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Offener Wettbewerb | 02/2024

Neubau Bundesrealgymnasium An den Eisteichen in Wien (AT)

3. Rang

Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Aspekte
Die städtebauliche Setzung der Baukörper erfolgt grundstücksbedingt zweigeteilt: entlang der U-Bahntrasse wird - auch zur Schallabschirmung - ein kompakter Längsriegel am Teilbereich 2 des Wettbewerbsgebiets situiert, der diesen Grundstücksteil fast zur Gänze ausfüllt und an seiner Westseite zum Straßenzug „An den Eisteichen“ den Straßenraum klar definiert. Am Teilbereich 1 dagegen bildet ein in der Höhe gestaffelter, weit an die nördliche Grundstücksgrenze geschobener Baukörper mit fünf Geschossen Richtung Norden (als höhenmäßige Fortsetzung des rechtwinkelig anschließenden Längsriegels an der Ostseite) eine klare Abgrenzung zum dahinter liegenden unbebauten Areal, vermittelt jedoch durch Abtreppungen auf drei (bzw. stellenweise ein und zwei) Geschosse Richtung Süden und Westen zur anschließenden Bestandsbebauung und bietet auf seinen Abtreppungen begrünte Freiflächen für die SchülerInnen. Hier soll die „gemeinsame MITTE“ mit unterschiedlichen Freiraumqualitäten als Begegnungszone für ALLE entstehen – ein geschützter Schulhof, dreiseitig umgeben von Fassaden, der den Grünraumbezug sowohl während des Unterrichts als auch in den Pausen stärken soll.
Der dreigeschossige Gebäudesockel in den Eckbereichen nimmt die Höhe des unmittelbar auf der anderen Straßenseite liegenden Bestandsgebäudes („Schüttkasten“) auf und bildet mit ihm gemeinsam die nördliche Begrenzung des neu geschaffenen, gemeinsamen Schul- und Geschäftsvorplatzes, der im Straßenbereich als Begegnungszone ausgeführt wird und die östlich und westlich der Straße liegenden Bereiche zu einem großzügigen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zusammenführt. Mit seiner ausgedehnten Bepflanzung fungiert er, von der U-Bahn-Station kommend, als „grüner Filter“ zwischen Hetzendorfer Straße und neuer Wettbewerbsbebauung und schafft so eine schöne Situation zum Ankommen. Überdachte Fahrradabstellplätze für Schule und Handelseinrichtung befinden sich an den seitlichen Rändern des Vorplatzes. Zum Platz hin sind auch die Zugänge zu Schule und Verkaufsfläche orientiert, ein Gastronomiebetrieb im „Schüttkasten“ (und damit im Eingangsbereich zum Gewerbe) nutzt Teile des Platzes als Terrasse und sorgt so gemeinsam mit den SchülerInnen und KundInnen für eine entsprechende Bespielung.

