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Offener Wettbewerb | 05/2022

Erweiterung Schulanlage Luchswiesen in Zürich-Schwamendingen (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 28.000 CHF

Bosshard Vaquer Architekten

Architektur

Ferrari Gartmann AG

Tragwerksplanung

EnGePlan AG

TGA-Fachplanung

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

TGA-Fachplanung

Herrmann Partner AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden von FICUS ELASTICA wagen einen kontroversen städtebaulichen Ansatz: Einzig das heutige Kindergarten- und Betreuungsgebäude muss einem ausgedehnten Neubau weichen, der das stehengelassene Kollbrunner Ensemble komplementär ergänzt. Der neuen Anlage gelingt es so, viel Freiraum und den offen durchgrünten Auftritt der Schule Luchswiese entlang dem Grünzug Glattwiesen zu erhalten. Ein überzeugender Ansatz, der durch den Vorschlag einer vertikal organisierten Autoparkierung mit Lift an der Grosswiesenstrasse leider verunklärt wird. 

Der Schulbau vereint den Grossteil des Raumprogrammes in einem imposanten Neubauvolumen. Dieses kommt in der nordöstlichen Parzellenecke zu liegen, wo es unmittelbar auf die bestehende Anlage trifft; so wird seitlich an die Einfachsporthalle aus dem Jahr 1957 angebaut. In diesem Zuge werden Altbau und der Neubau auf unzimperliche Weise räumlich und programmatisch verwoben. An der Nahtstelle zwischen Sportnutzung und den im Bestand organisierten Handarbeits- und Werkräumen wird ein Wintergarten angedacht. Hier scheint die unbeschwerte Bricolage zwischen alt und neu an ihre Grenzen zu stossen: Das direkte Anbauen des massigen Ersatzneubaus wirkt unangebracht, und gleichzeitig wird die wertvolle Durchlässigkeit des Grünraums verstellt. Dies schafft eine schwierige, zergliedert wirkende Freiraumdisposition, die bezüglich Zugehörigkeit von Pausenflächen betriebliche Schwachstellen offenbart. Zudem wirkt die dezentrale Adressierung der Schulnutzung über die ausladenden Treppen an den Gebäudeecken zu dispers und hierarchielos und bietet keine selbstverständliche Auffindbarkeit der Klassenzimmer. Eine kompaktere Organisation des Ersatzneubaus mit Verzicht auf einen Anbau hätte hier wohl die Chance geboten, sowohl die Durchlässigkeit zu wahren, als auch den Freiraum klarer zuzuordnen. Abgesehen davon überzeugt der Ansatz, die Sporthalle, ein gut genutztes Zwischengeschoss und ein darüber liegendes Klassenzimmergeschoss unter einem Dach zu vereinen. Sowohl das geringe Aushubvolumen wie auch die architektonisch sorgfältig ausformulierte Stapelung der unterschiedlichen Nutzungseinheiten finden Gefallen. Die lichtdurchflutete, allseitig einsehbare Sporthalle wird durch ihre Exposition zu einer angenehm aktiven Teilnehmerin der Anlage. Über der Halle, wo die grossen Abfangträger zu liegen kommen, überrascht der Entwurf mit einer Art Zwischendeck. Dieses ist über die Aussentreppen direkt mit dem Boden verbunden und von einer umlaufenden, tiefen Laubenschicht geprägt. So entsteht ein attraktiver gedeckter Pausenraum mit Blick in das umliegende Quartier, der zum Verweilen einlädt. Die direkte und separate Anbindung von Musikschule, Therapieräumen und Lehrerzimmer sowie die jeweils eigenen Aufgänge für die über der Laube liegenden Schulcluster lassen zudem eine angenehme Verteilung der Schülerinnen und Schüler und einen abwechslungsreichen Ort der Begegnung erwarten. Einzig das Miteinflechten des Schrägdachs der Kollbrunner-Sporthalle in die Aussenraumfigur scheint unnötig und kompliziert. 

Alle fünf Schulzimmer-Cluster befinden sich im 3. Obergeschoss. Sie sind gut organisiert, effizient erschlossen und verfügen über eine grosszügige Begegnungszone. Die räumlich attraktiv separierten Garderoben und die Betreuung sind um einen mittig liegenden Patio organisiert, von dem man auf das Dach gelangt. Dort steht der Lichthof aber dem zu kleinen Allwetterplatz, der etwas behelfsmässig zu liegen kommt, im Wege. 

Insgesamt zeigt der Projektvorschlag, wie ökologische und ökonomische Rahmenbedingungen ein räumliches Potenzial für die Organisation einer Schulanlage eröffnen können. Leider wird dieses in der Folge nicht ausreichend ausgespielt, was sich insbesondere in der mangelnden Kompaktheit in der Setzung zum Bestand und der freiräumlichen Disposition bemerkbar macht. Diese verpasste Möglichkeit führt schlussendlich dazu, dass es sich bei FICUS ELASTICA um einen Beitrag handelt, der trotz inspirierenden Elementen nicht auf ganzer Linie überzeugt.