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Offener Wettbewerb | 10/2022

Erweiterungsneubau und ErgÀnzung historische Parkanlage Alterszentrum Adlergarten in Winterthur (CH)

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Franziska / Sebastian MĂŒller Architekten

Architektur

SchlÀpfer Carstensen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Schmidt & KĂŒndig Ingenieure AG

Tragwerksplanung

3-Plan Haustechnik AG

TGA-Fachplanung, Bauphysik, Akustikplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag sieht eine konzentrierte Anordnung der Baumasse im nördlichen Bereich der Parzelle vor. Der A D L E R B L I C K ist damit ein GebÀude am Park und nicht wie in anderen
WettbewerbsvorschlÀgen ein GebÀude im Park. Der wertvolle Baumbestand im Nordwesten muss weichen, darunter auch die 150-jÀhrige HÀngebuche, die gemÀss Baumgutachten «unbedingt
schĂŒtzenswert» ist. Der Wegfall dieses Baums mindert den Wert der Anlage deutlich. Der Saal kann jedoch erhalten und in die neue Gesamtanlage integriert werden. Durch das Weiterentwickeln der Typologie entlang der GĂ€rtnerstrasse gelingt es, den Park ĂŒber die gesamte Breite von der Adlerstrasse bis zur Palmstrasse freizuspielen und einen gebĂŒhrenden Abstand zum historischen Ensemble im SĂŒden zu schaffen. Der Preis dafĂŒr ist eine sehr hohe Baumasse und Dichte entlang der nördlichen Parzellengrenze, die zu einer Riegelwirkung fĂŒhrt. Ob ein Mehrwert geschaffen wird, der die Massnahmen rechtfertigt, ist infrage zu stellen.

Der weitrĂ€umige Park soll einen Mehrwert fĂŒr die Öffentlichkeit schaffen; in der sĂŒdwestlichen Ecke wird ĂŒber den offenen Parkbereich ein Einbezug der Villa Flora erreicht. Mit der senkrecht zum HauptgebĂ€ude gefĂŒhrten Verbindung zu den historischen GebĂ€uden wird der Park in zwei Bereiche unterteilt. Diese Trennung wird durch die Gestaltung des Bereichs mit breiten, befestigten Wegen noch verstĂ€rkt. Damit wird die Chance, den Aussenraum als einen zusammenhĂ€ngenden englischen Landschaftspark zu erleben, nicht wahrgenommen.

Die Hauptadresse des Adlergartens bleibt an der GĂ€rtnerstrasse bestehen und wird ĂŒber einen Nebeneingang an der Adlerstrasse, der ĂŒber den neuen Empfangsbereich mit dem Hauptzugang
verbunden wird, ergĂ€nzt. Der gesamte Bereich entlang der GĂ€rtnerstrasse ist mehrheitlich versiegelt. Auch die Westseite zur Adlerstrasse hin wirkt mit den AutoabstellplĂ€tzen wenig attraktiv und kann aufgrund der Unterbauung nicht bepflanzt werden. Im Erdgeschoss des Bestands sind einige bauliche Anpassungen notwendig. Die bestehende Lift- und Treppenanlage wird durch die Umorganisation vom Haupteingang abgerĂŒckt und ist dadurch nicht mehr direkt auffindbar.

Zwischen Neubau und Bestand wird auf der Parkebene ein Hof geschaffen, welcher eine interessante ErgĂ€nzung zu den bestehenden AussenrĂ€umen bietet. Er erzeugt einen geschĂŒtzten Aufenthaltsbereich im Freien, der vermutlich gerne angenommen wird. Im Erdgeschoss sind publikumsorientierte RĂ€ume untergebracht, die Zimmer der Bewohnenden befinden sich in den Obergeschossen. Die Demenzabteilung wird im 1. Obergeschoss mit direktem Zugang zum Demenzgarten vorgeschlagen. Eine schattenspendende Pergola ergĂ€nzt die Öffnung der Terrasse zum Park nach SĂŒden hin; sie verbindet den Neubau im 1. Obergeschoss mit dem Saal. Im Inneren fĂŒhrt eine neue Treppe vom Saal direkt zur Eingangshalle, scheint dort aber rĂ€umlich etwas verloren und zufĂ€llig platziert.

Die Wohnbereiche in den Obergeschossen sind im verschrÀnkten Volumen gut organisiert. Die Gangbereiche werden als wenig abwechslungsreich empfunden, sie bieten den Bewohnenden keine AufenthaltsqualitÀt. Im Schnittpunkt befinden sich die öffentlicheren Nutzungen; hier können die beiden Wohngruppen bei Bedarf voneinander abgetrennt werden. Die ArbeitsrÀume
im Inneren erhalten teilweise kein Tageslicht, was angepasst werden mĂŒsste. Die Grundrisse sind sorgfĂ€ltig ausgearbeitet, die RĂŒcksprĂŒnge in den Korridoren vor den Zimmern brechen deren LĂ€nge, die Wohnbereiche werden mit geschĂŒtzten Balkonen ergĂ€nzt, und die Fenster in den Zimmern bieten durch ihre raumhaltige Ausformulierung einen Mehrwert fĂŒr die Bewohnenden.
Dass die Übereckzimmer eine zweite Verglasung erhalten, ist zwar rĂ€umlich reizvoll, fĂŒhrt aber im Sommer zu Überhitzung dieser RĂ€ume. Die Tagesklinik ist im Dachgeschoss angeordnet und verfĂŒgt ĂŒber eine eigene grosszĂŒgige Terrasse, welche durch die Abstufung der beiden GebĂ€udeteile entsteht.

Die Fassaden wirken in den Visualisierungen abweisend. Die Rankpflanzen sind aus klimatechnischen Überlegungen zwar verstĂ€ndlich, verunmöglichen aber den seitlichen Ausblick aus den Kastenfenstern und stellen eine zusĂ€tzliche Herausforderung fĂŒr den Brandschutz dar. Vor allem bei Zimmern mit SĂŒdwestausrichtung können der hohe Glasanteil und der fehlende bauliche Sonnenschutz zur Folge haben, dass diese wĂ€hrend Hitzeperioden ohne zusĂ€tzlichen technischen Aufwand nicht bewohnbar sind. Die vorgeschlagene Konstruktion erscheint teilweise komplizierter als nötig; so wĂ€re z. B. in einigen Bereichen der Einsatz von Massivholz anstelle verleimter Holzelemente vorzuziehen. Die Kompaktheit des Neubaus ist gut, jedoch besitzt das Untergeschoss einen grösseren Fussabdruck als das Erdgeschoss. Da zudem die SchutzrĂ€ume im 1. Untergeschoss nicht korrekt nachgewiesen sind, birgt das Projekt Risiken, die einen erheblichen Einfluss auf Kosten und Nachhaltigkeit haben können.