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Award / Auszeichnung | 05/2024

Otto-Borst-Preis 2024 für Stadterneuerung

Vielfalt. Neugestaltung Kirche und sozial-caritatives Zentrum St. Anton Schweinfurt

DE-97422 Schweinfurt, St.-Anton-Straße 10

Preis | Kategorie: Stadtbaustein

Brückner & Brückner Architekten GmbH Tirschenreuth I Würzburg

Architektur

Katholische Kirchenstiftung St. Anton

Bauherren

Bischöflicher Stuhl zu Würzburg

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    4.968m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 05/2022

Projektbeschreibung

Die Sehnsüchte und Bedürfnisse der Gläubigen, Atmosphäre und Nutzung von Kirchenräumen hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und damit auch die Anfor­derungen an die Architektur. Die Menschen, der Ort, der Raum und das Material – das sind für uns die Essenzen des Bauens.
Im neuen Jahrtausend kämpfte das ganze Ensemble von St. Anton mit Leerständen, funktionalen, technischen und brandschutztechnischen Defiziten. Es stand zwischenzeitlich sogar der Abriss der denkmalgeschützten Gebäude zur Debatte. Der Kirchenraum war für seine heutige Nutzung überdimensioniert, kalt und zugig, der Zugang wenig einladend und nicht barrierefrei. Die Technik veraltet. Die weiteren Funktionen und Nutzungen weit verteilt, die Orientierung schlecht. Spätestens 2009 begannen intensive Gespräche über die Zukunft des Ensembles und der neu gegründeten Schweinfurter Stadtkirche. 2012 fiel die Entscheidung, St. Anton unterzieht sich einer Erneuerung – innerlich und äußerlich!
Kirche wurde in St. Anton neu gedacht. Inhaltlich und architektonisch. Die grundlegendsten bauliche Veränderungen waren die Entscheidung, die Kirche zu verkleinern, das große Fenster an der Fassade nach innen zu versetzen und damit einen neuen zentralen Eingang für alle Nutzungen zu schaffen. Diese Tür ist für alle offen: Ganz gleich, ob man in der Kirche das Gebet sucht, im Café Charisma Freunde trifft oder Beratung eines Fachdienstes, wie z.B die Beratungsstelle der Caritas, den Sozialpsychiatrischen Dienst oder den Malteser Hospizdienst benötigt. Hier ist nicht nur der funktionale Mittelpunkt des Ensembles, sondern ein Ort der Begegnung und Kommunikation.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Neugestaltung der Kirche St. Anton mit gemeindlichem Zentrum und Wohnen ist ein intelligentes Beispiel einer gelungenen inneren Verschiebung, Neuerschließung und Neustrukturierung eines komplexen Nutzungskonglomerats. St. Anton ist ein denkmalgeschütztes Ensemble mehrerer Gebäudeflügel, die von einem zentralen Kirchenbau ausgehen, und drei halboffene Höfe bilden. Der Westgiebel der Kirche war mit markantem Rundbogenfenster das zentrale Schauelement, gerahmt von zwei ausschwingenden niedrigeren Seitenflügeln mit Wohnnutzung, zu einem großzügigen Vorplatz. Die Zugänge waren eher unscheinbar seitlich in den Flügeln und nicht barrierefrei. Der Komplex entstand ab 1950 durch den Architekten Hans Schädel im Heimatschutzstil mit Anklängen an eine gemäßigte Moderne, bzw. Neue Sachlichkeit.

Die Kirche war, in ihrem ursprünglichen Typus, konzeptionell aus einer einschiffigen Hallenkirche entwickelt, die durch ein rudimentäres Querhaus in ihrer Vierung zur Zentralkirche ausgeweitet war. Dieser kreuzförmige Grundriss mit einem zentralen Vierungsturm mit verlängerten Langhausarmen stellt die architektonische Idee dar. Die Vierung, zusätzlich mit ausgestellten Ecken vergrößert, mit überhohem Pyramidendach innenräumlich und baukörperlich herausgehoben. Die Tiefen des Langhauses, aber auch des kürzeren Querhauses boten Platz für große Scharen von Sitzbankreihen für die Gläubigen, die aus der Weite des Raums von allen Seiten ebenfalls kreuzförmig auf den zentralen Altar ausgerichtet waren. Unter anderem diese nicht mehr benötigte Größe der Gottesdienstanordnung war Anlass für den Umbau: Die Kirchennutzung wurde nun um den zentralen Bereich des Altars konzentrisch angeordnet, das freigewordene Langhaus umgenutzt als neue zentrale Eingangshalle mit Treppenhaus und neuem Aufzug und repräsentativer Doppel-Freitreppe sowie in zwei neu eingezogenen Obergeschossen mit Pfarrsälen. Die Dächer der Seitenflügel wurden kaum sichtbar angehoben, um weitere Gemeindesäle zu schaffen.

Die Innenräume erhalten eine durchgehende sanfte weiße Farbigkeit, die auch von einer neuen, die Architektur unterstreichenden Beleuchtung, insbesondere der Deckengewölbe, sehr gut unterstützt wird. An den Fassaden werden keine grundsätzlichen Veränderungen vorgenommen. Die ursprünglichen Öffnungen gewähren jetzt Blicke in intimerem Rahmen aus den neuen Sälen auf die Stadt und stellen eine Beziehung her, binden diese ein. Die Potentiale der vorhandenen architektonischen Strukturen und Räume werden auf frappierende Weise gehoben und an aktuelle Anforderungen angepasst. Man hat dabei den Eindruck, dass das Haus erst jetzt all seine Qualitäten vollendet ausspielen kann. Das Haus macht Lust, es zu besuchen und Freude, sich in ihm aufzuhalten und Gemeinsamkeit zu erleben. Ein heiterer Ort, der seine Geschichte würdigt und sich tiefer im Weichbild der Stadt verankert.
1956 Gesamtensemble St. Anton

1956 Gesamtensemble St. Anton

Bestand

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