Offener Wettbewerb | 02/2023
Sanierung historische Reitschule zu Rudolf Buchbinder Saal im Areal Schloss Grafenegg (AT)
©Architekten Maurer & Partner
Rendering Rudolf-Buchbinder-Saal
1. Rang
Müller-BBM Building Solutions GmbH
Akustikplanung
Tragwerksplanung
TGA-Fachplanung
FSE Ruhrhofer & Schweizer GmbH
Brandschutzplanung
Architekturmodellbau Thomas Gürtler
Modellbau
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt überzeugt durch eine gelungene funktionale Lösung im Sinne der Ausschreibung und des Betriebs. Eine freie und multifunktional nutzbare Erdgeschoßzone erlaubt eine gleichzeitige Bespielung und Vorbereitung in Foyer und Saal. Der Seminarraum überzeugt durch die Lage im Erdgeschoß und dem direkten Zugang zur Freifläche.
Der Konzertsaal liegt darüber und spielt gekonnt mit dem Typus der Beletage mit freiem Blick in den Schlossgarten. Der Saal wird über eine großzügige Stiegenanlage erschlossen und durch eine Galerie an der Ostseite ergänzt. Durch die Lage des Foyers im Erdgeschoß kann der Marstall gut an das Foyer angeschlossen werden und ergibt so ein gut nutzbares Raumkontinuum.
Besonders positiv wird die einfache und flexible Bespielung und Durchlässigkeit zum Außenraum hervorgehoben. Der Öffnungsgrad der Fenster wurde gut überarbeitet, könnte aber noch mehr mit dem Thema offen/geschlossen spielen.
Die Backstage- u. Cateringbereiche befinden sich im westlichen Anbau, die Künstlergarderoben werden im Westflügel untergebracht. Diese Blick- und Versorgungsachse parallel und quer zum Saal ist optisch ein Gewinn und ermöglicht eine optimale Bespielung des EG-Bereichs inklusive Außenflächen.
Die Trennung der Erschließung zum Foyer/Seminarraum mittels einer Wand erscheint im Betrieb und vor allem auch räumlich nicht unbedingt notwendig. Ohne Wand aber mit Einbeziehung der dritten Dimension könnte eine noch attraktivere Erschließung des Saals erreicht werden. Eine Verlängerung der Galerie im Saal um weitere zwei Reihen nach unten würde eine größere Verbindung der beiden Sitzbereiche bieten.
Die neue Dachkonstruktion wird aus Holzbindern in kasettenförmiger Anordnung hergestellt. Hervorzuheben ist, dass die Verfasser:innen eine historisch mögliche Konstruktionsform des Daches wählen und weiter interpretieren. Allerdings wirkt die Konstruktion auf die Bestandsmauern formal aufgesetzt, eine bessere optische Verbindung der beiden Elemente Wand und Dach ist wünschenswert. Hierzu sind viele Möglichkeiten denkbar wie eine größere Anlehnung an die Idee der Originalkonstruktion oder ein Verlassen der Kreisbogenform oder auch eine Trennung der Tragkonstruktion von der äußeren Haut.
Die in der ersten Wettbewerbsstufe kritisierte Ausformung der denkmalgeschützten Südfassade wurde entsprechend der Vorgaben überarbeitet. Es wurden keine weiteren Angaben zur Materialität, vor allem die des Zubaus getätigt. Eine entsprechende Materialwahl und Fassadengestaltung im Verhältnis zur Reithalle wird erwartet. Das akustisch wirksame Saalvolumen von knapp 3.800 m³ ist etwas zu gering. Es ist daher eine geringfügige Erhöhung der Gesamthöhe unter Berücksichtigung der drei optisch wirksamen Zonen der Fassade in Abstimmung mit dem Denkmalamt zu überlegen bzw. ist eine Verschiebung der Höhen im Inneren inklusive Deckenstärken und notwendiger Stützen im EG zu prüfen. Das kreisbogenförmige Dach führt zu lokalen Fokusierungseffekten insbesondere bei Aufnahmen und Übertragungen. Auch wenn die vorgeschlagenen diffusen Elemente die Situation verbessern, muss die akustische Gesamtidee noch optimiert werden.
Die Funktionsüberlagerung bei der Wartezone des Transport-, Personenlifts OST mit dort geführten Verkehrswegen wurde noch nicht vollständig geklärt, hier könnte durch Weglassen der WC-Gruppe unter Einbeziehung der Neuordnung der Klavieranlieferung eine Verbesserung erreicht werden. Der Fluchtweg aus dem Saal kann nicht über den Backstagebereich erfolgen.
©Architekten Maurer & Partner
Rendering Reitschule / Rudolf-Buchbinder-Saal
©Architekten Maurer & Partner
Rendering Reitschule / Rudolf-Buchbinder-Saal
©Architekten Maurer & Partner
Rendering Reitschule / Rudolf-Buchbinder-Saal