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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Innovative Grundrisse für den geförderten Wohnungsbau

Geometrie + Struktur

Geometrie + Struktur

ein 1. Preis / Typologie Eckgebäude

Lacol SCCL

Architektur

Membrive Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Gemeinschaftliche Infrastruktur, Lernen zu teilen.

Die Straße und der öffentliche Raum sind seit jeher ein Ort der Begegnung, der Interaktion, der Gemeinschaft und des Konflikts. Ein Ort dort an dem viele Funktionen und Akteuren der Stadt miteinander verbunden sind.
Dieser hybride und intensive Zustand ist aufgrund von Veränderungen in den Produktions- und Konsummodellen oder der Kategorisierung und Umverteilung von Aktivitäten im städtischen Raum gefährdet.

Dieser Prozess wird durch die Digitalisierung und Virtualität beschleunigt, da diese Phänomene große Auswirkungen auf die Beziehungs-, Arbeits- und Mobilitätsmuster haben. Diese Dynamik steht nicht im Einklang mit dem Konzept des kollektiven Lebensraums, welches für eine Stadt von großer Bedeutung ist.

Parallel zu diesen Phänomenen haben sich soziale und demographische Veränderungen vollzogen, welche sich im Wettbewerbsprogramm widerspiegeln und sich unmittelbar auf die Bedeutung des häuslichen Bereichs und die dort stattfinden
Rituale.

Die Dekonstruktion des Konzepts der traditionellen Familie (mononuklear und heteropatriarchal) hat die Tür zu einer Vielfalt von Formen des Zusammenlebens geöffnet, die mit einer Verringerung der Zusammensetzung dieser Einheiten einhergeht.
Darüber hinaus gibt es eine allgemeine Alterung der Gesellschaft. Wir leben länger und doch immer häufiger einsamer und isolierter. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist ein Paradigmenwechsel nötig, der die formelle und informelle Pflege in den Mittelpunkt stellt.

Die Erfahrung von Wohnungsbaugenossenschaften und anderen kollektiven Initiativen, die mit Beziehungs- und Lebensformen experimentieren, zeigt, dass kollektives Wohnen einen großen Beitrag zur Stärkung der Gemeinschaft leisten kann.

Unser Vorschlag ist ein offenes System, welches die typische Monofunktionalität von Wohngebäuden verändert. Das Gebäude trägt dazu bei, die Individualisierung und Atomisierung zu durchbrechen, indem es die Grenzen des privaten Raums aufweicht und mehrdeutige Räume und Begegnungsmöglichkeiten schafft, die den Aufbau von Vertrauen und Bindungen ermöglichen.

Ein Gebäude, in dem wir lernen zu teilen, Räume für Verhandlungen, offen für Austausch und Zusammenkommen.

Eine gemeinschaftliche Infrastruktur für ein sozial und ökologisch nachhaltiges Leben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser*innen schlagen einen klar gegliederten Grundriss mit zwei Treppenhauskernen und einer innenliegenden Versorgungsstruktur aus Nasszellen vor. Die „L-Form“ des Eckgebäudes wird mit den Nassbereichen nachgezeichnet und durch Abstellmöglichkeiten in den Wohnungen ergänzt. Auch die Eingangsbereiche der Wohnungen befinden sich in der Mittelzone, sodass sich die privaten und gemeinschaftlichen Wohnbereiche zu den Fassaden nach Innen und Außen des Blockrandes orientieren. Es ergeben sich durchgesteckte Wohnungen, die eine gute Belichtung ermöglichen.

Zudem wird das Gebäude durch hausgemeinschaftliche, gemeinschaftliche und semi-gemeinschaftliche Bereiche durchzogen, die sich versprungen von Geschoss zu Geschoss jeweils an die Treppenhäuser gliedern und hier verschiedene Möglichkeitsräume entwickeln. Ergänzend werden im Konzept der Basic-Wohnungen Räume entwickelt, die sich zwei Haushalte teilen können und damit eine Flexibilität anbieten. Die Cluster-Wohnungen sind ebenfalls gut gegliedert und bieten verschiedene Angebote aus Privat und Gemeinschaft. Durch das Angebot der differenzierten und sensibel ausgestalteten Bereiche der Privatheit, Gemeinschaft und Hausgemeinschaft gelingt den Entwurfsverfasser*innen das Aufweichen von Grenzen zwischen Privatheit und Gemeinschaft auf besondere Art und Weise, wodurch eine Vielzahl an nicht-hierarchischen Räumen entstehen kann. Der Entwurf ermöglicht eine gesamtheitliche Struktur mit sehr differenzierten Zonen von Privatheit, Gemeinschaft und Öffentlichkeit. Durch die mittig liegende Erschließung der Wohnungen entstehen auf wenig Quadratmetern sehr gut gegliederte Wohnungen. Das Gremium lobt zudem die sehr selbstverständlich und unaufgeregt wirkende Kombination aus Cluster- und Basictypen für verschiedene Haushaltsgrößen.

Insbesondere das Zusammenspiel der Räume aus privaten Räumen in privaten Einheiten, gemeinschaftlichen Räumen in privaten Einheiten, semi-privaten geteilten Bereichen, gemeinschaftlichen Bereichen für Teilgemeinschaften, Rückzugsbereichen in gemeinschaftlichen Bereichen und hausöffentlichen Räumen wird von dem Gremium geschätzt. Die Entwurfsverfasser*innen übermitteln diese Überlegungen klar und nachvollziehbar. Das Gremium bewertet den Beitrag als innovativen Umgang mit den gesellschaftlichen Veränderungen, wie demografischen Wandlungen und damit einhergehenden Isolierungsprozessen, auf die der Entwurf differenzierte Antworten gibt. Der Beitrag wird insbesondere im Kontext seiner sozialorientierten Herangehensweise gewürdigt.
Ecklösung

Ecklösung

Innovatives Wohnen Basic

Innovatives Wohnen Basic

Innovatives Wohnen Cluster

Innovatives Wohnen Cluster

Innovatives Wohnen Basic, System

Innovatives Wohnen Basic, System

Innovatives Wohnen Basic, Erdgeschoss

Innovatives Wohnen Basic, Erdgeschoss

Durchwegung durch die Gemeinschaftsräume

Durchwegung durch die Gemeinschaftsräume

Schnitt

Schnitt