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Studienauftrag, Selektives Verfahren | 02/2024

Sanierung Bernisches Historisches Museum (CH)

Neuer Haupteingang

Neuer Haupteingang

Teilnahme

Buol & Zünd Architekten

Architektur

Atelier Gillmann + Co GmbH

Szenographie

Groenlandbasel Architektur und Ausstellungen

Szenographie

Weber + Brönnimann AG - Ingenieure

Tragwerksplanung

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Weber + Brönnimann AG - Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

RISAM AG | Risk- & Safety Management AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

weitere Mitarbeitende
Michelle Jäggi Hochbauzeichnerin EFZ
Simon Bergström MSc. Arch. AAM USI
Elisa Künzi cand. Arch. EPFL

Der prägnante Ort in der Achse der Kirchfeldbrücke inszeniert das Bernische historische Museum durch die erhöhte Lage mit dem vorgelagerten Park, als städtebaulichen Kontrapunkt zur Berner Altstadt. Das integral geschützte Haus ist als Kulturgut erster Güte eingestuft und soll im nun vorliegenden Projekt vollständig erhalten und geschützt werden. Dem folgend sind alle Intentionen des Vorschlags darauf ausgerichtet, dass die zu erfüllenden Modifikationen immer dem Erhalt und der Bedeutung des Gebäudes dienen sollen.

Die Bauidee zum Weiterbauen reflektiert die neuen Anforderungen an Programm und Haus in Form einer Stärkung der Forderung nach der Aufwertung des heutigen Hinterfeldes zur zukünftigen Museumslandschaft. Der Eingang auf der Ebene des Museumsquartiers wird vielschichtig aufgewertet, sei dies durch die Sequenz von hallenartigen Zugangsräumen, welche das räumliche Erlebnis durch die Verbindung zum heutigen Hauptzugang ergänzt, oder durch die Verschiebung des Ausstellungsschwerpunktes auf die Ebene des Museumsquartiers durch die Erweiterung der Ausstellungsräume. Alle diese Vorschläge haben zum gemeinsamen Ziel die Eingriffe in den Bestand zu minimieren und wo nötig sie zu einer integrativen Kraft mit dem Bestand zu formen.

Die Verknüpfung von Haus und Programm, als auch mit der Situation im städtebaulichen Kontext, kennzeichnet die Idee der neuen Erschliessung. Aus dieser Forderung heraus wird eine räumliche Disposition der Erschliessung vorgeschlagen, welche den heutigen Haupteingang mit dem neuen Zugang auf der Ebene der Museumslandschaft optisch, aber gleichsam auch räumlich verbindet. An diese räumliche Verbindung wird gewinnbringend für den Bestand die vertikale Piazza mit dem historischen Treppenhaus angeschlossen. Zur Steigerung der Ausstellungsflexibilität und zur Erfüllung der brandtechnischen Erfordernisse werden zwei markante Treppenhäuser im bestehenden Volumen vorgeschlagen. Die so entstehenden Ausstellungsrundgänge können infolgedessen sowohl horizontal als auch vertikal kuratiert werden. Zur Stärkung des neuen Zugangs soll die geforderte Erweiterung auf dieser Ebene erfolgen, was nicht nur dem neuen Zugang eine Bedeutung zuschreibt, sondern auch kuratorisch eine grosse zusammenhängende Raumabfolge offeriert.
Die räumliche Disposition des neuen Eingangs referiert mit seiner Geometrie auf die zweiteilige Struktur des Moserbaus und erschafft charakteristische Orte für die eingebettete Nutzung. So bekommen das Bistro und der Museumsshop ihren Ort unter der seitlichen Galerie, während in den zentralen Hallen die Museumskasse und der Besammlungsraum für Gruppen angeordnet werden. Ergänzt wird diese Anordnung der öffentlichen Räume durch in direkten Zusammenhang dazu stehende Nutzung auf den beiden Galerien, etwa der Mitmachwerkstatt, des Pausenraums für das Personal oder des grossen Sitzungszimmers. Dem Durchblick, im wörtlichen Sinn, von der heutigen Eingangshalle in das zukünftige Foyer des Museums wird grosse Bedeutung zugemessen, nicht nur weil es für die Besuchenden Orientierung und Übersicht offeriert, sondern auch weil die bauliche Substanz mit der bestehenden Haupttreppe geschont werden kann und die Erweiterung in das neue Foyer eine logische Ergänzung darstellt, welche die Haupterschliessung inszeniert und ihre Bedeutung für den Bestand als auch für die Erweiterung typologisch logisch erklärt.