Funktionale Aspekte
Schulgebäude
Das Schulgebäude auf Teilbereich 1 betritt man über einen großzügigen überdachten Vorbereich an der Südseite des Gebäudes. Im unmittelbaren Anschluss an den Windfang werden Zentralgarderobe, Aula/ Pausenfläche und Speisebereich situiert. Der an die Aula anschließende Mehrzweckraum kann gemeinsam mit der Aula – ergänzt durch Schulbuffet und Speisebereich – für Veranstaltungen genutzt werden, die großzügige Treppe in der Mittelzone des Gebäudes dient mit ihren Sitzstufen als Tribüne für Vorträge und Präsentationen in der Aula. Die anschließende Schulbibliothek ergänzt diesen öffentlichen Bereich im Erdgeschoss, im nördlich anschließenden Trakt liegen Verwaltung sowie Arbeits- und Aufenthaltsbereich / LehrerInnen, die Erschließung erfolgt über eine räumlich getrennte Gangfläche.
Eigene Zugänge an der Straßenseite ermöglichen einen von den SchülerInnen getrennten Zugang zum Lehrer- und Verwaltungstrakt sowie die gesonderte Anlieferung für den Koch- und Speisebereich. In der südwestlichen Gebäudeecke wird – mit vorgelagerter Freifläche wie auch schon im Arbeits- und Aufenthaltsbereich der LehrerInnen – der erste von insgesamt fünf Clustern (jeweils bestehend aus Unterrichtsräumen, offener Lernzone und Sammlung) situiert.
Dieses Konzept der an den beiden Gebäudeecken Richtung Süden positionierten Cluster setzt sich jeweils im 1. und 2. Obergeschoss fort, im dahinter liegenden Längstrakt an der Nordseite liegen die Departments, die Verbindung erfolgt durch eine großzügige offene Mittelzone mit Treppenanlage, Pausenflächen und Lerninseln.
Sowohl die Cluster als auch die großzügige Mittelzone öffnen sich zur „gemeinsamen MITTE“ - üppig begrünte Dachflächen, die den SchülerInnen als Pausen- und Freifläche zur Verfügung stehen und mittels Treppen über die verschiedenen Geschosse verbunden sind.
Homebases im 3. bzw. weitere Departments im 4. Obergeschoss bilden das Gegenüber zu den Departments im nördlichen Längstrakt, der großzügige Mitteltrakt mit Treppe, Lufträumen und Verbindungsbrücken setzt sich auch in diesen Geschossen fort, an seinen Seiten – wie auch in den Geschossen darunter – ergänzt durch Neben- und Sanitärräume sowie die erforderlichen Fluchtstiegenhäuser.
Weitere große begrünte Dachgärten vor den Homebases bzw. Departments im 3.OG über dem darunter liegenden „Gebäudesockel“ ermöglichen den Blick ins Grüne sowie die Nutzung in den Pausen und fördern auch hier den Grünraumbezug.

Gebäude an der U-Bahn-Trasse
Der Längsriegel zwischen U-Bahn-Trasse und Straße beherbergt im Erdgeschoss Verkaufs- und Gastronomieflächen, darüber im 1.OG eine Parkgarage sowie Verkaufs-Nebenflächen, im 2. OG folgen die drei linear angeordneten Turnsäle mit Garderoben-, Geräte-, Sanitär- und Nebenräumen. Im Bereich über den Garderoben wird die erforderliche niedrigere Raumhöhe für Garderoben und Nebenräume zur Ausbildung eines im Freien liegenden, schmalen Zwischengeschosses genutzt: hier wird mit direktem Sichtkontakt in die seitlich anschließenden Turnsäle die Laufbahn situiert, darüber folgen am Dach des Gebäudes schließlich die Sportanlagen im Außenbereich.
Die Anordnung dieser Funktionen im Längsriegel an der U-Bahn-Trasse wurde bewusst gewählt, weil die Nutzung in sämtlichen Geschossen eine stärkere Konzentration nach innen (und damit verbunden weniger Belichtungsflächen an der Fassade) bedingt und somit keine Beeinträchtigung durch die erhöhte Lärmbelastung der U-Bahn-Trasse zu erwarten ist.
Zudem muss eine Nutzung sämtlicher vorgesehener Funktionen (Verkauf, Parken, Sport) durch externe Personen möglich sein, was die Situierung in einem eigenen Gebäude mit gesondertem, getrenntem (Haupt-)Stiegenhaus nahelegt.
Dieses repräsentative Stiegenhaus an der „öffentlichen“ Südseite des Riegels in unmittelbarem Anschluss an das Verbindungsbauwerk zwischen „Schüttkasten“ und Geschäftsfläche im EG gewährleistet eine gut erreichbare, unabhängige Erschließung des Gebäudes, ermöglicht aber zugleich im 2. Obergeschoss mittels einer witterungsgeschützten, geschlossenen Verbindungsbrücke die Anbindung an das Schulgebäude, wo im direkten Anschluss an das Verbindungsbauwerk ein Stiegenhaus erreicht wird.
Die Zufahrt zur Parkgarage erfolgt an der nordwestlichen Gebäudeecke, um die PKW-Erschließung deutlich vom Bereich des öffentlichen Platzes und der Begegnungszone im Süden zu trennen. Die Nutzung des „Schüttkastens“ als Gastronomiefläche (zusätzlich zum Zugang/Geschäftsfläche) bietet sich durch die Lage am öffentlichen Vorplatz und der damit verbundenen Möglichkeit einer gastronomischen Bespielung der vorgelagerten Freifläche an.

