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Offener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Gemeindehaus und Schulhaus Sonnenberg in Hefenhofen (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Lauener Baer Architekten

Architektur

Martin Klauser Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

B3 | Engineering und Management am Bau

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Edelmann Energie

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seine klare Haltung und die gekonnten, elaborierten Grundrisse. Der Neubau, in dem die ganze Schulnutzung untergebracht ist, Zyklus I und Zyklus II, sucht die NĂ€he parallel zum MehrzweckgebĂ€ude und bildet mit ihm zusammen ein eindeutig ablesbares neues Schulareal. Die Gemeinde- und die Schulverwaltung sind im historischen Schulhaus untergebracht. So entstehen zwei neue Zentren: Das Öffentliche und das Schulische. Das historische GebĂ€ude kann seinen reprĂ€sentativen Charakter ganz ausspielen und bleibt eine in sich geschlossene Einheit mit möglichen verwaltungsinternen Synergien. Die ortsbauliche Setzung und die Nutzungsverteilung ist gut nachvollziehbar und schafft eine ĂŒbergeordnete Klarheit im Areal.
Der Neubau ist aus zwei gleichen Volumen mit gegenĂŒberliegenden SchrĂ€gdĂ€chern konzipiert. Die Volumen sind zudem im Grundriss zueinander verschoben. So entstehen zwei EingĂ€nge an der SĂŒd- und punktgespiegelt an der Nordfassade. Das GebĂ€ude ist nach einem strengen Holzbauraster aufgebaut. Die EingĂ€nge sind eine Rastertiefe breit und wirken im Vergleich zum Baukörper zu klein, ausserdem motivisch stark untergeordnet. SĂŒd-und Nordeingang sind unverstĂ€ndlicherweise gleichwertig konzipiert - dadurch ergibt sich kein eindeutiger Haupteingang und Schulhof.

Die gesamte Schulnutzung befindet sich im Neubau. Die klare Haltung wird positiv beurteilt, allerdings ist nicht verstÀndlich, warum bei einem so grossen Neubau die WerkrÀume im alten Schulhaus bleiben, was funktional nicht mit den Verwaltungsnutzungen zusammenpasst. Auch ist die Schulsozialarbeit dort am falschen Ort und undenkbar.

Überzeugend ist die Grundrissdisposition des Neubaus. Alle Klassenzimmer, auch die SpezialunterrichtsrĂ€ume sind zweiseitig belichtet und exakt gleich gross. Der aufgespannte Mittelbereich zwischen den KlassenrĂ€umen dient als Erschliessung, Garderobe, Lern- und Bewegungslandschaft. Sie ist ĂŒber die Diagonale aufgespannt und wirkt sehr grosszĂŒgig. Über den Deckenausschnitten ist ein Oberlicht im Dach platziert, so dass genĂŒgend Licht auch ins Erdgeschoss gelangt. Die Lernlandschaft ist durch eine attraktive Wendeltreppe mit den oberen Geschossen verbunden. Durch die offene Gestaltung mit hohem Glasanteil können die Zimmer gut mit der Lernlandschaft kommunizieren und die QualitĂ€t des innenliegenden Mittelbereichs kann so bestehen. Durch die einheitliche Ausformulierung der RĂ€ume wird eine sehr hohe NutzungsflexibilitĂ€t erreicht. Dass die KindergĂ€rten mit den SchulrĂ€ume identisch sind, ist konzeptionell ĂŒberzeugend - in der Nutzung aber nicht erwĂŒnscht. Die Spiel- und LernablĂ€ufe der Kindergartenkinder haben einen anderen BedĂŒrfniskatalog. Deshalb fallen die fehlenden RĂ€ume der KindergĂ€rten, Spielnischen, KĂŒche etc. negativ ins Gewicht, ebenso die knappe Grösse der KindergĂ€rten. Der Neubau generiert durch sein volumetrisches Konzept zusĂ€tzliche LagerflĂ€chen im sonst sehr attraktiven Dachgeschoss.

