modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Konzeptstudie im Einladungsverfahren | 03/2020

Neubau einer Liftanlage Dählhölzli im Tierpark Bern (CH)

Teilnahme

Campanile & Michetti Architekten

Architektur

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

WAM Planer und Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Tierpark soll mit dem vorgelagerten Platzgefüge und einer zentral liegenden, begrünten Konstruktion eine prägnante Adressbildung erhalten. Das Beurteilungsgremium würdigt die Absicht, die Liftanlage nicht als eine rein technische Installation auszugestalten. Die Erfahrung, sich in einem filigranen und begrünten Seilkonstrukt vertikal zu bewegen und die Umgebung durch einen Filter hindurch zu beobachten, lädt eine ansonsten rein funktionale Geste atmosphärisch auf und verbindet das Erlebnis von innen heraus mit dem Habitat der Tiere im umliegenden Park.
Der Lift wird nicht in den Hang, sondern selbstbewusst in die nordwestliche Ecke des Ankunftsplatzes gestellt. Diese Position führt jedoch zum mit Abstand mächtigsten Verbindungsteg aller eingegebenen Konzepte.

Ein ausladendes Vordach markiert die Platzgestalt auf der Ebene der Aare und weist auf eine allseitig orientierte Nutzung hinweisen, was jedoch nicht der Fall ist. Die Ausweitung der Kinderspielfläche gegen das Restaurant Dählhölzli verunklärt zusammen mit dem Standort des Aufzugsturms die räumliche Situation und erlaubt es nicht, einen eigentlichen Ankunftsplatz wahrzunehmen.

Die vorgesehene, innen liegende, massiv dimensionierte Stahlkonstruktion beherbergt einen filigranen Glaslift. Die umgebende und begrünte Hülle soll neben der üppigen Pflanzenvielfalt auch kleine Tiere beherbergen und die Jahreszeiten darstellen. Die Kern-Hüllen-Thematik fasziniert, findet jedoch in der Ausgestaltung der Verbindungsbrücke keine adäquate Fortsetzung. Diese ist als Konstrukt wenig filigran und dominiert den bewaldeten Berghang auf wenig subtile Art und Weise.

Die Funktionalität der Liftanlage und der dazu notwendigen Technik werden wegen der allseitig offenen, der Witterung ausgesetzten Bauteilen als ungünstig beurteilt. Die weitgehend ungeschützte Konstruktion ist in Bau und Betrieb aufwändig. Der lange Anschlusssteg schmälert die Kapazität der Anlage.

Die Wirtschaftlichkeit ist im Vergleich zu den übrigen Konzepten unterdurchschnittlich. Neben der Erstellung betrifft dies auch den Betrieb, da sehr viele unterschiedliche, schwer zugängliche Bauteile aufwändig gepflegt werden müssen.

Grundsätzlich würdigt die Jury den einzigen Beitrag, welcher den Lift – prominent und sorgfältig materialisiert – auf den Platz stellt. Dieser wird inhaltlich und gestalterisch
sorgsam auf den Ort bezogen thematisiert und könnte so zum neuen Wahrzeichen des Tierparks werden. Die Kombination der angedockten Brücke mit dem Turm und
deren Mächtigkeit sind hingegen zu dominant für diesen landschaftlich und denkmalpflegerisch sensiblen Ort.
Leider ist auch die umgebende Landschaftsgestaltungwenig präzise und für die räumliche Wahrnehmung eher verunklärend. Insgesamt gelingt den Verfassenden ein wertvolles und ansprechendes Konzept, vor allem, weil es den Ortsbezug sucht und dabei eine überraschend eigenständige Szenografie anbietet.