Der Umgang mit der geschützten Substanz zeigt den Willen den Schutz des Gebäudes integral zu erfüllen. Die nötigen Anpassungen werden aus der bestehenden Geometrie und Typologie morphologisch entwickelt. So sind die beiden Hallen eine Reflektion auf den Bestand des Moserbaus oder die Erweiterung der Ausstellungsräume als die radikale Antwort auf den Schutz des Volumens zu verstehen. Die Setzung der neuen Erschliessung auf den Seiten der bestehenden Treppenanlage des Ursprungsbaus, vermag den Moserbau verbindlich mit dem Treppenturm zu vereinen. Gleichzeitig wird im Dach nur das ursprüngliche Dachgeschoss mit Ausstellungsfläche programmiert, darüber bleibt Raum für die Lüftungsanlage, die idealerweise die Luft direkt beziehen kann und keine Gauben für die Belichtung von Büronutzungen benötigt.

Die neu gestaltete Sequenz von architektonisch wirksamen Räumen verbindet den heutigen Haupteingang mit dem neuen Eingang des Museumsquartiers. Die direkte ungehinderte Sichtbeziehung offeriert Übersichtlichkeit für die Besuchenden und bindet die heutige vertikale Piazza in das neue Erschliessungssystem ein. Die räumlich architektonische Wirkung und vor allem der Zusammenhang der Erschliessungsfigur wird durch gestalterische Verwandtschaften gestützt. Die beiden Hallen im Moserbau bauen in Struktur und Ordnung auf den räumlichen Gegebenheiten des Bestandes auf. Während der Eingangsraum mit seinem Tonnengewölbe die räumliche Fassung des grossen Mosersaals darüber aufnimmt, offeriert der anschliessende Raum räumliche Offenheit, die zu den Ausstellungsräumen in diesem Geschoss überleitet und eine Beziehung zum bestehenden Treppenhaus herstellt. Materiell soll das Volumen der Räume über die Erscheinung der Masse getragen werden, was durch verschieden raue Putzoberflächen und deren Farbigkeit erzeugt wird. Der Zusammenhang zum Bestand wird dadurch offensichtlich und in transformierter Form subtil dargestellt. Die Erweiterung der Ausstellungsräume auf der Ebene des Museumsquartiers will vor allem möglichst flexibel zu bespielende Gefässe anbieten. Demnach stehen die vier Meter hohen Wände und die grossen Flächen der Böden der Ausstellung zur Verfügung, das Dach hingegen liegt über den Räumen und spannt ein textil erscheinendes Gegenüber auf. Eingelegt in diese Decken sind Stromschienen und Aufhängevorrichtungen eingelassen, welche analog zu den Decken des Bestandes ein Bild in Form einer Zeichnung darlegen. Die Setzung von wandspannenden Flächen offeriert im Altbau als auch in der Erweiterung zum einen die Möglichkeit zur freien Bespielung durch die Szenografie der Ausstellungen, zum anderen werden dort gleichzeitig alle haustechnischen Anforderungen abgedeckt.

Die neu vorgeschlagene Disposition der Ausstellungsräume verbindet durch vertikale Erschliessungen die heutigen Sackgassen der Ausstellungskuration zu zusammenhängenden Abläufen. Die horizontale Ausstellungskonzeption, welche in der Vorstudie etwas mager an einer Stelle erfolgte, wird auf der Ebene des Museumsquartiers grosszügig etabliert. Die Verbindung dieser zwei Ausstellungslogiken bietet im vorliegenden Projekt eine entscheidende Angebotssteigerung und öffnet auch ganz anders angedachte Ausstellungskonzeptionen, welche in die Zukunft des Bernischen Historischen Museums wirken.

