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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Neubau Feuerwehrgerätehaus in Friedberg (Hessen)

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Preisgeld: 7.300 EUR

STURM UND WARTZECK GMBH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung
Die Freiwillige Feuerwehr ist neben ihrem wertvollen Einsatz für den Schutz der Gemeinde auch ein Ort des ehrenamtlichen Engagements und der Kinder- und Jugendarbeit. Darum sehen wir das neue Gebäude des Feuerwehrgerätehauses Ockstadt über seine Aufgaben im Einsatzfall hinaus als wichtigen Baustein einer vielfältigen Dorfgemeinschaft.

BAUKÖRPER UND HÖHENGLIEDERUNG
Der Baukörper besteht aus drei zueinander verschobenen Volumen, deren Anordnung reibungslos ablaufende Einsätze unterstützt und gleichzeitig eine hohe Aufenthaltsqualität durch vielfältige Außenräume schafft. Durch unterschiedliche Proportionen, von der großen Fahrzeughalle, über den mittelgroßen Zwischenteil bis zum kleineren Gebäudeteil im Norden, vermittelt das Gebäude zwischen den im Osten anschließenden, großmaßstäblichen Gewerbebauten und kleinteiligen Wohnhäusern im Westen. Auf die umliegende Bebauung eingehend, ist das Gebäude doppelgeschossig gehalten. Nur der Zugang zum Dach, der über das Übungstreppenhaus erfolgt, ragt 2,5 Meter über das Gebäude hinaus und bildet so eine prägnante Geste mit Wiedererkennungswert in Richtung Friedberger Straße und Ortseingang. Wir schlagen eine Gebäudehülle aus robustem Ziegel vor, die den extremen Bedingungen der Nutzung langfristig standhalten kann. Auch verbindet das homogene Material die drei Gebäudekörper und den Hochpunkt zu einer plastischen Figur mit eigenständigem Ausdruck.

AUSSENANLAGEN
Die drei zueinander verschobenen Gebäudeteile gliedern den Außenraum in klar ablesbare Eingangs- und Hofsituationen. Vor der Fahrzeughalle im Süden liegt der Alarmhof mit direkter Zufahrt auf die Friedberger Straße. Um einen kreuzungsfreien Verkehr zu ermöglichen, ist die Zufahrt zu Parkplätzen und Übungshof im Westen des Grundstücks angeordnet. Auf der Ostseite entsteht ein kleinerer Hof mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Über ihn gelangen die Einsatzkräfte von den Parkplätzen, ebenso wie vom geplanten Fuß- und Radweg aus, direkt zum separaten Alarmeingang im mittleren Gebäudeteil. Der von allen drei Baukörpern gerahmte Übungshof mit anschließendem Grillplatz leitet die Besucher zum öffentlichen Haupteingang und kann bei Bedarf für Feste und Veranstaltungen im Freien mitgenutzt werden.

ANORDNUNG UND NUTZUNG
Die drei Gebäudeteile bilden gleichsam drei übergeordnete Nutzungseinheiten ab: Aufenthalt und Seminar, Einsatz und Ausbildung, sowie Fahrzeughalle und Werkstatt/Lager.
Dabei sind die für den Einsatz relevanten Bereiche völlig unabhängig vom Rest des Gebäudes nutzbar. Im Einsatzfall gelangen die Feuerwehrleute über den Alarmeingang schwellenfrei in den Umkleide- und Sanitärbereich und von dort aus unmittelbar in die Fahrzeughalle. An diese schließt im Osten ein Lagerbereich und im Westen die Werkstatt und der Besprechungs- und Funkraum an. Letzterer ist mit Fenstern in Richtung Fahrzeughalle, Alarmhof und Einfahrt ausgestattet und überblickt so das Kommen und Gehen auf dem Gelände. Kehren die Feuerwehrleute vom Einsatz zurück, gelangen sie von der Fahrzeughalle direkt in die Dekontaminations- und Trocknungsräume, die wiederum an die Umkleiden angrenzen. Der Aufenthaltsraum mit Küche im nördlichen Gebäudeteil ist sowohl von den Umkleiden als auch vom öffentlichen Eingang gut zu erreichen. Besucher*innen und die Mitglieder der Kinder- und Jugendfeuerwehr gelangen über ein repräsentatives Treppenhaus mit angegliederter Ausstellungsfläche ins Obergeschoss, wo sich der Seminarraum und die Räumlichkeiten für Kinder- und Jugendfeuerwehr, sowie die Büroräume befinden. Sie alle sind durch das zentrale Treppenhaus auch mit dem Übungshof verbunden. Dieser bildet, zusammen mit dem nördlichen Gebäudeteil (Gemeinschaftsraum, Küche und Seminarraum), den öffentlichsten Bereich des Hauses, der die Dorfgemeinschaft einlädt, an den ehrenamtlichen Aktivitäten der Freiwilligen Feuerwehr teilzuhaben.

