modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 09/2021

Atuprix 2021

Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

Wohn- und Atelierhaus Bahnstrasse

CH-3008 Bern, Bahnstrasse 44

Auszeichnung

Tatraum AG für Kultur, Raum und Produktion

Bauherren

Holzhausen Zweifel Architekten

Architektur

WAM Planer und Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

maurer bauleitung gmbh

Projektsteuerung

Probst + Wieland AG

TGA-Fachplanung

Toneatti Engineering AG

TGA-Fachplanung

Weber Energie und Bauphysik

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Die Auftraggeber beabsichtigen Räume für eine kombinierte Wohn- und Arbeitsnutzung an zentraler Lage zu günstigen Konditionen für verschiedene kreativ-kulturelle Tätigkeiten zu schaffen. Durch die Verbindung von Wohnen und Arbeiten sollen Austausch und Synergien gefördert werden. Zu Gunsten erschwinglicher Mieten und des gewerblichen Charakters soll möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz erhalten und der Ausbaustandart bewusst einfach gehalten werden.

Die unmittelbare Lage am Gleisfeld im Norden bietet einen weiträumigen Ausblick, bringt aber auch Lärmemissionen mit sich. Die Wohn- und Schlafräume werden daher auf die besonnte und gleichzeitig ruhige Südseite zum Quartier hin ausgerichtet.

Aus Kostengründen sollen die baulichen Massnahmen in sparsamer und pragmatischer Weise erfolgen wie bereits im Bestand und generell bei Gewerbebauten üblich. So ergibt sich eine roh belassene Materialisierung, möglichst ohne Verkleidungen und Beschichtungen. Die Unterteilungen für die benötigten neuen Nassräume, Küchen und Aussenräume, sowie die zur Einhaltung aller Richtlinien verlangten Massnahmen sollen mit einfachen und reduzierten konstruktiven Mitteln erstellt werden.

Die grossen Raumtiefen und überhohen Räume im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss werden mehrheitlich gewerblich genutzt. Die geringeren Raumtiefen im östlichen Teil sowie im 2. und 3. Obergeschoss dienen dem Wohnen. Die Nutzung der bestehenden Flachdächer schafft gemeinsame Aussenräume, welche von allen Wohnungen direkt oder via Treppenhaus zugänglich sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wer im Zug von Bern westwärts reist, staunt nicht schlecht: Hart am Gleis zeugt eine weitläufige Terrasse mit Gartenmöbeln und Wimpelschnüren von neuem Leben in einem Konglomerat aus dereinst gewerblich genutzten Gebäuden. Die zum Wohn- und Atelierhaus umgebaute Erdölhandlung in Bern-Holligen könnte nicht sinnfälliger das Ende des fossilen Zeitalters verkörpern. Zwei Maximen leiteten den Umbau und die Erweiterung der beiden Bestandsgebäude – das niedrigere mit hölzernem Dachgeschoss 1941 erbaut, der höhere Flachdachbau 50 Jahre später: Sämtliche Ressourcen wurden sparsam verwendet und die im Rohbau angebotenen Räume sind frei bespielbar. Die Vermählung von Sparsamkeit und Erfindungsreichtum zieht sich durch alle Ebenen: Die 40 Bewohner und Nutzerinnen sind gemäss Vermietungsregel zu mindestens 50 Prozent im Haus tätig.
An seinem Ausgangspunkt steht der Traum zweier Kreativschaffender, Wohnen und Arbeiten derart unter einem Dach zu vereinen, dass nicht nur der Weg zwischen Bett und Werkbank kurz ist, sondern durch gemeinschaftliche Nutzung Flächen gespart, Freiräume gewonnen und Synergien für das Quartier erzeugt werden. Der tiefe Ausbaustandard hält ausserdem die Mieten erschwinglich und ermöglicht, die Räume selbst zu gestalten.
Dass dies gelungen ist, hängt mit dem Engagement der jungen Bauherrschaft zusammen. Der Architekt Hannes Zweifel und der Künstler Zimoun kauften die Liegenschaft mit finanzieller Hilfe eines Verwandten für den Gebrauch durch die eigene Community. Sie kennen die Bedürfnisse von Kreativschaffenden mit kleinem Portemonnaie und verfügten über die Phantasie, sich ein suffizientes Bauen und Leben zu imaginieren. Der erhebliche Mehraufwand für die Planung des Umbaus mit knappen Ressourcen wurde durch das eigene Architekturbüro Holzhausen Zweifel abgefedert. Ein Beispiel für kluges Sparen sind die gebrauchten Türen und Fenstergläser, die an anderer Stelle im Haus wieder eingebaut wurden. Der Inhouse ReUse von Bauteilen spart nicht nur Material, sondern auch Transportwege.
Die Nutzungsverteilung ist pragmatisch gelöst: Die grossen Raumtiefen und überhohen Räume in den ersten beiden Geschossen werden kulturellgewerblich und als Ateliers genutzt. Im zweiten und dritten Obergeschoss wird gewohnt. Das Flachdach schafft zusätzlich zur neuen Terrasse einen gemeinsamen Aussenraum. Die Lage an der Bahn bietet Ausblick, fordert aber das Wohnen heraus. Die nordseitig neuen Fenster helfen, den Bahnlärm zu reduzieren. Der Rest wird über die Grundrisse gelöst. Wohn- und Schlafräume richten sich auf der besonnten, ruhigen Südseite zum Quartier. Gegen die Bahn positioniert sind Küchen, Badezimmer und Atelierräume. Einfach zu wohnen und zu arbeiten, verlangt Bewohnerinnen und Ateliernutzern auf allen Ebenen mehr Toleranz als üblich ab. Aber nicht nur der wertschätzende Umgang mit dem unspektakulären Bestand überzeugt. Dass eine private Bauträgerschaft mit einem dicht genutzten Stadtbaustein einen Treffpunkt mit öffentlicher Ausstrahlung im heterogenen Quartierumfeld schafft, hält die Jury für exemplarisch.
Wohnatelier EG

Wohnatelier EG

Wohnung 2.OG

Wohnung 2.OG

Clusterwohnung DG

Clusterwohnung DG

Ansicht von Norden

Ansicht von Norden

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Querschnitte

Querschnitte