Award / Auszeichnung | 07/2016
BDA-Architekturpreis Nike 2016
©Landesbildstelle Berlin
Luftbild
Flughafen Berlin-Tegel
Klassik-Nike
Bauherren
gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Architektur
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Verkehr
-
Projektgröße:
52.600m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 01/1970
Fertigstellung: 01/1974
Projektbeschreibung
Die Gesamtform dieses Drive-In-Flughafens wurde so weit vorstrukturiert, dass alle zukünftigen Entwicklungen Teile eines Ganzen bleiben, ebenso wie auch alle Konstruktionen, Decken, Fußböden, Treppen und Einrichtungsgegenstände aus der gleichen geometrischen Logik entwickelt wurden. Das geometrische Ordnungsprinzip des Dreiecksrasters im Grundriss findet seine Entsprechung im Aufriss. Die Rohbaustruktur des Betons ist außen und innen sichtbar belassen. Während im zentralen Bereich alle übergeordneten Funktionen zusammengefasst sind, dient der Flugsteigring vorwiegend der dezentralisierten, direkten Abfertigung von Fluggästen und Flugzeugen. Abflug und Ankunft befinden sich auf einer Ebene. Neben der Planung des Flughafens wurden gmp auch alle Einzelplanungen für die Betriebsgebäude, die Planung für Straßen, Brücken und Rollfelder, die Landschaftsgestaltung, das Informationssystem und die Entwürfe fast aller Inneneinrichtungen übertragen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Flughafen Berlin-Tegel, ab 1965 geplant und 1974 eingeweiht, dient seit Jahrzehnten als Musterbeispiel für den Start einer nahezu einzigartigen Architektenkarriere. Tegel hat das kollektive Narrativ der Architektenschaft um die unsterbliche Anekdote bereichert, wie seine jungen, frisch diplomierten Architekten einer Besucherdelegation, die sie irrtümlich für Vertreter des Bauherrn hielten, ein potemkinsches Büro vorgegaukelt haben. In einem Zusammentreffen glücklicher Umstände stellt sich der Flughafen in mehrfacher Hinsicht als einzigartig dar: Einem bislang unbekannten Büro ist es damals gelungen, einen Wettbewerbsgewinn auch tatsächlich ohne Abstriche des ursprünglichen Konzepts zu bauen. Dies wäre heute undenkbar. Neben Schneider-Eslebens nahezu zeitgleichem Flughafen Köln / Bonn war Tegel beispielgebend für eine ganze Generation von Flughäfen weltweit. Beim „Flughafen der kurzen Wege“ steht der Flug- gast im Mittelpunkt. Auch dies wäre heute wegen der veränderten Sicherheitsanforderungen, vor allem aber wegen der „Vermallung“ des Flughafenwesens nicht mehr baubar. Obschon formal als Kind seiner Zeit erkennbar, steht Tegel für Zurückhaltung der Gestaltung und Zweckdienlichkeit, ja Genialität seiner Konzeption. Das formale Motiv des Sechsecks zog sich ursprünglich von der Bodenfliese bis zur städtebaulichen Großform des Terminalgebäudes. Zum großen Leidwesen der Architekten wurde das in der Konzeption angelegte zweite Sechseck niemals gebaut, stattdessen wurden banale Provisorien angelagert, welche die Dominanz und Markanz des Hauptterminals jedoch nicht gefährden können. Tegel hat sich trotz drastisch gestiegener Fluggastzahlen seit über vierzig Jahren hervorragend bewährt. Damit erfüllt der Flughafen Berlin-Tegel den zentralen Gedanken der „Klassik-Nike“ in kongenialer Weise.
©Marcus Bredt
Außenansicht
©Marcus Bredt
Außenansicht
©gmp · von Gerkan, Marg und Partner
Innenansicht
©gmp · von Gerkan, Marg und Partner
Zufahrt zum Flughafen
©Marcus Bredt
Gates
©Marcus Bredt
Innenansicht - Terminal