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Award / Auszeichnung | 06/2023

Beispielhaftes Bauen Zollernalbkreis 2015-2023

Gebäude 48 – Umnutzung Werkstatt und Lager für Verwaltung

DE-72469 Meßstetten, Geißbühlstraße 48

Auszeichnung

Architekt Bernd Vosseler

Architektur

Sting Planungsbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Strehlau Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

FEUERING

Brandschutzplanung

Büro für Baustatik Bernd Lewandowski

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2023

Projektbeschreibung

Geschichte
Das „Gebäude 48“ befindet sich am Rande der ehemaligen Kaserne in Meßstetten. Seit der Auflösung dieses Bundeswehrstandortes bemühten sich die Stadt Meßstetten und der Landkreis Zollernalb um eine Nachnutzung des gesamten Areals. Immerhin ermöglichte die über die Jahre aufrecht erhaltene Infrastruktur eine Zwischennutzung zur Aufnahme von Flüchtenden. In den kommenden Jahren wird sich das ehemalige Kasernengelände zu einem interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet entwickeln. Um diesem Prozess Schwung und Glaubwürdigkeit zu verleihen, entschied sich der Landkreis dazu, das hier vorgestellte „Leuchtturmprojekt“ zu verwirklichen.

Das „Gebäude 48“ wurde 1973 gebaut und diente der Standortverwaltung (StoV) als Werkstatt- und Lagergebäude. Teile des Untergeschosses wurden als Bunker ausgebildet. Im Obergeschoss befand sich seit jeher die Kleiderausgabe für Soldaten der Bundeswehr. Größe, Zustand und Konstruktion des Gebäudes wie auch seine Positionierung im Zugangsbereich des Areals sprachen für die Projektidee des Landkreises, hier eigene Verwaltungsflächen entstehen zu lassen.

Bauaufgabe und Umsetzung .
Die Schwierigkeit bestand nun darin, einen flexiblen, adaptiven Grundriss zu entwerfen, der auf mögliche Nutzerwechsel reagieren können muss. Dasselbe galt für eine Fassadengestaltung, die jederzeit alle Möglichkeiten offenlässt, die dahinterliegende Fläche sowohl in großzügige Bereiche als auch in kleinteilige Einzelbüros aufzuteilen. Außerdem sollte auf wirtschaftliche Art und Weise ein nachhaltiger Umbau realisiert werden, der architektonisch interessant ist und ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld im Stand der Technik schafft.
Zu diesen komplexen Vorgaben gesellte sich dann der eigene Anspruch, den Charakter des Gebäudes zu erhalten und weiter herauszuarbeiten, hauptsächlich bestimmt durch seine Stahlbeton-Skelettbauweise. So konnten im Bereich der Außenwände nichttragende Fensterbrüstungen durch großzügige Fensterelemente ersetzt werden. Innenwände, Verglasungen und abgehängte Decken wurden so angeordnet, dass Stützen- und Trägerstrukturen ablesbar blieben. Holzpflasterbeläge der ehemaligen Werkstattbereiche wurden größtenteils erhalten und überarbeitet. Bestehende Stahlgeländer wurden durch Streckmetallbrüstungen und Holzhandläufe ergänzt und aufgewertet. Die mit Brettern geschalten Decken und sichtgemauerten Wände wurden in Flur- und Nebenraumbereichen belassen und verleihen dem Innenraum in Verbindung mit sichtbar geführten Elektropritschen und Lüftungsrohren einen industriellen Stil, kombiniert mit Akustiksegeln und modernster LED-Beleuchtung.
Die unbehandelte Holzfassade aus kreiseigener Weißtanne ersetzt nun die ursprüngliche Trapezblechfassade und stiftet Identität, gemeinsam mit Holzfensterelementen und den gezielt über das Gebäude verteilten Fensterpaneelen. Die charakteristische Laderampe wurde saniert und durch ein verzinktes Geländer mit Stahlnetzfüllung ergänzt. Gebäudezugangsbereiche konnten um passend gestaltete Vordächer und einen barrierefreien Zugang aufgewertet werden.

Haustechnik
Das Haus ist an ein Nahwärmenetz auf Biogasbasis angeschlossen. Auf diese Weise werden die Raumwärme und das Brauchwasser für die Mitarbeiterduschen erzeugt. Die Besprechungs- und Sanitärräume werden mechanisch be- und entlüftet; alle Büroräume können manuell über ausreichend viele Fensterflügel individuell mit Frischluft versorgt werden. Der sommerliche Wärmeschutz wird über außenliegende Jalousien hergestellt. Eine auf die Nutzer abgestimmte Lichtsteuerung sorgt in Verbindung mit modernster LED-Technik für einen stromsparenden Betrieb des Gebäudes. Der Archivbereich ist in zwei Klimazonen unterteilt und wird unter Einbindung einer Wärmepumpe passend zum verwahrten Archivgut – Kunstwerke und Zeitungskopien aus dem Zollernalbkreis – präzise klimatisiert.

Gebäudenutzung und Ergebnis
Durch den Einbau eines Personenaufzugs können alle entstandenen Büro-, Besprechungs- und Sozialbereiche in Erd- und Obergeschoss barrierefrei erreicht werden, wie auch die Nebenraum- und Archivbereiche im Untergeschoss. Auf dem sanierten Flachdach wurde eine kleine Pausenterrasse errichtet, die von den Gebäudenutzern selbst gestaltet werden kann. Genutzt wird das Gebäude zum Zeitpunkt der Fertigstellung von den kreiseigenen Abteilungen Forstamt, Straßenbauamt und Archiv. Die Landesregierung mit „Forst BW“ und der „Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb“ konnten zusätzlich als Mieter gewonnen werden. Für die verfügbare Restfläche mit rund 350 m² konnte ein weiterer Mieter gewonnen werden, sodass auch diese Fläche künftig genutzt wird.

Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei ca. 4,7 Mio. Euro für rund 3.100 m² Fläche (ca. 1.500 EUR/m²). Dabei können die in Anspruch genommenen Zuschüsse für die energetische Sanierung des Gebäudes aus Mitteln der KfW-Bank noch abgezogen werden. Ein solch wirtschaftliches und inhaltlich abgestimmtes Ergebnis ist nur durch intensive Zusammenarbeit von Bauherrschaft, Gebäudenutzern, Fachplanern und Architekturbüro möglich. Sowohl das Planungsteam als auch die überwiegende Mehrheit der beteiligten Handwerksbetriebe stammen aus dem Zollernalbkreis und machen aus dem „beispielhaften Bau“ eine regionale Gemeinschaftsleistung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Umbau des ehemaligen Kasernenbauwerks zu einem Verwaltungsgebäude ist beispielhaft in mehrerlei Hinsicht: Zum einen ist er Leuchtturm und Initialzündung für die weitere Entwicklung des interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks und die sinnvolle Nachnutzung einer Bundeswehrbrache. Zum anderen überzeugt das Objekt aus baulicher Sicht: Innen sind die Büro- und Funktionsräume sinnig und – gemäß des künftigen Bedarfs – in der Nutzung flexibel aufgebaut. Das Gebäude wirkt wie ein Neubau, nicht zuletzt durch das Aufbrechen der flachen Fensterreihen hin zu markanten Lichtfronten. Die Bezüge zum ursprünglichen Bau sind dennoch subtil vorhanden. Besonders positiv zu werten ist die neue Holzverkleidung, durch die sich die wohltuende Nähe des Baus zur umgebenden Natur widerspiegelt.