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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Innovative Grundrisse für den geförderten Wohnungsbau

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Anerkennung / Typologie Eckgebäude

Heide & von Beckerath

Architektur

Erläuterungstext

Das Eckgebäude im Blockrand ist ein integraler Bestandteil unterschiedlicher Blockstrukturen, die sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in europäischen Städten etabliert haben. In Großstädten wie Paris, Barcelona und Berlin entstanden jeweils eigene Typologien für ein Eckgebäude, welches nicht nur den Blockrand abschließt, sondern gleichermaßen die Begegnung zweier Straßen markiert und manchmal einen kleinen Platz mit Aufenthaltsqualität mit sich bringt. Das Eckgebäude steht daher in einer besonderen Wechselbeziehung mit dem öffentlichen Raum der Stadt und des Quartiers. Die Untersuchung des Eckgebäudes im Blockrand im Rahmen der Hamburger Wohnraumförderung beginnt mit einer typologischen Analyse und entwickelt dessen Potenziale vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Bedingungen weiter. Zunehmend individualisierte Lebensstile, neue Formen des Wohnens und Arbeitens, der demografische Wandel und der Anspruch an eine ökonomische und ökologische Bauweise erfordern robuste und gleichermaßen flexible Wohnräume, denen ein sparsamer Umgang mit Ressourcen zugrunde liegt und welche das Zusammenleben innerhalb der Gemeinschaft fördern. Eine Ecke, zwei Erschließungen und drei Wohntypologien beschreiben das Ergebnis der Untersuchung, die sich ganz oder auch anteilig an unterschiedlichen Standorten realisieren lässt.

Eine Ecke

An der Ecke entsteht durch das Anschneiden des Baukörpers ein beiden Straßen gleichermaßen zugeordneter Vorplatz. Dem Erdgeschoss des Eckgebäudes kommt in Verbindung mit dem öffentlichen Raum der Stadt eine besondere Bedeutung zu. Hier entsteht ein großzügiger Gemeinschaftsraum, der als Café einen Beitrag zum Quartier leisten kann. Der in die Fassade eingeschnittene Eingangsbereich führt über ein Foyer zum zentralen Erschließungskern mit Aufzug. Als gemeinschaftlich nutzbares Angebot steht der Hausgemeinschaft ein Waschsalon zur Verfügung. Seitlich des Eingangs befindet sich ein kleiner Arbeits- oder Atelierraum, der an die darüber gelegene Wohneinheit angebunden ist und Wohnen und Arbeiten in Kombination ermöglicht. Die Wohneinheiten befinden sich zum Schutz der Privatsphäre im Hochparterre und werden über eine Galerie erschlossen. Notwendige Räume zur Bewirtschaftung und zum Betrieb des Eckgebäudes (Hausanschlussraum, Müllraum, Fahrrad- und Kinderwagenabstellraum sowie individuelle Abstellräume) wurden bei der Untersuchung noch nicht berücksichtigt.

Zwei Erschließungen

Der besondere Charakter des Wohnhauses beruht wesentlich auf dem Konzept seiner Erschließung. Es erlaubt die Flexibilisierung des Wohnangebotes und dient zugleich als Gemeinschaftsfläche für nachbarschaftliche Begegnungen und Aufenthalte. Im Regelgeschoss und Dachgeschoss des Eckgebäudes werden zwei unterschiedliche Formen der Erschließung gezeigt. Sie können beliebig und/oder geschossweise kombiniert oder auch alternativ umgesetzt werden. Während im Bereich der Ecke am vertikalen Erschließungskern über alle Geschosse hinweg ähnliche Wohnungen entstehen, ermöglicht die Erschließung über die Galerie oder den Mittelflur vielfältige und anpassbare Raumkonfigurationen.

Drei Wohntypologien

A Die beiden Wohnungen im Bereich der Ecke und des kurzen Gebäudeflügels sind direkt über den Erschließungskern erreichbar. Sie erhalten neben einem zentralen Küchenbereich gleichwertige Räume ohne eine definierte Nutzungszuordnung. Diese Anlage erlaubt die Anpassung an verschiedene Wohnformen durch minimale bauliche Eingriffe. Die eher klassischen Wohnungsgrundrisse sind somit für Familien und Wohngemeinschaften gleichermaßen geeignet. Über eine Sollbruchstelle können die Wohneinheiten auch zu einer großen Wohnung zusammengeschaltet werden.

