BDA Preis Bayern 2022

Zur Lage der Innenstädte wird aktuell viel diskutiert und geforscht, hat doch die jüngste Pandemie schon länger schwelende Schwierigkeiten verstärkt: Die Digitalisierung verändert den Einzelhandel und damit den «USP» der Innenstädte. Zugleich treffen hohe Mieten auf zunehmende Leerstände. Die geballte Monofunktionalität ist die Achillesferse des Stadtgebiets. Angesichts dieser brennend aktuellen Diskussion ist die Masterarbeit von Annabella Ranft nicht nur ein relevanter Diskussionsbeitrag, sondern bietet exemplarisch als konzeptioneller Architekturentwurf interessante Perspektiven zum Umbau der Innenstädte.

Annabella Ranfts Entwurf befasst sich mit der Weiternutzung und Transformation des Marstall-Areals, gelegen an der Stuttgarter Königsstraße und damit mitten im Zentrum der Stadt. Die Studierende schlägt einen sukzessiven Rückbau bis auf den Rohbau der Gewerbe- und Büroimmobilie vor. Weiterbauen und umbauen statt abreißen ist die Devise. Geschickt fügt Annabella Ranft in die nun freiliegenden Ebenen neue Funktionen ein: Abgeschlossene Holzkuben bieten beispielsweise Raum für unterschiedliche Wohnformen. Durch die modulare und flexible Setzung der Kuben entstehen interessante, gemeinschaftlich genutzte Freibereiche im Gebäude. Zugleich verändern die eingefügten, unabhängigen Raumkuben das Fassadenbild: Der vormals geschlossene Baukörper verwandelt sich in ein lebhaftes, transformatives Gebäude mit gelungenen Reminiszenzen an die Idee von Cedric Price, die dieser in seinem «Fun Palace» formulierte.