Architektonische Aspekte
Ziel des vorliegenden Wettbewerbsprojekts ist die Errichtung eines zeitgemäßen und nachhaltigen Schulstandorts, der von seinen BenutzerInnen sowie den AnwohnerInnen der Umgebung positiv angenommen wird und dessen architektonisches Konzept gemeinsam mit der Gestaltung des Vorplatzes zu einer qualitativen Aufwertung des Gesamtareals beiträgt. Wesentliche Aspekte für dieses Gelingen sind die städtebauliche Einfügung in das bestehende Umfeld hinsichtlich Maßstäblichkeit und Materialität, die Beibehaltung wichtiger bestehender Sichtbeziehungen, die Schaffung hoher Aufenthaltsqualitäten im Innen- und Außenraum sowie einer ansprechenden Lern-, Arbeits- und Aufenthaltsatmosphäre durch entsprechende räumliche Gestaltung und nicht zuletzt ein großes Angebot an Freiflächen mit umfangreicher Begrünung und Bepflanzung.
Wesentliche Bestandteile der angestrebten Innenraumqualitäten stellen die lichtdurchfluteten und offenen Raumkonzepte mit ihren vielfältigen Nutzungsoptionen dar, die spätere Veränderungen im Raumgefüge und in der Bespielung mühelos zulassen.
Die äußere Gestaltung sieht an der Süd- und Westfassade des 5-geschossigen Schulbaukörpers eine vorgesetzte Skelettkonstruktion mit Fassadenbegrünung zur Beschattung vor. Das Konzept der Fassadenbegrünung setzt sich auch umlaufend am östlichen Gebäuderiegel entlang der U-Bahn-Trasse fort. Die hier situierten Räumlichkeiten mit reduziertem Belichtungsbedarf an der Fassade (Verkauf, Garage, Turnsäle) bieten die ideale Grundlage für eine nachhaltige und umfassende Begrünung der Außenwandflächen. Dadurch findet die „grüne Fassade“ vom hohen Schulbaukörper ausgehend ihre Fortsetzung am rechtwinkelig anschließenden Längsriegel an der Ostseite des Grundstücks. Der dreigeschossige Sockel des Schulgebäudes benötigt aufgrund seines geringeren Glasanteils auch weniger Verschattung – somit ergibt sich hier im Sockelbereich die Möglichkeit einer differenzierten Fassadengestaltung in Form von horizontalen Bändern, deren Fensterflächen über einen textilen außenliegenden Sonnenschutz beschattet werden.