B Über Galerien erschlossene Wohngebäude haben eine lange Tradition und ermöglichen eine gleichermaßen effiziente wie auch gemeinschaftsfördernde Form der Erschließung. Ein frühes Beispiel im Kontext des modernen Reformwohnungsbaus war das Laubenganghaus Heidhörn der Hamburger Architekten Paul A. R. Frank und Hermann Frank oder die Siedlung Törten in Dessau von Hannes Meyer. Die Galerie des Eckgebäudes wird vom zentralen Erschließungskern aus erreicht und erschließt den langen Gebäudeflügel hofseitig. Als Aufweitungen der Galerien sind den individuellen Wohneinheiten eigene Balkone vorgelagert. Die lineare Erschließung ermöglicht durchgesteckte und beidseitig belichtete und belüftete Wohnungen. Die kleinste mögliche Wohneinheit wird durch ein innenliegendes Bad gegliedert, sodass ein Wohn- und Essbereich mit bodentiefen Fenstern an der Galerie und ein geschützter Schlafbereich entstehen. Drei zusammengefasste Einheiten ermöglichen unterschiedliche Wohnungstypen: Drei Zwei-Zimmer-Wohnungen, eine Zwei-Zimmer-Wohnung und eine Vier-Zimmer-Wohnung oder auch zwei Drei-Zimmer-Wohnungen. Eine außenliegende Wendeltreppe am Ende der Galerie dient als zusätzlicher Rettungsweg.

C Mittelflure sind als effiziente Erschließungen bei großen Büro- oder Hotelbauten typisch. In der Untersuchung des Eckgebäudes im Blockrand wird der Mittelflur zum Instrument, kompakte Kernwohnungen um zusätzliche Räume zu erweitern. Durch die Zuschaltung der Kombiräume sind unterschiedliche Wohnungsgrößen darstellbar, die bei der Erstvermietung oder auch im Laufe der Zeit an veränderte Bedürfnisse angepasst werden können. Die räumliche Trennung und individuelle Erschließung über den Mittelflur ermöglicht dabei eine gewisse Autonomie der Kombiräume, die über einen eigenen Wasseranschluss verfügen und durch ein zusätzliches WC im Bereich des Flurs ergänzt werden. Somit ergeben sich zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, etwa als Jugendzimmer, als Hobby- oder Arbeitsraum, als Gästezimmer, als Raum für eine Pflegekraft oder auch als ein unter mehreren Mietparteien geteilter Gemeinschaftsraum. Unter Einbeziehung des Mittelflurs, der zum bewohnbaren Korridor umgewidmet wird, entstehen flexible Wohngrundrisse quer und diagonal zur jeweiligen Kernwohnung.

Eine besondere Eigenschaft eines jeden Eckgebäudes im Blockrand ist die mögliche Gefahr des Brandüberschlags im Bereich der inneren Ecke. Dieser Problematik wird mit dem Einfügen einer rückversetzten Loggia begegnet. Alle an der Galerie und am Mittelflur gelegenen Wohnungen verfügen über einen zweiten baulichen Rettungsweg. Bei den Wohnungen im Bereich der Ecke und des kurzen Gebäudeflügels wird der zweite Rettungsweg über die Anleiterbarkeit von der Straße realisiert.

Das haustechnische Konzept folgt den Grundsätzen des nachhaltigen und energieoptimierten Bauens. Für die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung sollte zunächst die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses geprüft werden. Alternativ wird zur Erfüllung der Vorgaben des GEG ein komplett strombasiertes Konzept empfohlen. Die Heizwärme kann dabei mittels Wärmepumpen (Dachaufstellung) mit einem Autarkiegrad von 100 % erzeugt werden. Die Stromversorgung der Wärmepumpen erfolgt dabei überwiegend mittels auf dem Dach installierter PV-Anlagen. Für die Trinkwassererwärmung sind dezentrale Hybrid-Wohnungsstationen mit integriertem elektrischem Durchlauferhitzer möglich. Mit Hilfe der Hybrid-Wohnungsstationen kann das Warmwasser über die Wärmepumpen bereits vorgewärmt werden, sodass der Strombedarf der Durchlauferhitzer minimiert wird. Mittels Grauwassernutzung, wassersparender Armaturen und Spülkästen kann der Trinkwasserverbrauch reduziert werden. Die Belüftung der Wohnungen erfolgt bedarfsgeführt und dezentral über die innenliegenden Bäder und Fensterfalzlüfter. Zur Wärmerückgewinnung können dabei Abluft-Wärmepumpen eingesetzt werden. Bei den durchgesteckten Wohnungen ist eine natürliche Querlüftung möglich. Eine ökonomische Platzierung und verzugsfreie Führung der Installationsschächte ist trotz verschiedener und flexibler Wohnungsgrößen gegeben.
Regelgeschoss 1 / 1. Obergeschoss

Regelgeschoss 1 / 1. Obergeschoss

Regelgeschoss 2 / 2. Obergeschoss

Regelgeschoss 2 / 2. Obergeschoss

Wohntypologie A

Wohntypologie A

Wohntypologie A

Wohntypologie A

Wohntypologie A

Wohntypologie A

Wohntypologie B

Wohntypologie B

Wohntypologie B

Wohntypologie B

Wohntypologie B

Wohntypologie B

Wohntypologie C

Wohntypologie C

Wohntypologie C

Wohntypologie C

Wohntypologie C

Wohntypologie C