Das Konzept der technischen Ausrüstung will zunächst im Sinn der Idee des Umbaus folgend die Substanz des Bestandes schonen. In diesem Sinne soll die Wärmeverteilung und die Zuführung von Frischluft in den neu hinzugefügten Vorwandschalen geführt werden. Die Wand als Hintergrund für die Ausstellungskuration beherbergt gleichzeitig Teile der Haustechnik und dient damit gewinnbringend dem Haus als auch der Benutzung des Hauses. Die Steigzonen der Verteilung wird dort geführt, wo ohnehin schon Eingriffe in die Substanz erfolgen, bei den neu eingebrachten Treppenanlagen. Von dort aus werden sie horizontal im Altbau verteilt. Für die Erweiterung werden die Installationen im Hohlboden der neuen Lüftungs- und Heizzentrale geführt, um dann in die Wände geleitet zu werden.
Die Form der Auskleidung der Wände erfolgt neutral um als Hintergrund für die Ausstellungskonzeption eine befreite Oberfläche anzubieten. Überall dort wo historischer Bestand, etwa der Laibungen um die Fenster, vorgefunden wird, weicht die Vorwand und rahmt die historischen Artefakte des Bestandes. Eine heutige, zeitgemässe Ausstellungskonzeption will in den meisten Fällen auf Tageslicht verzichten, wozu in dieser Schicht ein lichtdichter Storen vorgesehen wird.
Die thermischen Verbesserungen werden dort vorgenommen wo sie einfach und schonend für die Substanz anzubringen sind, wie etwa im Dach oder gegen den Keller. Im Weiteren sollen die Scheiben des Fensterbestandes durch zweifache Vakuumgläser ersetzt werden, welche eine signifikante Verbesserung des Wärmeverlustes über das ganze Haus hinwegbringen, ohne das Erscheinungsbild massgebend zu verändern. Als weitere Massnahme bei den Fenstern kann ein zweites Fenster angedacht werden, welches Innen in der Laibung sitzt.
Grundlegend für die Konzeption der Vereinbarkeit von geschütztem Bestand und Haustechnik, steht die grundsätzliche Frage nach dem Komfort und damit der angemessenen Einführung von technischen Installationen. So soll die Wärmeverteilung mit der Lüftung gekoppelt werden, wodurch die einzelnen Räume individuell steuerbar werden. Frischluft wird nur im Mass der benötigten Atemluft ausgewechselt, was eine signifikante Energieeinsparung bringt. Auf der Ebene der baulichen Eingriffe zur Einführung der benötigten Haustechnik, soll nur dort eingegriffen werden, wo eine Veränderung des Bestandes angesagt ist. Als Zeichen für diese Haltung steht die vertikale Führung bei den neuen Treppenanlagen, oder die Kombination der horizontalen Führung mit den Ausstellungshintergründen.
Szenografie

Durchwegung und Foyer
Das Foyer Nord und das Foyer Süd bilden einen zusammenhängenden öffentlichen Erschliessungsraum, der diagonal durch das Museum führt. Eine offene Sichtachse verbindet die zwei Eingangsräume selbstverständlich. In beiden Foyers wird mit klassischer Signaletik umfassend orientiert und ein Überblick über das Haus angeboten. An besucherstarken Tagen und bei grossen Veranstaltungen wird das Publikum im Foyer Nord an einem Infopoint von einer Person begrüsst. Der grosse Kassen- und Informationstresen steht im Zentrum des Foyers Süd, welches zum belebten öffentlichen Ort des Bernischen Historischen Museums wird. Grosse Screens bieten Einblicke in die aktuellen Angebote. Hier ist der zentrale Treff- und Orientierungspunkt des Museums. Die zwei hohen zentralen Hallen und die niedrigeren Seitenschiffe bieten unterschiedliche Raumqualitäten an. Die Halle ist repräsentativ für die Atmosphäre des Willkommens im Museum und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität für den Start und Abschluss des Museumsbesuchs. Im Bistro, an der Museumsbar oder auf komfortablen Sitzinseln können sich die Besucher:innen auch ohne Konsumationszwang erholen und austauschen. Gruppen versammeln sich hier, Passanten stöbern im Shop oder lassen sich zu einem Ausstellungbesuch verführen. Ausgehend vom Foyer, erschliesst die historische Treppenanlage als „Rückgrat“ des Museums alle Ausstellungs- und Publikumsbereiche.

