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Award / Auszeichnung | 03/2024

Die schönsten Restaurants & Bars 2024

Signor Lievito

IT-20135 Mailand, Via Maestri Campionesi 26

1. Preis | Kategorie: Café & Bistro

Hannes Peer Architecture

Architektur, Innenarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    100m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2022

Projektbeschreibung

Vielschichtig und vielstimmig ist die Sprache, mit der Interior-Designer Hannes Peer die Gestalt des Cafés „SIGNOR LIEVITO“ in Mailand formuliert. Architekturstile und Zitate verwebt er dabei in einzigartiger Weise mit Kindheitserinnerungen der Inhaberin Natalia Nikitina und über Generationen weiter- gegebenen Traditionen. Und selbst für die Nutzung mischt sich, ganz untypisch in Italien, Bäckerei mit Café – und lädt dadurch ein, sich einem in Ruhe zu widmen: der Zeit. Beinahe zurückhaltend wirkt auf den ersten Blick das Café „SIGNOR LIEVITO“ in der Via Maestri Campionesi unweit der Porta Romana. Skandinavische Natürlichkeit und die Gelassenheit der amerikanischen Moderne der Westküste sind spürbar inmitten der lebendigen italienischen Modemetropole, dabei reduziert auf wenige Materialien: Terrakotta und Birkenholz. Erst auf den zweiten Blick, beim Erleben des Ortes offenbaren sich die einzelnen Geschichten, überlagert, verwoben, verflochten zu diesem einen dichten und emotionalen Gesamtbild. Die Geschichte des ehemaligen lettischen Models Natalia Nikitina, die durch die Liebe nach Mailand geführt wurde und während der Pandemie ihre eigentliche Berufung fand, als sie zunächst Familie und Freunde und schließlich die Nachbarschaft mit selbstgebackenem Brot versorgte. Der Duft frischen Brotes aus den Bäckereien ihrer Heimat. Der große gemauerte Kamin, den Hannes Peer einst für ihr Wohnhaus in Mailand entworfen hatte, und ihr Wunsch, diese Natürlichkeit bei ihrer Bäckerei ebenfalls in den Mittelpunkt zu stellen. Die poetische Dimension, die er darin sah, die Erinnerung an den heimischen Kamin mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. Die Auflösung von innen und außen, da sich der Raum wie aus einem Guss durch seine einheitliche Materialität formt. Und nicht zuletzt der Ableger eines rund 120 Jahre alten Lievito Madre, des Anstellguts, das den Weg aus Kampanien zu Natalia Nikitina fand. Und so ist dieser kleine Raum in der Via Maestri Campionesi unweit der Porta Romana eine Ode an die Entschleunigung. Sich Zeit zu nehmen, bedeutet hier nicht nur, die hier ge- backenen Brote wie auch die an nordische Tradition angelehnten süßen Backwaren mit Zimt, Kardamom, Mohn und Vanille in Ruhe in den Räumlichkeiten zu genießen. Zeit wird hier vor allem der Zubereitung der Backwaren, der Pflege der Teigsorten geschenkt, deren Bedeutung schon im Namen aufscheint: „SIGNOR LIEVITO“.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das „SIGNOR LIEVITO“ fällt auf. Es trägt die Handschrift des Mailänder Innenarchitekten Hannes Peer und ist zudem stark inspiriert von der aus Lettland stammenden Betreiberin Natalia Nikitina, die 15 Jahre lang als Model gearbeitet und die ganze Welt bereist hat. Natürlichkeit stand bei der Gestaltung der Mailänder Café-Bäckerei „SIGNOR LIEVITO“ im Mittelpunkt. Zum Einsatz kamen hell-elegantes Birkenholz, das die nordische Herkunft der Inhaberin widerspiegelt, und doppelt gebrannte Terrakottafliesen, die für den Süden stehen. Alle Möbel sind selbst entworfen und von einem Schreiner in Süditalien, der Heimat von Natalia Nikitinas Ehemann, handgefertigt. Auch die charakteristischen Fliesen sind handgemacht. Gebacken wird auch mit dem in Italien eher unüblichen Roggen, doch der namensgebende Sauerteig („Lievito Madre“) spielt eine tragende Rolle. Dem Interior-Designer Hannes Peer ist es gelungen, eine Verkaufstheke, eine kleine Bar, eine offene Backstube und einen Gastbereich mit 25 Plätzen auf wenigen Quadratmetern höchst eigenständig zu gestalten. Die für Wände und Boden verwendeten Terrakottafliesen wärmen mit ihrer rustikalen Textur den Raum. Sie finden sich auch an der völlig neu gestalteten Außenfassade wieder. Der weiße Putz ist eine Anspielung an den kalifornischen Modernismus, von dem sich Hannes Peer stetig inspirieren lässt. „Ein bisschen Palm Springs in Mailand“, wie er sagt. Die Atmosphäre im Gastraum ist gemütlich, die Einrichtung jedoch ist anspruchsvoll, mit „Abat-Jour“-Lampen von Roger Capron und einer „Foglio“-Wandleuchte von Tobia Scarpa. Die vier Bilder über der Sitznische wurden von Hans Peer gemalt, inspiriert von der Villa Santo Sospir und Jean Cocteau. Das „SIGNOR LIEVITO“ ist ein Gesamtprojekt. Von den Papiertaschen und der Grafik bis hin zum Logo wurde alles von Hannes Peer Architecture entworfen.