ÖKOLOGIE UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die Materialität des Gebäudes ist auf eine langlebige und wartungsarme Nutzung ausgelegt. Dazu trägt die Klinkerfassade im Außenraum und robuste Böden aus Naturkautschuk im Innenraum bei. Die Deckenkonstruktion der Fahrzeughalle soll im Sinne der Nachhaltigkeit im nachwachsenden Rohstoff Holz ausgebildet werden. Da bereits ein zusätzlicher Stellplatz im Grundrisskonzept integriert ist, wird im Falle einer Erweiterung lediglich eine simple Struktur in Leichtbauweise für Hochlager und Lager am östlichen Ende der Halle angebaut. Die Dachflächen, die nicht für Übungszwecke genutzt werden, sind mit extensiver Begrünung und Solarpaneelen ausgestattet, die eine ökologische Energieversorgung und ein verbessertes Mikroklima ermöglichen. Zu diesem trägt auch die Bepflanzung der unversiegelten Flächen mit Wiesen, Stauden und Bäumen bei, genauso wie versickerungsfähige Bodenbeläge in den Bereichen der Parkplätze und des Übungshofes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Raumprogramm und funktionale Anforderung
Das Raumprogramm ist grundsätzlich eingehalten. Die Anordnung der Funktionen sind im Zusammenspiel mit den Zugängen richtig verortet. Die Schwarz-Weiß-Zonen sind geschickt angeordnet. Jedoch wird die fehlende Variabilität bei den Umkleiden der Einsatzabteilung bemängelt. Ferner fallen die Umkleiden für die Gruppen „Jugend“ und „Kinder“ gleich groß aus. Der Besprechungsraum liegt evtl. zu weit von den Büroräumen entfernt.

Gestalterische, städtebauliche und räumliche Qualität
Drei zueinander verschobene und unterschiedlich große Gebäudevolumina bilden eine Gebäudestruktur, durch die differenzierte Außenräume entstehen. Akzentuiert wird der Baukörper durch eine weithin sichtbare Überhöhung, die als Übungsturm zum Einsatz kommt und den Ort markiert. Die Innenräume sind ebenfalls differenziert und durchdacht dargestellt.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Der Entwurf sieht eine robuste und wartungsarme Gebäudehülle vor (zweischalige Mauerwerks-Konstruktion). Die inneren Betriebsabläufe sind sehr gut gelöst und weisen eine gute Übersichtlichkeit auf. Aus der dreiteiligen Gebäudestruktur resultiert eine größere Hüllfläche.

Barrierefreiheit
Die Barrierefreiheit ist nicht zuletzt durch den Aufzug, sondern auch durch die klare Zonierung und Orientierung im Gebäude gegeben.

Energieeffizienz
Die Energieeffizienz und Nachhaltigkeitsaspekte sind im Technikkonzept dargestellt.

Planungs- und baurechtliche Umsetzbarkeit
Die GRZ II ist leicht überschritten und muss überarbeitet werden. Die Stellplatzsatzung ist nicht eingehalten – die Zufahrtsbreiten sind ebenfalls zu überarbeiten; dadurch wird der Hallenausfahrtsbereich minimiert. Hieraus resultieren funktionale Mängel des Alarmhofes (zu knapp, ein Wenden auf der Straße wird beim Einrücken erforderlich). Die Erweiterungsfläche liegt geringfügig außerhalb des Baufensters. Durch Verschieben des Baukörpers könnte dies aufgefangen werden.
Insbesondere in städtebaulicher Hinsicht stellt die Arbeit grundsätzlich einen wertvollen Beitrag dar, wobei die städtebauliche Eignung vor allem auf einen Standort in der Kernstadt zutreffen würde, für den ländlich geprägten Stadtteil Ockstadt jedoch müssen in Bezug auf die städtebauliche Eignung Abstriche in Kauf genommen werden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Piktogramm Ablauf Einsatzfall

Piktogramm Ablauf Einsatzfall

Schnitt

Schnitt

Ansicht Südwesten

Ansicht Südwesten

Ansicht Südosten

Ansicht Südosten