Szenografisches Potential im Erschliessungsbereich
Die Foyerbereiche werden inhaltlich und visuell sehr zurückhalten bespielt. Der architektonische Raum dient in erster Linie dem Aufenthalt und der Orientierung.
Im Kontrast dazu lassen sich die Säulenhalle im Eingangsgeschoss Süd, das Treppenhaus und die zentralen Räume im 1. Und 2. Obergeschoss inklusive des hohen Luftraumes und der Galerie als „vertikale Piazza“ mit Installationen und Objektpräsentationen aus der Sammlung bespielen. Dies kann inhaltlich im Kontext der Jahresthemen oder als Auftakt zu den jeweiligen thematischen Ausstellungen entwickelt werden. Am Ende des Treppenhauses im 2. OG weitet sich das Treppenhaus in der Höhe und bietet das Potential zu spektakulärer Inszenierung in Petersburger Hängung – zum Beispiel einer Sammlung von Porträts von Berner:innen.
Die Säulenhalle, die zu den Ausstellungen im Eingangsgeschoss Süd führt, ist ein Bereich von hoher Erlebnisqualität. Der Raum lädt ein zum Staunen und Entdecken und eignet sich hervorragend zur Präsentation von Schaustücken aus der Sammlung oder zur Inszenierung einer Wunderkammer mit kleinen Objekten.

Ausstellungsflächen und thematische Rundgänge
Mit den neuen Ausstellungsräumen im Eingangsgeschoss Süd verschiebt sich der Schwerpunkt des Hauses auf das Niveau des Museumsquartiers. Hier liegen die Ausstellungsformate mit dem grössten Publikumsaufkommen, die konsequent mit horizontal verlaufenden Rundgängen direkt an das grosse Foyer angebunden werden. Mit einem veränderbaren Vorraum zur Sonderausstellungshalle lassen sich unterschiedliche Rundgänge und Auftaktsituationen inszenieren.
Im Eingangsgeschoss Nord, 1. Obergeschoss und 2. Obergeschoss liegen die Themenbereiche übereinander in den Seitenflügeln. Die Rundgänge sind vertikal angelegt, starten im Zentrum und führen über die seitlichen Treppenhäuser zurück zur „vertikalen Piazza“. Die zentrale Halle und die Galerie im 1. und 2. lassen sich als Vorzonen zu den Themenbereichen bespielen.
Die Workshop- und Veranstaltungsräume liegen alle im Moserbau und sind direkt an das Haupttreppenhaus angebunden. Durch die zwei Erschliessungsachsen und das klar strukturierte Layout der Publikumsbereiche entsteht eine Gesamtanlage, in der sich die Besucher:innen intuitiv und einfach zurechtfinden.

White Cube und Bühne
In Entsprechung zur programmatischen Neuausrichtung des Museums erhalten alle Ausstellungsräume eine zeitgemässe Ausstellungsinfrastruktur. Diese ist als hochflexibles System angelegt und lässt sich mit der Ausstattung von einfachen Bühnenräumen im Theater vergleichen.
Die Decken erhalten Schienen für die Beleuchtung, die Erschliessung der Medien mit Netzwerkanschlüssen, sowie für die Hängung von Ausstellungselementen. Die Schienen bilden ein enges, sich wiederholendes Raster, welches in den neuen und den historischen Räumen in die bestehenden Deckenstruktur eingearbeitet wird.
Alle Wände und Böden erhalten eine Vorsatzschale oder einen Belag aus einer Holzwerkstoffplatte (z.B. 3-Schichtplatte Fichte). Diese Nutz-und Arbeitsschicht ermöglicht unterschiedlichste Montagen, Ausschnitte, Zuleitungen und die einfache Herstellung von neuen Oberflächen und Belägen. Die neuen Ausstellungsräume erhalten zusätzlich einen Hohlboden. Die Anschaffung eines gängigen Hohlwandsystems für die Erstellung von freistehenden Wänden in den Ausstellungsräumen (z.B. cub2) mit der gleichen Beplankung, ermöglicht eine nachhaltige und ökonomische Bewirtschaftung.
Die Fenster der historischen Räume werden mit einem Sonnenschutzrollo auf der Aussenseite der Fassade und einem Verdunklungsscreen auf der Innenseite ausgestattet. In der Kombination kann eine Lichtsituation mit 50-Lux erreicht werden. Mit dem Einsatz von Platten auf der Ebene der Wandverkleidung können Fensterflächen auch geschlossen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Ausgangslage war für das Team herausfordernd, da sie aufgrund der Rückmeldungen aus der Zwischenbesprechung nochmals einen neuen konzeptionellen Projektansatz verfolgten. So ist es umso beachtlicher, dass es in der kurzen Zeit gelang, ein schlüssiges, neues Konzept vorzulegen. Das Team schlägt vor, am historistischen Gebäudeensemble des Bernischen Historischen Museums weitgehend auf volumetrische Veränderungen, wie Aufstockungen oder Anbauten zu verzichten. Einzig im Bereich des Mitteltrakts werden zwei zusätzliche Treppenhäuser ergänzt, welche volumetrisch jedoch kaum in Erscheinung treten.

