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Offener Wettbewerb | 05/2022

Erweiterung Schulanlage Luchswiesen in Zürich-Schwamendingen (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Jonas Wüest Architekt ETH SIA

Architektur

Semalit Landschaftsarchitektur AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die gesamte Schulraumerweiterung ist als viergeschossiges, quadratisches Volumen an der Stelle des bestehenden Kindergarten- und Betreuungsgebäudes angeordnet. Der Neubau weist denselben Fussabdruck der Bestandsgebäude auf und wirkt damit selbstverständlich im Modell – fast schon unauffällig, wie eine Aufstockung. Mit dieser geschickten Grunddisposition komplettiert die geplante zweite Schulhauserweiterung die Gesamtanlage und baut eine starke Achse zum Vis-à-Vis der ersten Erweiterung aus dem Jahr 2006. Das Kollbrunner-Ensemble wird respektiert – es wird aber im Massstab etwas nebensächlich, und das Gewicht verschiebt sich. Die alte Sporthalle wird mit verhältnismässiger Eingriffstiefe zu einer sinnvollen Musikschule umgebaut und schonend transformiert. Der offene Charakter der Anlage mit seinen grosszügigen, fliessenden Grünräumen bleibt erhalten. Daher wird dem Projekt auch eine gute Übereinstimmung mit den ISOSGebietszielen A attestiert. Die Nähe der viergeschossigen Schulerweiterung zu den zweigeschossigen Reihenhäusern am Luchsweg wurde intensiv diskutiert und im städtebaulichen Gesamtkontext als verträglicher Massstab eingeschätzt. An der Ecke Glattwiesen-/Grosswiesenstrasse entsteht eine neue, deutlich aufgewertete Zugangssituation mit platzartigem Charakter. Der bestehende Platanenhain mit seiner topografischen Struktur wird thematisch gut passend mit Spielnutzungen bestückt. 

Der grosse Wermutstropfen dieser aufgeräumten Gesamtanlage liegt im dreigeschossigen unterirdischen Volumen für die Sportnutzung. Mit der zusätzlichen eingeschossigen Tiefgarage resultieren durch das grosse Aushubvolumen und den hohen Betonanteil höhere Treibhausgasemissionen, die aber im Vergleich zu den Projekten der engeren Wahl durch die gute Kompaktheit und den weitgehenden Bestandserhalt ausgeglichen werden und zu einer sehr guten Gesamtbilanz führen. Das Missverhältnis zwischen ober- und unterirdischem Bauvolumen zeigt sich gut am Längsschnitt, wo sich die eingeschossige Tiefgarage offensichtlich am falschen Ort befindet. Denn das Rasenspielfeld ist zu einem grossen Teil unterbaut, und es bleibt nur wenig gewachsene bzw. unversiegelte Bodenfläche bestehen. 

Die Schulerweiterung ist im Erdgeschoss und in den drei Clustergeschossen durch eine klare Erschliessungsfigur logisch und einfach strukturiert. Zwei knappe Treppenhäuser erschliessen die Cluster separat, die grosszügige räumliche Anordnung ermöglicht neben der mustergültigen Funktionalität eine geschossweise Durchlässigkeit zwischen den Clustern. Die Stützenstruktur bietet eine gute Flexibilität der Raumaufteilung. Die Nutzungsanordnung der Cluster in den Obergeschossen, die Sportnutzung in den Untergeschossen, die Musik- und Therapieräume in der bestehenden Sporthalle ermöglicht kurze Wege, eine einfache Orientierung und sinnvolle Abläufe. Die unterirdische Sporthallenorganisation funktioniert gut und unabhängig vom Schulbetrieb. Die Belichtung durch drei grosse Lichtschächte ist wirkungsvoll, jedoch auch aufwändig. Gerade die Platzierung der mittleren Lichtkanone generiert einen zu kleinen Allwetterplatz und müsste weichen. Mit der vorgeschlagenen Anordnung der Laufbahn und der Tiefgaragenzufahrt werden der grosse, strassenraumprägende Ahorn an der Glattwiesenstrasse sowie die Bäume und Sträucher entlang vom Kronwiesenweg kaum zu erhalten sein. 

Der Fassadenausdruck wirkt mit einem sehr grossen Fensteranteil, Holzverkleidung und photovoltaikbelegten Brise-Soleil noch etwas schematisch, zeigt aber gute Anlagen zur Weiterentwicklung als Scharnierbau im Kontext der kollbrunnerschen Anlage und der ersten Erweiterung. 

Bezüglich der Wirtschaftlichkeit liegt das Projekt im Mittelfeld. Die Flächeneffizienz und Kompaktheit ist sehr gut, aber die Tiefgarage ist sehr teuer. Die Gebäudehöhe ist baurechtlich ausgereizt, so dass ein kleineres Untergeschossvolumen nicht offensichtlich realisiert werden könnte. Denn dann könnte dieser städtebaulich sehr selbstverständlich wirkende Entwurf mit der räumlich und funktional gelungenen Typologie auch gesamthaft überzeugen.