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Offener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Gemeindehaus und Schulhaus Sonnenberg in Hefenhofen (CH)

Engere Wahl

Preisgeld: 4.000 CHF

Johannes Saurer Architekt

Architektur

JELA GmbH

Landschaftsarchitektur

Kurt Muhmenthaler

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt zeigt einen durch und durch radikalen Ansatz. Als Herz der Anlage wird eine möglichst grosse, neutrale FlĂ€che in der Arealmitte als Dorfplatz definiert. Dieser im Plan und Bild karg wirkende Freiraum und der grosse Parkplatz vor dem alten Schulhaus charakterisieren das Aussenraumkonzept. Der Dorfplatz ist als Möglichkeitsraum fĂŒr die verschiedensten Nutzungen zu verstehen und stellt ortsbildende Sichtverbindungen her. Dies ist fĂŒr die Aneignung eine Chance, da aber wenig Ansatzpunkte fĂŒr eine konstruktive Aneignung vorhanden sind, kann auch ein grossflĂ€chiger, unattraktiver Aussenraum mit wenig AufenthaltsqualitĂ€t resultieren. Obwohl die Projektverfassenden im ErlĂ€uterungsbericht schreiben: ‘Zur Nachhaltigkeit zĂ€hlen wir auch das Sich-WohlfĂŒhlen an diesem Ort’, findet man dazu im Aussenraum wenig Anhaltspunkte.

Der grosse Freiraum wird durch das mit dem neuen Volumen ergĂ€nzte GebĂ€udeensemble kranzartig gefasst. Das neue, zweigeschossige Haus mit rechteckiger GrundflĂ€che wird in Bezug zur Mehrzweckhalle gesetzt, wobei hierfĂŒr erst der Annexbau mit dem Kindergarten rĂŒckgebaut werden muss. Die Argumentationslinie einer dezidiert nachhaltigen Projektstrategie gerĂ€t hier ins Wanken. Neben der aufs Minimum reduzierten versiegelten UmgebungsflĂ€che, soll nĂ€mlich das neue Schulhaus mit möglichst geringem und klimagerechten Materialaufwand konzipiert sowie bei Bedarf gut rĂŒckbaubar sein.

Das gezeichnete Bild einer Art grossen, einfach strukturierten Fabrikhalle oder dem Ort entsprechend einem landwirtschaftlichen ÖkonomiegebĂ€ude in dem wenig fixiert und viel möglich ist, könnte dieses Versprechen auch einlösen. Das als Atelierschule bezeichnete GebĂ€ude nimmt sĂ€mtliche Schulnutzungen bis auf einen Teil des Lehrpersonenbereichs auf. Ein weiteres Kredo des Projekts, die klare Separierung und Ordnung der Nutzungen und Verbindungen zu- und untereinander. So fĂŒhrt die Garageneinfahrt sĂŒdlich ins Untergeschoss des Neubaus und die Schule ist von Norden her erschlossen. Oder die Gemeinde erhĂ€lt im mit einem Aufzug ergĂ€nzten historischen Schulhaus Platz, da sich die Schule neu, mit einem neuen pĂ€dagogischen Ansatz in einem Haus organisiert.

Der reprĂ€sentative Charakter des heutigen Schulhauses ist bestimmt auch fĂŒr die Nutzung als Gemeindehaus adĂ€quat. Der dargestellte Parkplatz als Vorplatz hingegen lĂ€sst eine stimmige AtmosphĂ€re vermissen. Zudem ist die Anordnung der RĂ€ume fĂŒr SSA und SL im Gemeindehaus undenkbar sowie der Pausenbereich der Lehrpersonen nicht optimal.