Die Verfassenden schlagen vom nördlichen Haupteingang im Foyer Nord bis zum neuen Südzugang eine innere Durchwegung durch das Gebäude vor. Die Rückwand des heutigen zentralen Treppenhauses wird gegen Süden über die ganze Breite geöffnet und erschliesst mit einem zusätzlichen Treppenlauf den bestehenden Raum unterhalb des Moser-Saals. Dank der Durchsicht bis in den Museumsgarten und die Umwandlung und Vergrösserung der südlichen Fensteröffnungen wird der Besucher durch das Tageslicht gegen unten ins Foyer Süd geführt. Dort befindet sich neu die Kasse und Informationstheke. Dieser Bereich wird zum neuen Startund Verteilpunkt für die Ausstellungen. Da davon auszugehen ist, dass weiterhin der Hauptanteil der Besuchenden über den Nordzugang ins Gebäude gelangt, wird die beachtliche Distanz und Höhendifferenz bis zum Empfang als etwas nachteilig empfunden. Mit dem Vorschlagen eines zusätzlichen Infodesks beim Eingang Nord, für beispielsweise grössere Abendveranstaltungen, sind sich die Verfassenden dieser Schwierigkeit offenbar bewusst. Hingegen klar aufgewertet wird dadurch die Anbindung an den südlichen Museumsgarten und an das künftige Museumsquartier.

Der neuen Lage des Empfangs kommt entgegen, dass als zweiter konzeptioneller Grundgedanke sämtliche zusätzlichen Ausstellungsflächen ausschliesslich im Untergeschoss vorgeschlagen werden. Im Gegensatz zu einer linearen Abfolge von Räumen ergibt sich im Untergeschoss angrenzend an den grossen Ausstellungsraum, welcher mit dem Kubus-Neubau entstand, auf gleichem Niveau eine grosse Fläche aneinandergrenzender Räume. Dies dürfte den Spielraum für das Kuratieren der Ausstellungen deutlich erhöhen. Dazu wird vorgeschlagen, dem heutigen Gebäude unterirdisch eine zusätzliche Raumschicht gegen Norden und Osten anzubauen. Die in Kreuzform gewölbten Decken dieser Räume versprechen eine eigene architektonische Identität. Allerdings dürfte sich diese Erweiterung angesichts des wertvollen Baumbestandes im nördlichen und östlichen Vorbereich nicht in der vorgeschlagenen Dimension umsetzen lassen. Selbst für eine intensive Begrünung wird punktuell nur knapp ausreichend Aufbauhöhe zur Verfügung stehen.
Das vorgeschlagene Eingangsfoyer Süd wird mit zwei Stützenreihen unterteilt und mit einem halbkreisförmigen Tonnengewölbe überspannt. Dadurch wird der Raum zwar strukturiert, doch erhält er durch die Dreischiffigkeit und diese etwas formalistische Geste eine etwas sakrale Note. Architektonisch interessant wirkt die breite Öffnung vom neuen Foyer Süd gegen Norden zur bestehenden Säulenhalle, welche somit zu einem angemessenen Auftaktraum der Vermittlungsrundgänge werden dürfte. Für Ausstellungsmacher wird dieser Raum hingegen nur schwer bespielbar sein.

Durch die Verlagerung eines Hauptteils der Museumsnutzung in den Untergrund wird die starke städtebauliche und architektonische Präsenz des stattlichen Museumsgebäudes tendenziell geschwächt. Gleichzeitig wirken die weiterhin bestehenden Ausstellungsflächen in den Obergeschossen der beiden Flügelbauten von den übrigen Ausstellungen stärker abgehängt. Dabei wird sich dieser Mangel allein durch den vorgeschlagenen Einbezug des zentralen Treppenhauses als sogenannte Vertikale Piazza kaum angemessen kompensieren lassen. Mit den eingeführten zwei Wendeltreppen an den Endbereichen der beiden Gebäudeflügeln wird neu die Anordnung von fortlaufenden Rundgängen ermöglicht. Dabei stellt sich die Frage, ob die etwas inszeniert wirkenden Treppenanlagen dazu beitragen, die Besuchenden über den Geschosswechsel gedanklich in den jeweiligen Ausstellungswelten verbleiben zu lassen. Richtigerweise schlagen die Verfassenden vor, die Treppenanlage im Flügel Ost nicht in den denkmalpflegerisch wertvolleren Turmtrakt einzubauen. Da im 1. Obergeschoss des Flügels Ost die Konservierungsateliers angeordnet sind, werden die Ausstellungsflächen im Erdgeschoss und 2. Obergeschoss über die zwei Geschosse hinweg nur schwer zu kombinieren sein.

