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Award / Auszeichnung | 10/2010

Aluminium-Architektur-Preis 2010

Aussenansicht

Aussenansicht

Finanz- und Verkaufszentrale der voestalpine in Linz

AT-4020 Linz, voestalpine-Straße 3

Lobende Erwähnung

Dietmar Feichtinger Architectes

Architektur

voestalpine Stahl GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2006
    Fertigstellung: 11/2009

Projektbeschreibung

Rund um einen weiten Freiraum hat das Linzer Stahlwerk Voest ihre neue, repräsentative Verkaufs- und Finanzzentrale errichtet. Das Städtebau-Konzept und der Entwurf der Bauten am Platz wurde nach einem hochkarätig besetzten Wettbewerb von Österreichs bekanntestem Auslandsarchitekten entworfen.

Die große Geste

Linz hat seine Bedeutung als Industriestandort nicht allein „der Voest“, wie sie in Oberösterreich etwas verkürzt genannt wird, zu verdanken. Doch scheint die Stadt in ihrer Wahrnehmung – nach innen wie von außen betrachtet – besonders eng mit jenem unter dem Namen Hermann Göring Werke gegründeten, heute weltweit operierenden Stahlkonzern verbunden zu sein. Glücklicherweise ist man sich „in der Voest“ der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Man bemüht sich; nicht nur um die Qualität der Linzer Luft. So steht die Visitenkarte, die uns die voestalpine Stahl GmbH mit ihrer neuen Verkaufs- und Finanzzentrale am Linzer Standort überreicht, auch für das industriell geprägte Linz. Sie funktioniert als solche hervorragend: der dynamisch gekurvte, vorne schräg angeschnittene Baukörper mit der beweglich filigranen goldenen Fassade verfehlt seine Wirkung auf den unaufmerksamsten aller Vorbeifahrenden nicht.

Man hat ja auch seitens der Bauherrschaft bereits im Vorfeld der Auftragsvergabe weder Kosten noch Mühen gescheut, um ein entsprechendes Ergebnis zu erzielen: Dietmar Feichtinger Architectes sind als Sieger aus einem sowohl bei den Teilnehmern als auch in der Jury hochkarätig besetzten Wettbewerb hervorgegangen. Ihr Projekt hat wohl nicht zuletzt durch die große Geste überzeugt. Sie umreißt die Brache der so genannten „Nicht-Kern-Zone“ nördlich der Konzernzentrale namens BG41 als weiten, aber klar begrenzten Freiraum, der sich bis zum Besucherzentrum im Südwesten erstreckt. Und bringt das Kunststück zuwege, drei höchst unterschiedliche Gebäude zu einem repräsentativen Ganzen zusammenzufassen.

Der Park, der hier nach den Plänen der – ebenfalls in einem geladenen Wettbewerb siegreichen – Pariser Landschaftsplaner H.Y.L. entstehen soll, hat alles Potential, einer der imposantesten Parks der Stadt zu werden. Es tut seiner Qualität keinen Abbruch, dass er auf zwei Ebenen funktioniert, wobei deren vertikale Verschränkung sich auf Oben und Unten gleichermaßen wertsteigernd auswirkt.

Stahl-Demonstrationen

Dietmar Feichtinger Architectes haben das gesamte Wettbewerbsareal von Fahrzeugen rigoros leergefegt. Die bis dato hier gelegene Blechwüste, die selbst der – sonst immer am Einsatz der eigenen Produkte durchaus interessierten – Voest nicht mehr werbewirksam schien, erstreckt sich nun eine Ebene tiefer und ist zur Parkgarage im doppelten Sinn des Wortes geworden. Aus Sichtbeton in bemerkenswerter Qualität errichtet, an den offenen Rändern von begrünten Böschungen flankiert, natürlich durchlüftet, über bepflanzte Atrien erhellt und von teils durchsichtigen, teils satinierten Glaswänden in geradezu wohnliche Dimensionen unterteilt, spinnt diese Garage mit ihrem hellen, geschliffenen Boden das oberirdisch begonnene Geschäft der Repräsentation gekonnt weiter. Wer immer das Privileg der Vorfahrt unter das neue, ebenfalls von Dietmar Feichtinger Architectes gestaltete, weit vor das BG41 kragende stahl-gläserne Vordach nicht nutzt und durch die Garage bei ungünstiger Witterung trockenen Fußes in die neue Verkaufs- und Finanzzentrale zu gelangen, wird vom unterirdischen Umfeld nicht enttäuscht.