Die RadikalitĂ€t der ortsbaulichen Disposition wird im SchulgebĂ€ude als Atelierschule ungebrochen weitergefĂŒhrt. Maximale FlexibilitĂ€t dank klarer und neutraler Struktur. Die Struktur ist effektiv und einfach. Die rechteckige GrundflĂ€che wird in fĂŒnf LĂ€ngs- und vier Querstreifen gegliedert. Die beidseitig angeordneten Entfluchtungs- und Aufenthaltslauben begleiten jeweils vier Klassenzimmereinheiten, welche flexibel zusammen oder autonom funktionieren. Die mittlere Schicht ist Bewegungs- und Servicezone sowie beinhaltet Gruppen-, Material- und RuherĂ€ume. Das dargestellte Bild der Lernateliers ist bestechend in der Vorstellung der Aneignung des offen zu bespielenden Raumes in all seinen Möglichkeiten. Die Frage stellt sich, ob die schier unbegrenzten Nutzungsmöglichkeiten Ă€hnlich dem Freiraum eine Chance fĂŒr den Schulbetrieb sind oder unĂŒberwindbare Schwierigkeiten hervorbringen wie zum Beispiel der Umgang mit LĂ€rm, und Akustik und Unterhalt.

Ein konkretes Manko besteht in der im Obergeschoss grossartig anmutenden Mittelzone im Erdgeschoss. Die grosse GebĂ€udetiefe bedingt, dass kaum eine natĂŒrliche Belichtung ĂŒber die FassadenflĂ€chen passiert. So muss diese Raumschicht immer mit kĂŒnstlichem Licht funktionieren, was dem ökologischen Ansatz widerspricht und die RaumatmosphĂ€re stark trĂŒbt.

Die einfache Struktur der Holzkonstruktion zeichnet sowohl den inneren als auch den Ă€usseren Ausdruck der Atelierschule. Die vier in Serie geschalteten flachen GiebeldĂ€cher zeigen die Teilung in Querrichtung und liegen auf der offenen Struktur der LaubengĂ€nge. Die zurĂŒckgesetzten FassadenflĂ€chen sind geschossweise durch ein durchlaufendes Fensterband horizontal gegliedert und unterstĂŒtzen den unprĂ€tentiösen und leichten Charakter des Hauses. Gleiches macht der gegenĂŒber der PlatzflĂ€che schwebende Laubengangboden, der sich gleichzeitig wunderbar als BĂ€nkli ĂŒber die ganze FassadenlĂ€nge zur Aneignung anbietet.

Neben der stark funktionalen Erscheinung funktioniert aber auch die formale Einordung mit dem wellenförmigen mehrfach, gefalteten Dach, welches die Dachsilhouetten des Ensembles aufnimmt und ergÀnzt, insbesondere das Dach der Mehrzweckhalle.

Der Einsatz von einheimischem Buchenholz und innovativen Bauteilen wie Holz-Lehm-Deckenelemente zeigt das eine radikale Nachhaltigkeit auf allen Ebenen ein Thema sein sollangestrebt wird. Die Atelierschule soll auch einen nNachhaltigen Einfluss auf ihre SchĂŒler:innen haben und das am Beispiel eines Low-Tech-Schulhauses BedĂŒrfnisse mit einfachen, dauerhaften und ressourcenschonenden Massnahmen erfĂŒllt werden können.

Die Grundsatzfrage bleibt. Chance oder Risiko: wie radikal oder anders gefragt, wie offen darf das GefÀss Schule sein? Das durch den eindeutigen Ansatz geprÀgte und dadurch reizvolle Projekt vermag schlussendlich in diversen wesentlichen Punkten die offenen Fragen nicht ausreichend und schlicht abschlÀgig zu beantworten.

Der Vergleich der acht Projekte der engeren Wahl hat gezeigt, dass das Projekt 15 · ÖPFELBLUESCHT durch den Abbruch des bestehenden Kindergartens, Umbau- und Sanierungsmassnahmen an beiden Bestandesbauten und durch ein ĂŒberdurchschnittlich grosses Neubauvolumen klar ĂŒber dem Durchschnitt der zu erwartenden Kosten liegen dĂŒrfte.