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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Erweiterung Feuerwehrhaus und Neubau Atemschutzausbildungszentrum Dingolfing

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

Schätzler Architekten GmbH

Architektur

TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Die Feuerwehr, als eine der zentralen Einrichtungen der Stadt Dingolfing, erhält durch den Erweiterungsbau ein neues Gesicht. Das neue Gebäude steht – gut ablesbar – mit transparenten Toren der Fahrzeughalle an der Wollerstraße. Es entsteht eine Wache welche sowohl einen optimalen Betrieb der Feuerwehr ermöglicht, als auch gestalterisch überzeugt.

Die neue Feuerwache Dingolfing bildet mit ihren Fahrzeughallen einen geschützten Innenhof, dessen Alarmausfahrt, komplett getrennt von den anderen Zufahrten, an dem Bestands-Feuerwehrhaus entlang direkt auf die Wollerstraße führt. Am südlichen Ende des Grundstücks bildet das Gebäude der Atemschutzübungsanlage den Abschluss. Die nördliche Einfassung bildet das neue 3-geschossige Feuerwehrgerätehaus, welches neben dem Mühlbach unmittelbar an die Alarmparkplätze anschließt. Von dort aus gelangen die Einsatzkräfte auf kürzestem Weg zum Umkleideraum und weiter über den Auskunftsbereich zu den Einsatzfahrzeugen in die Fahrzeughalle. Ein separater Eingang führt in das großzügige, lichtdurchflutete Foyer des Gemeinschaftsbereichs, das sich über alle Geschosse erstreckt. Dieses bildet mit der einläufigen Treppe und dem Luftraum das Zentrum des Gebäudes, sowie die Verbindungsstelle der verschiedenen Nutzungsbereiche.
Zentral zum Innenhof und er großen Fahrzeughalle befindet sich die Einsatzzentrale. Durch ihre Lage werden minimale Distanzen während des Einsatzes zwischen dem Foyer, der Fahrzeughalle, dem Hof und dem Umkleideraum sichergestellt und alle relevanten Blickbeziehungen gewährleistet. Zur kürzeren Fahrzeughalle sind die Werkstätten angeordnet, die direkt über eine Zufahrt von der Wollerstraße angedient werden können. Lager und das Büro des Gerätewarts befinden sich in der Nutzungsspange hinter der Fahrzeughalle im Westen.
Im 1. OG befindet sich der große Lagerbereich, der durch einen Lastenaufzug zum Hof und zwei Toröffnungen erschlossen werden kann. Im obersten Geschoss sind die Gemeinschaftsräume untergebracht. Neben Loggia zum Innenhof werden durch eine begrünt eingefasste Freifläche weitere wertvolle Aufenthaltsmöglichkeiten im Außenbereich geschaffen.
Über die südliche Zufahrt mit Hof wird die Atemschutzübungsanlage erschlossen. Durch ihren kompakten und gut organisierten Grundriss können reibungslose Übungen sichergestellt werden. Durch die Einsehbarkeit in Ziel- und Vorbereitungsraum vom Leitstand aus wird überdies Sicherheit für die Übenden durch eine optische Verbindung gewährleistet. Der Verwaltungs- und Schulungsbereich ist im bestehenden Feuerwehrhaus untergebracht. Über ein neues Foyer an der Wollerstraße gelangt man, vorbei an Panoramaverglasungen, die Einblicke in das Museum ermöglichen, in das Treppenhaus im Turm. Das Dachgeschoss, das hohe und offene Räume ermöglicht, erfährt durch die Unterbringung der Schulungsräume eine adäquate Nutzung.
Der Gemeinschaftsbereich, sowie die Schulungsräume können barrierefrei erschlossen werden, sodass ein inkludiertes Miteinander möglich ist. Der Brandschutz ist in allen drei mehrgeschossigen Gebäudeteilen durch ein separates Fluchttreppenhaus gewährleistet.

