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Award / Auszeichnung | 09/2021

Atuprix 2021

Mehrfamilienhaus Hodlerweg 8

CH-3600 Thun, Ferdinand-Hodler-Weg 8

Auszeichnung

Bart & Buchhofer Architekten AG

Architektur

Maxplan

TGA-Fachplanung

schaerholzbau ag

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2015
    Fertigstellung: 07/2016

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verdichtung im kleinteiligen, durchgrünten Kontext ist eine Konstante der Ortsentwicklung. Das Mehrfamilienhaus in Thun ist dazu eine willkommene Inspirationsquelle.
Das Projekt besticht durch seine programmatischen und architektonischen Qualitäten. In einem zentrumsnahen Gartenstadtquartier wurde ein Einfamilienhaus aus den 1940er-Jahren durch ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten ersetzt. Dabei sind die Wohnungen mit je etwa 85m2 kompakt gehalten. Ein gemeinschaftliches Zimmer bringt aber eine hohe Flexibilität. Das Haus bietet somit eine Alternative zu den eher familienorientierten Wohnungstypen des Quartiers und macht das ruhige Wohnen im Grünen auch attraktiv für Ältere, Alleinstehende oder junge Paare.
Das sorgfältige Zusammenspiel von Öffentlichkeit, Gemeinschaft und Privatheit zeichnet das Projekt aus. Die Anordnung des Baukörpers an der nordöstlichen Ecke stärkt den Bezug zur Strasse. Die offene Laube bildet eine angemessene Adresse. Sie ermöglicht das Prinzip des eigenen Eingangs, schafft aber auch gute Voraussetzungen für den nachbarschaftlichen Austausch. Die Gebäudesetzung lässt gleichzeitig auf der Südseite einen wohltuenden Kollektivgarten entstehen. Durch die abgewinkelte Gebäudeform sind alle Wohnungen zum Garten orientiert. Die gut durchdachte Staffelung des Gebäudevolumens schafft viel Privatheit und spannende Mikroräume. Sie ermöglicht, in Kombination mit der niedrigen Gebäudehöhe, die selbstverständliche Einbettung im kleinteiligen Kontext.
Das Projekt zeigt einen Weg, wie der Gebäudebestand CO2-frei zu machen ist (vgl. «Netto-Null CO2»-Ziel des Bundesrats). Bei älteren Gebäuden ist dies oft eine wirtschaftliche Herausforderung. Durch den Ersatzneubau mit vier Wohnungen ist die Basis für die Wirtschaftlichkeit sichergestellt. Mittels nachwachsender Baustoffe, wie Holz, Cellulose und Schafwolle, wurde eine CO2-arme und energetisch sehr effiziente Konstruktion des Baukörpers realisiert. Dies ermöglicht es, den verbleibenden Wärmebedarf durch eine elektrische hocheffiziente Grundwasserwärmepumpe zu decken. Deren Betrieb ist CO2-frei, sofern die Elektrizität aus erneuerbaren Quellen stammt.
Das Projekt schafft den schwierigen Spagat zwischen Gartenstadtidylle und Urbanität und zeigt, wie damit ganz neue Mehrwerte entstehen. Ermöglicht haben dies nicht nur intelligente Architekten, sondern auch vorausschauende Planungsbehörden. Mit der Zone «Strukturgebiet Thuner Mischung» werden bei Verdichtungsprojekten höhere qualitative Anforderungen mit grösseren Entwurfsspielräumen verknüpft. Es gelten nur Basisbestimmungen wie Ausnutzung oder Mindestabstände zu den Nachbarn, dafür wird das Projekt vom Fachausschuss beurteilt. Dies fördert die Realisierung von innovativen, ortsspezifischen Projekten. Eine grosse Rolle spielte schliesslich die Bauherrin als Bewohnerin. Das Projekt bedeutete für sie das Aufgeben ihres Einfamilienhauses, die Reduktion der eigenen Wohnfläche und die Verdopplung der Dichte im direkten Wohnumfeld: Das braucht Mut und Weitsicht.