Der sinnvoll gerasterte Holzbau steht ĂŒber der in Recyclingbeton erstellten Tiefgarage. Die konstruktiven, technischen und statischen VorschlĂ€ge sind ausgereift und in allen Punkten ĂŒberzeugend. Viel Holzanteil vermittelt natĂŒrliche WĂ€rme in den RĂ€umen. Der vorgeschlagene Linoleumboden kontrastiert gut dazu und ist zweckmĂ€ssig. Die UnterrichtsrĂ€ume sind alle zweiseitig verglast und profitieren von unterschiedlicher LichtqualitĂ€t. Die Stoffmarkisen unterstĂŒtzen die InnenraumatmosphĂ€re durch angenehme Filter. Von aussen wirkt der Neubau einladend durch die gewĂ€hlte Materialwahl. Viel Glasanteil zeigt Offenheit, der sichtbare Holzanteil passt zur Schulnutzung und zur lĂ€ndlichen Umgebung. Die rote Farbe unterstreicht den warmen Ausdruck. Die Stoffmarkisen machen den Neubau zusĂ€tzlich lebendig und wirken ihrerseits einladend.

Eine Zugangsachse ab der Abzweigung Obstgartenstrasse erschliesst das Gemeindehaus im alten Schulhaus und das neue SchulgebĂ€ude und bildet einen grosszĂŒgigen Platzbereich zwischen den beiden Bauten, der Eingang des Schulhauses liegt jedoch sehr peripher. Die zentrale Lage der Tiefgaragenzufahrt beeintrĂ€chtigt den Zugangsbereich optisch und praktisch. Baumreihen und Baumgruppen zonieren den Freiraum zwischen den GebĂ€uden. Das Gemeindehaus erhĂ€lt einen dem historischen GebĂ€ude angemessenen Vorplatz, der von Hainbuchen mit Schirmschnitt gefasst wird, ein mittiger Zugang fehlt leider. Der GrĂŒnraum hinter dem Gemeindehaus bleibt weitgehend erhalten, ebenso der Allwetterplatz, der etwas nach Westen verschoben wird. Ein Verzicht auf die Baumreihe zwischen Gemeinde- und Schulhaus wĂŒrde die rĂ€umliche Ordnung klĂ€ren und den ĂŒberdeckten Pausenbereich freispielen. Schulisch und ausserschulisch gut nutzbar sind der Mehrzweckhof und der Spielbereich neben der Mehrzweckhalle. Nördlich der Turnhalle liegt eine grosse Spielwiese und angrenzend der temporĂ€re Parkplatz. Ein rĂ€umlicher Abschluss der Anlage im Norden fehlt.

Insgesamt handelt es sich um ein stimmungsvolles Projekt, das fĂŒr die anspruchsvolle Aufgabe einen diskussionswĂŒrdigen Beitrag leistet. Kritisch gesehen wird vor allem die Grösse des zu bauenden Gesamtvolumens (Neubau und altes Schulhaus), das zu den grössten aller Projekte gehört, die Gleichschaltung der KindergĂ€rten mit der Schule und die Zugangssituation und EingĂ€nge zum Neubau, sowie die zu klein erscheinenden Spielbereiche der KindergĂ€rten. Das aus der inneren Logik mit viel Sorgfalt und Können geplante Projekt bleibt durch seine Strenge bei hoher QualitĂ€t etwas starr und nicht anpassbar in kritischen Punkten.

Der Vergleich der acht Projekte der engeren Wahl hat gezeigt, dass das Projekt 12 · Bis bald am SunnebĂ€rg! durch Umbau- und Sanierungsmassnahmen an beiden Bestandesbauten und einem ĂŒberdurchschnittlich grossen Neubauvolumen ĂŒber dem Durchschnitt der zu erwartenden Kosten liegen dĂŒrfte.