Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024

In der Vergangenheit haben wir die natürlichen Wasserkreisläufe umgeleitet und aufgebrochen. In Stuttgart wurde der Nesenbach verdolt und der Neckar begradigt – zur Schiffbarmachung, zum Hochwasserschutz, zur Energiegewinnung und zur Abwasserentsorgung. Heute steht der Neckarkanal mit seinen die Region prägenden Architektur- und Ingenieurbauwerken als Ganzes unter Denkmalschutz. Unter dem Handlungsdruck der Klimakrise gilt es nun, unsere Wasserinfrastrukturen neu zu denken und in Wert zu setzen. Der Neckar als Urbaner Fluss bietet dabei ein großes Potenzial für die Region, durch die Öffnung der Uferkanten und als Badeort die dringend benötigten Ausgleichsflächen am und im Wasser zu schaffen. Darüber hinaus sind Flüsse ein Schlüssel für einen gesunden Wasserhaushalt, die Schaffung von Biodiversitätskorridoren und die Minimierung von Hochwasserrisiken in der Zukunft. Gleichzeitig ist Stuttgart eine europäische Mineralwasserhauptstadt. Die zahlreichen Mineralquellen, 250 Wasserbrunnen und Wasserspiele verteilt im gesamten Stadtgebiet bilden ein weiteres Potenzial, die lebenswerte Stadt Stuttgart in den bestehenden Wasserinfrastrukturen neu zu denken. Die Neuinterpretation des Infrastrukturelements der Mittelmole Bad Cannstatt als Neckarinsel Stuttgart schafft ein positives Narrativ, unsere Wasserinfrastrukturen neu zu entdecken und in einem ko-produktiven Prozess umzugestalten.

Das Projekt „Neckarinsel Stuttgart“ zeigt einen beispielhaften Ansatz, wie zivilgesellschaftliche Initiativen dazu beitragen können, verschlossene und unzugängliche Orte in unseren Städten zu entdecken, für die Stadtgesellschaft zugänglich zu machen und zu transformieren.