Schlüssig zum vorgeschlagenen inneren Konzept konzentrieren sich die Massnahmen im Aussenraum auf den südlichen Museumsgarten. Drei neue Zugänge mit unterschiedlicher Funktion erschliessen von Süden her das Museumsgebäude. Der südliche Hauptzugang kommt richtigerweise unter dem Moser-Saal, in der Mittelachse des Foyers Süd, zu liegen und wird unter Einbezug der bestehenden Auskragung zu einem markanten Portal. Weiter erhält die heute unbefriedigende Schnittstelle zur breiten Aussentreppe des Kubus mit einem zusätzlichen Aussenzugang und direkter Anbindung an die Ausstellungsflächen zumindest eine Funktion.

Beim durch den westlichen Flügel geformten Innenhof, im Projektvorschlag «Berner Hof» genannt, wird das Potential jedoch nicht ausgeschöpft. Das vorgeschlagene Wasserbecken beansprucht dermassen viel Fläche, dass der Hof für Aktivitäten kaum nutzbar scheint, sei es für die Aussenbestuhlung des angrenzenden Museumscafés oder die Nutzung im Zusammenhang mit der Mitmachwerkstatt. Der heute erhöhte, oft bespielte Aussenraum des Kubus wird nicht verändert.

Die Haustechnik ist so konzipiert, dass der Erhalt der ursprünglichen Gebäudesubstanz im Vordergrund steht. Der bei den beiden eingefügten Treppenhauszylindern freibleibende Zwischenraum zu den Ecken wird genutzt, um die Vertikalerschliessung, sowohl für die Lüftung wie auch die Heizverteilung, sicherzustellen. Von dort erfolgt die horizontale Leitungsführung. Dazu werden in allen Ausstellungsräumen Vorsatzschalen aus gestrichenen Holzwerkstoffplatten vorgesehen. So lassen sich dahinter die Installationen weitgehend ohne Eingriffe in die historischen Bausubstanz realisieren. Umgekehrt verlieren die Ausstellungsräume damit weitgehend den Bezug zum historischen Gebäude, was zumindest aus Sicht der Museumsverantwortlichen keinen Nachteil darstellen dürfte und für unterschiedliche Ausstellungskonzepte einen grösseren Spielraum zulässt. Um den Brandschutz ohne Beschränkungen oder aufwändige Rauchabzugsanlagen sicherzustellen, schlagen die Verfassenden flankierend zum zentralen Repräsentationstreppenhaus zwei neue Fluchttreppenhäuser vor, welche die Anforderungen an den Brandschutz abdecken.

Beim vorliegenden Projektvorschlag handelt es sich um ein überlegtes, klares und schlüssiges Konzept, bei dem der Umgang mit der bestehenden Bausubstanz im Zentrum steht. Die oberirdisch sichtbaren Veränderungen werden auf einem Minimum gehalten. Dabei fragt sich, ob die etwas inszenierte Architektur im Innern diesem Gedanken nicht etwas widerspricht? Die Verlagerung des Ausstellungsschwerpunkts ins Untergeschoss und die daraus entstehenden längeren Wege, sowie der Verzicht auf Ausstellungsrundgänge in den Obergeschossen, gilt es durch andere Projektvorteile zu kompensieren. Trotz der grossen Flexibilität bei den Ausstellungsflächen im Untergeschoss überzeugt der Projektvorschlag auch aus Sicht der Betreibenden noch nicht vollumfänglich.
Foyer im Moserbau

Foyer im Moserbau

Blick von der Haupttreppe ins Foyer

Blick von der Haupttreppe ins Foyer

Von der Eingangshalle zum Foyer

Von der Eingangshalle zum Foyer

Eingangshalle im Altbau

Eingangshalle im Altbau

Vom Foyer zu den neuen Ausstellungsräumen

Vom Foyer zu den neuen Ausstellungsräumen

Die neuen Ausstellungsräume

Die neuen Ausstellungsräume

Multifunktionale Ausstellungsräume

Multifunktionale Ausstellungsräume

Berner Hof

Berner Hof