Der Haupteingang in die Verkaufs- und Finanzzentrale allerdings liegt unübersehbar unter der kühnen, die konstruktiven Möglichkeiten des Baustoffes Stahl im obersten Geschoss eindrucksvoll herausstellenden Auskragung an der nordöstlichen Stirnseite des Gebäudes. Hier gelangt man in ein gläsern entgrenztes Foyer, das die Aufmerksamkeit der Besucher zwischen das stählerne Empfangspult auf der einen und die beeindruckende, von Halden, Kränen und Schloten gezeichnete Landschaft auf der anderen Seite spannt. Von hier erreicht man über einen Panoramalift die in diesem Bauteil untergebrachten, allgemein zugänglichen Besprechungsräume. Diese sind in Anzahl, Größe und Ausstattung auf die Bedürfnisse des gesamten

Standortes Linz zugeschnitten und werden durch eine zum Himmel hin offene, von Glaswänden umwehrte Terrasse mit entsprechendem Ausblick im obersten Geschoss ergänzt. Sämtliche Räume des mit seiner zart profilierten Glasfassade deutlich als Sockel ausgebildeten Erdgeschosses sind ebenfalls „öffentlichen“ Nutzungen wie dem betriebseigenen Reisebüro, einem Archiv, der Werbemittelabteilung und Ähnlichem vorbehalten.

Goldene Fassade, grüne Atrien

Die eigentlichen Büroräume liegen in den vier von der golden schimmernden Fassade umfangenen Obergeschossen. Diese sind streng linear und zweihüftig angeordnet, wobei die Krümmung des Baukörpers seine Längserstreckung optisch mildert. Die Büros liegen an einer breiten Mittelzone, in welche vier glasgedeckte begrünte Atrien eingeschnitten sind. Neben jedem Atrium liegt ein Erschließungs- und Versorgungskern aus Sichtbeton, dazwischen erstrecken sich die „Wohnzimmer“ der Abteilungen. Die Büros sind von diesem kommunikativen Bereich durch teilweise satinierte Glaswände getrennt, was für die Belegschaft ähnlich gewöhnungsbedürftig gewesen
sein soll wie die zurückhaltende Farbigkeit der Ausstattung: sanfte Grautöne werden durch das helle Braun der Holzböden und von kräftigen Signalfarben im Bereich der Teeküchen ergänzt. Die relativ schmale Teilung der Fassade in raumhoch öffenbare Stahlpaneele und ebenso raumhoch fest verglaste Elemente erlaubt verschiedene, den Nutzungsanforderungen entsprechende Bürogrößen. Die verschiebbaren Beschattungselemente aus rahmenlosem Streckmetall an der Außen- und ein textiler Blendschutz an der Innenseite der Fassade gewährleisten komfortable Lichtverhältnisse. Dietmar Feichtinger Architectes zeigen die Stahlkonstruktion – Säulen und gelochte Träger – ebenso wie den Sichtbeton der Decken. Die ausschließlich über den Gängen geführten haustechnischen Leitungen sind hinter ihren Streckmetallverkleidungen noch schemenhaft zu sehen. Die damit verbundene Notwendigkeit zur Disziplin in Planung und Ausführung fügt dem Gesamteindruck noch jenes Mehr an Gediegenheit hinzu, nach dem man in manch prächtigem Büropalast leider vergeblich hascht.

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architektur.aktuell, No.356, 11.2009 101
© SpringerWienNewYork
Text by Romana Ring
Gesamtansicht 11671 m2 VFZ, 21 154 m2 begrüntes Parkdeck, Caseli Cateringservice am Gelände 1 238 m2

Gesamtansicht 11671 m2 VFZ, 21 154 m2 begrüntes Parkdeck, Caseli Cateringservice am Gelände 1 238 m2

Halle

Halle

Bürobereich

Bürobereich

Besprechungsbereich, Terrasse

Besprechungsbereich, Terrasse

Offene Garage

Offene Garage