Ökonomische, Ökologische Aspekte / Nachhaltigkeit
Ökonomie und auch Ökologie eines Gebäudes stehen nicht zuletzt in unmittelbarer Verbindung mit der gewählten Konstruktionsweise. Das vorliegende Konzept sieht einen massiven Stahlbetonkern in der Mittelzone des Schulgebäudes zur Aussteifung vor, die nördlich und südlich anschließenden Trakte werden in Holzbauweise mittels Träger-Stützen-Platten-System ausgeführt. Dieses System ermöglicht eine hochgradige Vorfertigung der Wand-, Decken- und Fassadenelemente (inklusive Fenstern und Anschlüssen), ist im Gegensatz zur Modulbauweise jedoch kostengünstiger und flexibler. Zur Kostenreduktion wurden im vorliegenden Wettbewerbsentwurf sämtliche Zwischenwände zwischen den Unterrichtsräumen identisch ausgeführt, sodass hier auf die aufwendige Fertigung zahlreicher verschiedener Wandtypen verzichtet werden kann. Vor die Fassade gehängte vorgefertigte Blendmodule bilden den äußeren Abschluss und ermöglichen die Ausführung einer hinterlüfteten Fassade.
Durch die Verwendung möglichst ressourcenschonender und nachhaltiger Baumaterialien in Konstruktion und Ausbau unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes soll eine möglichst klimaschonende Konstruktion und Gebäudehülle gewährleistet werden. Dieser Ansatz ermöglicht den Rückbau der Baumaterialien und somit deren Trennbarkeit und Eignung für die weitere Verwendung und ein zukünftiges Recycling. Für den auf die statische Notwendigkeit reduzierten Einsatz von Stahlbeton soll ressourcenschonender Beton mit rezyklierten Gesteinskörnungen Verwendung finden.
Ein weiteres wichtiges Kriterium betreffend Ökologie und Nachhaltigkeit stellt die ausgeprägte Begrünung der Dach- und Fassadenflächen mittels robuster, hitzeresistenter Pflanzen sowie eine Platzgestaltung mit zahlreichen Baumpflanzungen zusätzlich zum Erhalt der bereits vorhandenen Bäume dar. Beide Maßnahmen sorgen für eine ausreichende Beschattung, bilden einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung urbaner Hitzeinseln und sorgen für den nötigen Klimaausgleich an Hitzetagen. So kann auch trotz Extremtemperaturen eine hohe Aufenthaltsqualität gewährleistet werden.
Die versiegelten Flächen des Vorplatzes werden zudem so weit wie möglich reduziert, ein Wasserbecken dient als Retentionsfläche, optional können Nebelanlagen zur Kühlung installiert werden.
Die Ausführung heller Bodenbeläge in den versiegelten Platzbereichen sowie heller (Holz-)Fassaden an den Gebäuden leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Verminderung sommerlicher Überhitzung.
Die Energieversorgung der Gebäude erfolgt mittels Fernwärme, zusätzlich wird am Dach des 5-geschossigen Schulbaukörpers eine Photovoltaik-Anlage zur lokalen Erzeugung elektrischer Energie errichtet. Eine effiziente Nutzung wird über ein entsprechendes Energiemonitoring- bzw. Managementsystem sichergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die Setzung eines kompakten Baukörpers an der NO-Grenze des Schulgrundstückes wird städtebaulich ein gut proportionierter Vorplatz geschaffen; die Staffelung der Volumina Richtung Süden und damit Richtung Platz wird gewürdigt.

Die dadurch entstehenden Freiflächen (Terrassen) bieten ein differenziertes Angebot an Freiräumen für die Schüler:innen. Richtung Norden und Westen zeigt sich der Baukörper allerdings relativ hermetisch und lässt einen sensiblen Umgang Richtung Grünraum und Khleslplatz vermissen.

Das Raumprogramm wurde in der inneren Organisation klar umgesetzt. Die vorgeschlagene Halle mit den Sitzstufen in der Mitte, der Durchblick Richtung Norden lassen eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten. Ein Cluster im EG mit Gartenzugang wird hinsichtlich Nutzung auch durch die Nachmittagsbetreuung positiv gesehen. Die Organisation der Cluster und deren Bezug zum Freiraum ist gelungen gelöst. Die Anforderung von Tageslicht an die Sammlungen wurde nicht erfüllt. Die Erschließungsachse der Unterrichtsräume (Departments) erscheint funktionell zu gering bemessen. Der zusammenhängende Luftraum über alle Geschoße wird hinsichtlich des Brandschutzes schwierig gesehen. Die angebotene Lösung mittels Brandschutzvorhänge scheint technisch unwirtschaftlich und im Betrieb sehr aufwendig.

Der östliche Bauteil ist gut strukturiert, die Übergänge der beiden Baukörper werden hinsichtlich der Raumqualität schwierig gesehen.

Die zurückhaltenden Darstellungen, insbesondere in den Ansichten, lassen die zu erwartende Architekturqualität nur erahnen.

Stellungnahme der Berater zu Klimaresilienz und Holzbau:

Positiv gesehen wird, dass der Bauteil West in Richtung Westen und Süden abgestuft wird. Dies erlaubt eine gute Überströmung aus Hauptwindrichtung. Die Terrassen bieten auch Aufenthaltsqualitäten. Zwischen den beiden Baukörpern könnte es aber auf Grund der Kanalisierung der Luftströmungen zu hohen Windgeschwindigkeiten kommen. Insgesamt werden durch die Baukörper ein vergleichsweise großer Fußabdruck und Bodenversiegelung erzeugt. Das Mittel der Fassadenbegrünung wird effektiv eingesetzt.

Es wird eine effiziente Konstruktion mit gut passenden Spannweiten für Brettsperrholzdecken dargestellt, die weiter eine gute Kombination von tragenden Innenwänden und Unterzügen aufweist.