modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
6. Rang 7 / 7

Offener Wettbewerb | 10/2022

Erweiterungsneubau und ErgÀnzung historische Parkanlage Alterszentrum Adlergarten in Winterthur (CH)

7. Rang / 7. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Knorr & PĂŒrckhauer Architekten

Architektur

GERSBACH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

Perita AG

Projektsteuerung

Ferrari Gartmann AG

Tragwerksplanung

Balzer Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauphysik, BIM-Management

ZOSTERA Brandschutzplanung GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag PAGODIA stellt sich stÀdtebaulich in die Reihe grosser, kompakter Baukörper, wie sie das Quartier östlich der klein und dicht strukturierten Altstadt im Bereich öffentlicher Bauten
vorweist. Um als klar geschnittenes, rechteckiges Volumen im Park gelesen werden zu können, setzt sich der Erweiterungsneubau deutlich vom bestehenden Alterszentrum ab, reduziert die
innenrĂ€umliche Verbindung zum Haupthaus im Erdgeschoss gekonnt auf ein Minimum und rĂŒckt entlang der Adlerstrasse so weit nach SĂŒden, dass der Rettenbachweg als Sichtachse fortgesetzt werden kann und unauffĂ€llig ans Wegesystem anschliesst. In der Nordwestecke des Areals entsteht ein grosszĂŒgiger Platz, der wesentlich zur neuen, markanten Adressbildung beitrĂ€gt. Eine baumbestandene, chaussierte Intarsie mit Brunnen inmitten von AsphaltflĂ€chen lĂ€dt hier als Treffpunkt und Aufenthaltsort ein. Gleichzeitig wirkt dieser Bereich sehr urban und eher unpassend im stark durchgrĂŒnten Villenquartier des 19. Jahrhunderts. Auch ist der Platz teilweise unterbaut, was manche der geplanten, zahlreichen Baumsetzungen fraglich erscheinen lĂ€sst. Die historische HĂ€ngebuche kann in diesem Kontext leider nicht erhalten werden.

Kurze klare Wege und eine Offenheit zum Park prĂ€gen das Ankommen im Erweiterungsneubau. Die Reorganisation des bestehenden Erdgeschosses wirkt selbstverstĂ€ndlich. Der Saal wird durch seine Verlegung und Neuerstellung als öffentlich nutzbarer Ort an der SĂŒdseite des Erweiterungsneubaus hin zum Park glaubhaft als Mehrwert definiert. Was jedoch fehlt, ist die betrieblich wĂŒnschenswerte NĂ€he zum Gastronomiebereich. Die angepasste Organisation des Restaurants mit der grossen Terrasse am modernistischen Becken erscheint sinnvoll und pragmatisch. Im Park wirken die gleichförmig eingestreuten BĂ€ume eher als Signatur und stellen eine fundierte Auseinandersetzung mit dem historischen Park und mit seinem nachzuweisenden Potenzial fĂŒr aktuelle Anforderungen infrage. Die Gartengestaltung lĂ€sst sowohl die BedĂŒrfnisse einer altersgerechten und generationenĂŒbergreifenden Nutzung als auch wichtige ökologische Aspekte in der Schwebe.

Über eine zentral angeordnete vertikale Erschliessung aus drei Liften gelangt man in die sechs oberen Geschosse. Die Tagesklinik ist im 1. Obergeschoss untergebracht und verfĂŒgt ĂŒber einen
Terrassenbereich ĂŒber dem Verbindungsbau. Auch wenn es fĂŒr Mitarbeitende und Angehörige attraktiv sein kann, von dort ĂŒber eine Wendeltreppe direkt in den Park zu gelangen, ist dies den Bewohnenden aufgrund ihrer physischen Verfassung nur in den seltensten FĂ€llen möglich und stellt fĂŒr sie eher eine Gefahr dar. Ein altersgerechter Vorschlag einer Verbindung wĂ€re hier ein Gewinn gewesen. Die fĂŒnf Pflegegeschosse mit je 24 Einzelzimmern bzw. zwei Wohngruppen sind typologisch klar und sehr kompakt organisiert und nach Norden, Osten und Westen orientiert. In den beiden GebĂ€udeecken gegen SĂŒden befinden sich die AufenthaltsrĂ€ume mit den dazugehörigen RĂ€umen fĂŒr Betreuung und Aufsicht.

Um Tageslicht in die Tiefe des GebĂ€udes zu bekommen, gibt es einen zentralen Lichthof, der ĂŒber sechs Geschosse reicht und die Introvertiertheit des Bauwerks betont. Ein Blick in den Park oder in den Himmel ist bei diesem Grundrisslayout ausserhalb der Zimmer kaum möglich. Die Flure bieten durch ihre pragmatische Ausgestaltung als reine FunktionsrĂ€ume keinerlei AufenthaltsqualitĂ€t. Auch sind sie sogar fĂŒr die Anforderungen als FunktionsflĂ€chen stellenweise Ă€usserst knapp bemessen und dadurch einem gut funktionierenden Betrieb wenig dienlich. Das GefĂŒhl der Enge setzt sich bis in die AufenthaltsrĂ€ume fort, die fĂŒr je zwölf Bewohnende zu klein ausgelegt sind und kaum Spielraum fĂŒr FlexibilitĂ€t erkennen lassen, um den BedĂŒrfnissen in der Pflege zu entsprechen. Einen positiven Eindruck vermitteln hingegen die Loggien, die wind- und sonnengeschĂŒtzt einen Aufenthalt im Freien in wohnlicher AtmosphĂ€re ermöglichen.

Mit dem gleichen Grundriss ist im obersten Geschoss die Demenzabteilung untergebracht. Die erwĂ€hnten Defizite des Regelgeschosses werden hier nochmals verschĂ€rft, da der gesamte Aussenbereich (Demenzgarten) fĂŒr 24 Personen zusĂ€tzlich als Terrassen-Loggia integriert wird und die gemeinschaftlichen RĂ€ume dabei deutlich zu klein und nicht bedĂŒrfnisgerecht geraten.

Der Erweiterungsneubau soll als Holzkonstruktion aus Laubholz erstellt werden. Dies ist konsequent und glaubhaft in der Struktur des GebÀudes sichtbar und innenrÀumlich als atmosphÀrischer Wert erlebbar. Auch in puncto Nachhaltigkeit ist das Projekt umfassend und integral gedacht, bis hin zur baulichen Einbindung von Sonnenschutz und PV-Elementen, und vermag so einen wertvollen Diskussionsbeitrag zu leisten, der geschÀtzt wird. Dies vermag jedoch nicht die grundsÀtzlichen Bedenken zur gedrungenen Volumetrie und zur Grundrissgestaltung aufzuwiegen, zumal diese auch durch die Wahl der Konstruktion bedingt ist.
6. Rang 7 / 7