Fassade
Die Verkleidung aus Aluminium Trapezblech ist als weithin bestimmendes Gestaltungsmerkmal erkennbar.
Mit Aluminium wird ein Material gewählt, das langlebig, korrosionsbeständig und recycelbar ist und damit zu einem nachhaltigen Lebenszyklus des Gebäudes beiträgt.
Unterschiedliche Gebäudehöhen spiegeln die Nutzung dahinter wieder und prägen den sonst kompakten, wirtschaftlichen Baukörper. Durch gezielte Fassadenöffnungen, sowie begrünte Elemente und semitransparente Bereiche, die durch ein gelochtes Blech von der Verglasung generiert werden, erhält jede Fassade sein individuelles, nutzungsspezifisches Erscheinungsbild.
Das Bestandsgebäude wird gedämmt und ebenfalls mit Trapezblech verkleidet, sodass ein einheitliches Gesamtbild geschaffen wird.

Konstruktion
Die Außenwände und Decken des EGs und 1. OGs werden in einer robusten und langlebigen Stahlbetonkonstruktion in Ortbeton, tlw. als Fertigteile ausgeführt. Die Aussteifung erfolgt durch Trennwände der verschiedenen Nutzungsbereiche. Um die Spannweiten der Decken zu minimieren sind Stahlbetonstützen in den großen Räumen möglich. Die Querwände bestehen größtenteils aus Trockenbauwänden, um eine erhöhte Flexibilität in der Raumgestaltung zu ermöglichen. Die massiven Stahlbetonstützen mit Auflagerkonsolen tragen die Fertigteilbinder der stützenfreien Fahrzeughalle. Die Decke der Halle ist mit Filigrandecken geplant.
Das 2. Obergeschoss wird in einer nachhaltigen Holzkonstruktion mit Brettsperrholz-Außenwänden und einer Holzbalkendecke als Dachkonstruktion ausgeführt. Der Holzbau bietet ein angenehmes Aufenthaltsklima, das auch im Sommer den Wärmeschutz durch die ausreichende Speichermasse des Brettsperrholzes sichergestellt.

Freianlagen
Die 40 Alarmstellplätze werden über zwei Zufahrten von dem Auenweg aus erschlossen, ebenso sind dort 20 überdachte Fahrradstellplätze vorgesehen. Die Stellplätze für die Einsatzkräfte sind somit komplett vom Ausrückhof entkoppelt. Die 20 KFZ-Stellplätze für das Atemschutzausbildungszentrum sind von den Alarmstellplätzen räumlich getrennt und über die Wollerstraße anzufahren. 10 Besucherplätze können über die Weberstraße oder auch über den Auenweg angefahren werden. 20 weitere überdachte Fahrradstellplätze werden von der Wollerstraße aus erschlossen.
Sämtliche Stellplätze werden wasserdurchlässig ausgebildet und einschließlich der Fahrgassen über Versickerungsmulden entwässert.
Das Niederschlagswasser der Flachdächer wird durch extensiv begrünte Retentionsdächer (in Kombination mit PV-Anlagen) zurückgehalten und darüber hinaus abfließendes Wasser wird in Baumrigolen eingeleitet, die nicht nur zur Versickerung dienen, sondern auch die neu gepflanzten Bäumen bewässern. Die Wasserrückhaltung und die natürliche Versickerung fördert dadurch gleichzeitig die Bewässerung von Grünflächen, Evapotranspiration und Kühlungswirkung, Grundwasserneubildung und das Niederschlagswasser wird zudem gereinigt dem Grundwasser zugeführt.
Der Übungshof ist zur südöstlichen Wohnbebauung mit einer begrünten Lärm- und Sichtschutzwand abgeschirmt. In der schmalen Grünzone dient ein baumüberstandenes Holzdeck bei Übungen als Warte- und Zuschauerbereich.
Der Maibaum wird für die Öffentlichkeit gut sichtbar an der Weberstraße aufgestellt. Der Parkplatz des Atemschutzübungszentrums und Teile des Übunghofes dienen bei Feierlichkeiten als Veranstaltungsfläche.

Das Feuerwehrgelände ist im Randbereich des Areals mit Bäumen umgeben, davon werden fünf Bäume erhalten. Zusätzlich werden 16 mittel- und großkronige Bäume und sechs schmalkronige Bäume zur Pflanzung vorgesehen. Die Bäume grenzen das Areal zu den Isarauen ab und tragen zur Verbesserung des Kleinklimas im Stadtraum bei. Es werden ausschließlich Zukunftsbäume vorgesehen und die Baumarten durchmischt.


Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die geschlossene, dreiseitige Bebauung des Grundstückes bildet sich ein Innenhof, der das erhaltene Bestandsgebäude mit Schlauchturm freistellt. Die hofbildende Randbebauung staffelt sich im Bereich des Auenwegs auf drei Geschosse hoch, die sich daraus ergebende Kopfsituation zum Stadteingang wird städtebaulich begrüßt. Der westliche Flügel treppt sich vom überhohen
Erdgeschossbereich der Fahrzeughalle nach Westen hin ab und bildet im Süden einen zweigeschossigen Hochpunkt aus. Durch die differenzierte Höhenstaffelung fügt sich die Bebauung gut in die Umgebung ein und bildet gleichzeitig den gewünschten, städtebaulichen Auftakt. Die introvertierte Hofsituation wird unter dem Gesichtspunkt der Identifikation und Außenwirkung jedoch kritisch diskutiert.

Die Erschließung des Feuerwehrgerätehauses über zwei getrennte Parkspangen vom Auenweg kommend ist für den Einsatzfall ungünstig und zeitintensiv. Es besteht die Gefahr eines Rückstaus. Im Süden des überdimensionierten Foyers liegt die Einsatzzentrale richtig situiert mit Blick in die westliche Fahrzeughalle und den Ausrückhof. Die Umkleiden werden von außen direkt erschlossen
und sind am nordwestlichen Eck mit kurzem Weg in die westliche Fahrzeughalle richtig angeordnet. Einige Einsatzwege zu einzelnen Fahrzeugen erscheinen jedoch zu lang.

Werkstätten, Lagerflächen und das Büro des Gerätwarts sind systematisch entlang der Westfassade aufgereiht, weitere Werkstätten befinden sich im nordöstlichen Erdgeschoss. Durch die verteilte Anordnung der einzelnen Werkstätten und Lagerräume entstehen lange Wege, die Raumkonfiguration ist für geregelte Arbeitsabläufe nicht funktional.

Im nördlichen Gebäudeteil sind im ersten Obergeschoss Lagerflächen und im zweiten Obergeschoss die Gemeinschaftsflächen der Feuerwehr mit Stüberl und Jugendraum untergebracht. Im Bestandsgebäude ist der Museumsbereich im Erdgeschoss, die Verwaltung im Obergeschoss und der Schulungsbereich im Dachgeschoss angeordnet. Das Untergeschoss bleibt weitgehend ungenutzt. Die räumliche Trennung der Einsatzzentrale und des Büro des Kommandanten in zwei Baukörpern wird kritisch gesehen. Ebenso spricht auch die Anordnung des Vereinsbüros und des Gemeinschaftsbereichs der Feuerwehr in zwei verschiedenen Gebäuden der Absicht des Vereinslebens entgegen.

Das Atemschutzausbildungszentrum ist im südwestlichen, zweigeschossigen Bereich der Hofbebauung angeordnet und erfüllt die funktionalen Anforderungen in den meisten Punkten. Lediglich die sehr große Entfernung zur Atemschutzwerkstatt, welche im Nordwesten des Gebäudes situiert ist, wird als großes Manko gesehen.

Die größten Mängel sind jedoch die Engstellen bei der Ausfahrt, die gegenseitige Überlagerung der Aufstellflächen mit den Ausrückbereichen und die Durchquerung des Übungshofes im Einsatzfall. Ebenso wird die Zufahrt zu den östlich gelegenen, sechs Gassen im Kurvenknick, die Zufahrt zur Atemschutzwerkstatt und die Anordnung der Tankstelle im Ausfahrtsbereich kritisch gesehen. Die Veranstaltungsfläche im Bereich der südlichen Nachbarbebauung wurde sehr lieblos behandelt und kann bei Großveranstaltungen den Ausfahrtsbereich einzelner Fahrzeuge blockieren.

Der städtebauliche Ansatz einer hofbildenden Randbebauung sowie die maßstäblich angemessene Dimensionierung der Baukörper wird gewürdigt, jedoch überzeugt die Arbeit unter dem Aspekt der Funktionalität nicht.