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Konzeptstudie im Einladungsverfahren | 03/2020

Neubau einer Liftanlage Dählhölzli im Tierpark Bern (CH)

Teilnahme

Architekturbüro Patrick Thurston

Architektur

Indermühle Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Fusspunkt der vorgeschlagenen Liftanlage befindet sich im bewaldeten Hanggebiet, womit eine Integration in die umgebende Vegetation angestrebt wird. Aufgrund der aufwendig Artikulierung des Konzeptes gelingt dies allerdings nur teilweise. Der Baukörper wird eher als
Aussichtsturm mit Naturerlebniswert gelesen, denn als Infrastrukturelement. Das Beurteilungsgremium würdigt diese Interpretation der Aufgabe.

Dem steht allerdings die mächtige Dimension der Turmbaute entgegen, die mit über sieben Meter Durchmesser und einem Doppelsteg zum Anschluss der oberen Ebene eine dem Ort und der Aufgabe nicht angemessene Dominanz erzeugt.

Der Zugang zum Fusspunkt des Liftes über eine Brücke ist plausibel und angemessen gelöst, auch wenn die relativ breite Gewässerüberdeckung kritisch ist. Die Anbindung des Bauwerkes an die obere Ebene mittels zwei V-förmig platzierten Stegen erscheint vordergründig als schlanker und eleganter Ansatz. Allerdings vermag diese Lösung einer detaillierten betrieblichen Überprüfung nicht standzuhalten: Sie führt zu Konflikten bezüglich Wartezonen und Besucherführung.

Mit beträchtlichem Aufwand werden Gestaltungselemente des benachbarten, denkmalgeschützten Restaurantgebäudes zitiert. Eine komplexe, zimmermannsmässige Holzkonstruktion und eine Schindelfassade erfahren dabei eine Adaption auf die zeitgemässen technischen Bedürfnisse einer öffentlichen Liftanlage. Das Ergebnis
ist gleichermassen faszinierend wie ambivalent.: Die mit viel Aufwand inszenierte Sinnlichkeit von Konstruktionsprinzip und Materialisierung bleibt den Nutzenden
weitgehend verborgen, da sie die Baute in einer abgeschlossenen Glaskabine durchqueren.

Die vorgeschlagene Kombination einer materialbedingt nicht sehr steifen Holzkonstruktion mit einem auf minimale Masstoleranzen angewiesenen Grosslift erscheint nicht ganz unproblematisch, wenn auch vermutlich technisch beherrschbar. Die Konstruktion inklusive Lifttechnik wird starken Umwelteinflüssen und insbesondere auch regelmässig hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sein.
Wartung und Unterhalt der Elemente im schwer zugänglichen Konstruktionsraum zwischen Fassade und Liftkabine dürften eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellen.

Sowohl Baukosten wie auch Betriebs- und Unterhaltskosten sind bei diesem Konzept aufgrund der aufwendigen Lösungen als eindeutig überdurchschnittlich anzunehmen.

Das Beurteilungsgremium würdigt diesen Beitrag, der mit unkonventionellen konstruktiven und architektonischen Mitteln aus einer Infrastrukturaufgabe ein prägnantes Bauwerk macht. Die begrüssenswerten Bemühungen der Konzeptverfassenden scheitern letztendlich an kaum korrigierbaren Defiziten hinsichtlich der städtebaulich landschaftlichen Einbettung., sowie an diversen betrieblichen Nachteilen. Das Beurteilungsgremium verdankt bei diesem Beitrag insbesondere die detaillierte und innovative Auseinandersetzung mit einer komplexen Holz-Tragkonstruktion.