird zusammen mit seinem „Schaufenster“ zum Blickfang und zur Visitenkarte des sonst eleganten, aber eher zurückhaltenden Gebäudes.
Im rückwärtigen Bereich des Obergeschosses, befinden sich die Aufenthaltsräume und Büros. Hier entsteht zusätzliche Aufenthaltsqualität über einen eingeschnittenen Außenbereich in Form einer länglichen Dachterrasse.

Der Übungshof der Feuerwache ist bewusst vor dem Gebäude direkt anschließend an die Staufläche vor der Fahrzeughalle angeordnet. So können die Fahrzeuge zu Übungszwecken leicht herausgestellt werden, es entsteht aber kein kritischer Kreuzungsverkehr im Alarmfall. Auf zwei zur Disposition gestellte Durchfahrer in der Halle konnte auf diese Weise und zu Gunsten einer kompakten Gebäudeform verzichtet werden. Dennoch wird angeboten im Bereich der Werkstatt diese Durchfahrmöglichkeit für den Bedarfsfall zu realisieren.
Rechts des Übungshofes zwischen dem alten Obstbaumbestand erreicht der Besucher zur Teilnahme an Schulungen oder Veranstaltungen den öffentlichen Haupteingang.

Konstruktion und Material

Das Gebäude wird nachhaltig und klimaneutral als vorgefertigter Holzbau in Holzrahmenbauweise vorgeschlagen. Die Verkleidung des Obergeschosses erfolgt als vertikale Lamellenfassade, in einem warmen natürlichen Grauton vorbewittert. Im unteren Geschoss wechselt sich in einem sanftem kupferrot aufeinander abgestimmt eine Pfosten-Riegel-Fassade für die öffentlichen Bereiche, sowie eine geschlossene elementierte Metallfassade für die privaten Bereiche ab. Als indirekte Belichtung und als Lüftungsmöglichkeit z.B. im Bereich der Umkleiden, können hier Perforierungen gesetzt werden.
Neben den nachhaltigen Aspekten spielt der Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad und Elementierung seine Vorteile aus. Ziel ist eine möglichst kurze Bauzeit und somit eine beschleunigte Übergabe des Gebäudes an die zukünftigen Nutzer.

Ökologie und Ökonomie des Gebäudes

Photovoltaik
Das Dach weist eine optimale Nord-Süd-Ausrichtung auf und wird vollflächig mit PV-Modulen belegt. Die extensive Begrünung sorgt neben der Nutzung als Retentionsfläche für höhere Solarstromerträge.

Fensterlüftung
Alle Fenster sind öffenbar. Dies ermöglicht die Lüftung von Räumen auf konventionelle Art und Weise. Größere Räume wie der Schulungsraum, die Umkleiden und die Aufenthaltsbereiche werden nach Bedarf mit einer mechanischen Lüftung ausgestattet.

Wärmeschutz
Für den sommerlichen Wärmeschutz kommen neben den dreifach verglasten Fenstern Aluminiumlamellen an erforderlichen Stellen zum Einsatz. Die große Verglaste Fassade im Süden erhält durch die Auskragung bereits einen optimalen baulichen Sonnenschutz. Als Dämmstoffe werden neben den Holzwerkstoffen wie Holzfaserplatten und eingeblasene Holzfaserdämmung vorwiegend mineralische Produkte verwendet.

Regenwasser
Das begrünte Dach dient als Retentionsfläche. Nach Möglichkeit werden unterirdische Grauwasserspeicher errichtet. Das zurückgehaltene Wasser kann für die Bewässerung der Außenflächen verwendet werden.

Gebäudetechnik
Ziel bei der Ausbildung der technischen Anlagen im Gebäude ist eine hohe Nachhaltigkeit und eine hohe Energie-Effizienz. Die für Trinkwassererwärmung und Heizwärme geplante Wärmepumpe erreicht eine ebenso höhere Effizienz durch die eigene Stromproduktion über große Flächen von PV-Modulen auf dem Dach.

Lebensdauer des Gebäudes
Der hohen Beanspruchung des Gebäudes wird durch die Verwendung von robusten und natürlichen Materialien Rechnung getragen.


Beurteilung durch das Preisgericht

Raumprogramm und funktionale Anforderung
Das Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen werden weitestgehend erfüllt. Es wurden ein zusätzlicher HA-Raum im EG sowie ein Kinder-WC eingeplant. Der Alarmeingang, Parkplätze und Erschließung sind kompakt angeordnet und somit gut gelöst. Von den kompakt angeordneten Parkplätzen wird man auf direktem Weg zum Eingang geführt. Der Hauptzugang in das Gebäude erfolgt straßenseitig und führt in eine angemessen dimensionierte Eingangshalle, die die beiden Etagen räumlich miteinander verbindet. Ein Oberlicht gibt diesem innenliegenden Bereich eine schöne Qualität. Die Waschräume und WCs der Umkleiden der Einsatzabteilung könnten bei anderer Positionierung im Grundriss die gewünschte Flexibilität der Umkleideräume schaffen, indem diese aneinandergesetzt werden und der Flur weggelassen wird. Nachteil wäre, dass von der Nordseite ein Zugang dann nur über die jeweiligen Umkleiden oder die Werkstatt möglich wäre.

Gestalterische, städtebauliche und räumliche Qualität
Der kompakte Baukörper ist eine angemessene Geste für die Aufgabe. Die Freiflächen für die erforderlichen Nutzungen sind funktional gut positioniert.

Der städtebauliche Bezug zum Außenbereich ist gegeben. Die Zonierung des Grundstücks mit der Anordnung des Eingangsbereichs, der Hallenausfahrt und der Parkplatzsituation sowie den Aufenthaltsflächen wird als positiv bewertet.

Energieeffizienz
Durch die kompakte Gebäudeform ist das Gebäude energieeffizient und wirtschaftlich umsetzbar.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Durch die klare Abgrenzung von der Fahrzeughalle und den Funktionsräumen entsteht eine wirtschaftliche Gebäudestruktur, welche in Gebäudekenn- und Planungsdaten zum Ausdruck kommt.

Barrierefreiheit
Die Barrierefreiheit ist gegeben. Das zentrale Eingangsfoyer mit angrenzendem Aufzug lässt eine gute Orientierung zu.

Planungs- und baurechtliche Umsetzbarkeit
Die Konstruktion der Auskragung über dem Haupteingang in Holzbauweise ist nicht nachgewiesen. Der 2. bauliche Rettungsweg aus dem Obergeschoss ist nicht sichergestellt. Kritisch gesehen wir die Anordnung des Hochregallagers - hier ist eine Überarbeitung notwendig. Im Zusammenhang mit der vorgeschlagenen Erweiterung ist die Gebäudebreite hinsichtlich der Ein- und Ausfahrt auf der Westseite zu überprüfen. Die kompakte, einfache, aber zugleich raffinierte Umsetzung der Aufgabe stellt einen wertvollen Beitrag dar.


Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Schnitte

Schnitte

Ansichten Nord und Süd

Ansichten Nord und Süd

Ansichten Ost und West

Ansichten Ost und West

Detailansicht

Detailansicht

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell