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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Innovative Grundrisse für den geförderten Wohnungsbau

Lageplan

Lageplan

ein 1. Preis / Typologie Zeilengebäude

SoerenHoeller Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Entwicklung von innovativen Grundrissen Rahmen der Hamburger Wohnraumförderung

Die Wohnraumförderung hat seit ihrer Gründung vor 70 Jahren eine zentrale Rolle in den Aktivitäten der IFB Hamburg gespielt. In den letzten zehn Jahren wurden allein über 73.000 Wohnungen in der Hansestadt mit einem Investitionsvolumen von mehr als 7,5 Milliarden Euro für Neubauten und Modernisierungen gefördert. Dieses Verfahren hat zum Ziel, innovative Ideen für Wohnungsgrundrisse und Wohnkonzepte im Kontext der Hamburger Wohnraumförderung zu entwickeln. Dabei besteht die Herausforderung darin, die städtebaulichen Typologien zu erfassen und die Potenziale und Bedingungen zu verstehen, um angesichts sich wandelnder Lebens- und Arbeitsbedingungen neue Konzepte für das Wohnen von morgen zu entwerfen. Gleichzeitig sollen die tatsächlichen Bedürfnisse der Bewohner:innen in den Grundrissen Berücksichtigung finden. Diese Strukturen sollen nicht nur einmalig anwendbar sein, sondern auch auf ähnliche Bauprojekte übertragbar sein.

Zeilenhaus (41,91 m + 18,00 m)
Harte Schale, weicher Kern.

Grundgedanke des vorliegenden Konzepts ist es, auf einem Holzskelettbau basierend, möglichst vielseitig nutzbare Grundrisse zu schaffen. Dabei dienen zwei Treppenhauskerne im Inneren sowohl als effiziente Erschließungsstruktur für die rund 600 Quadratmeter großen Geschossflächen als auch als vertikale Verbindung für Haustechnik und Aufzüge. Das Herzstück des Konzepts besteht darin, die schwer belichtbaren Innenbereiche durch eine große gemeinsame Loggia und Cluster-Wohnungen zu beleben. Der Gemeinschaftsbereich fungiert nicht nur als strukturelle Mitte des Gebäudes, sondern auch im übertragenen Sinne. Ähnlich einem Netzwerk wächst dieser Gemeinschaftsbereich nach außen hin und passt sich den Anforderungen der Bewohner an. Die Tragstruktur ermöglicht ein modulares Denken und die Umsetzung serienmäßiger Bauabläufe.

Durch das bewusste Nicht-Ausreizen der geförderten Wohnungsgrößen, insbesondere bei 1-Zimmer-Wohnungen, werden gemeinschaftliche Flächen für alle Bewohner des Hauses geschaffen. Diese Cluster-Wohnungen sollen nahtlos in die restlichen Wohnungen auf einer Etage integriert werden, sodass auch sie temporär die Gemeinschaftsflächen nutzen können. Dies fördert die Vernetzung der Bewohnergruppen und eine lebendige Durchmischung. Die Basic-Wohnungen bilden den Rahmen des Konzepts und sind effizient und räumlich hochwertig an den äußeren Ecken des Gebäudes platziert, rund um das gemeinsame Zentrum. Diese Wohnungen sind flexibel gestaltet und können von 1 bis 6-Zimmer-Wohnungen reichen.

Die Zukunftsplanung berücksichtigt die Möglichkeit der Umnutzung als Co-Workingund Creative Hub. Durch die Anordnung der Treppenhauskerne in der Mitte des Gebäudes können die rund 600 Quadratmeter pro Einheit in zwei separate Nutzungseinheiten mit jeweils 300 Quadratmetern aufgeteilt werden. Im Falle eines Brandes könnten die Nutzer:innen über das Treppenhaus des benachbarten Abschnitts flüchten.

Das Konzept ist auf unterschiedliche Gebäudetypologien übertragbar und funktioniert in seinem Kerngedanken der gemeinsamen Mitte in den tiefen innenliegenden Bereichen auch in anderen Strukturen. Loggien oder wahlweise Balkone unterstützen bei der räumlichen Konfiguration darüber hinaus die Architektur und setzen in der Fassade Akzente. Die Nutzung kann somit auch nach außen hin erlebbar gemacht werden.

Das Gebäudeenergiekonzept zielt darauf ab, eine CO2-neutrale und autarke Energieversorgung der Liegenschaft für Strom- und Wärmebedarf zu gewährleisten. Dies wird durch die Installation von Solarmodulen auf dem gesamten Flachdach erreicht, die den Energiebedarf für Heizung und Warmwasser abdecken. Kombinierte Solarmodule erzeugen sowohl Wärme als auch Strom, während Wärmepumpen die Energie aus den Solarmodulen effizient nutzen. Die Ausrichtung der Wohnräume nach Süden und die Schlafräume nach Norden sorgen für eine natürliche Verschattung und ausreichend Sonnenlicht, selbst bei niedrigem Sonnenstand im Winter. Eine ressourcenschonende Bauweise ist selbstverständlich und orientiert sich an Nachhaltigkeitsprinzipien. Das DGNB Bewertungssystem (QNG - Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude) dient als Leitfaden für den klimagerechten und nachhaltigen Umgang mit Materialien, Energie, Ressourcen und Umwelt. Dies unterstützt auch die Beantragung von Bundesförderung für Effiziente Gebäude.

Zusammenfassend entsteht ein nachhaltiges umweltschonendes Gesamtkonzept welches vor allem durch die Tragstruktur und Anordnung der Wohnbereiche innerhalb des Rahmens ein effizientes Gebäude mit einer hohen Wohnqualität schafft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht für die tiefe Zeile eine als Holzskelett ausgeführte, harte Tragstruktur vor, die eine weiche, flexible Füllung aufnimmt. Die Innovationskraft des Entwurfs begründet sich in eben dieser robusten Rasterstruktur, die auf einem Universalraum als Grundmodul basiert, der durch Addition sowie sinnfällige Unterteilung in Subsysteme ein hohes Maß unterschiedlicher Wohn- und Nutzungsszenarien abbilden kann.

Der von der Jury hervorgehobene, hohe Durcharbeitungsgrad der Arbeit sowie die detaillierte Darstellung einzelner Wohnsituationen veranschaulichen schlüssig das mögliche Potential hoher Funktionalität und Qualität. Denkbare Organisationsszenarien umfassen Geschosse, die ausschließlich Basic-Wohnen oder Cluster-Wohnen aufweisen, ebenso möglich sind jedoch auch Co-Working- und Büroflächen sowie die Kombination und Mischung zweier oder aller drei Nutzungen. Die grundsätzliche Förderfähigkeit des Konzeptes ist durch die Unterschreitung der maximal zulässigen Wohnflächen gesichert. Die Minderung der privaten Flächen führt der Entwurf gemeinschaftlichen Nutzungen zu, die sich an zentraler Stelle befinden. Ungeachtet ihrer Größe sind die Wohnungen als qualitativ gleichwertig anzusehen und weisen eine gute Durchmischung hinsichtlich ihrer Anordnung innerhalb der Gebäudestruktur auf. Zwei innenliegende Treppenhäuser dienen die jeweiligen Geschosse effizient als Drei- oder Vierspänner an, die internen Erschließungsflächen gestalten sich sehr kompakt. Die großen Spannweiten der Tragkonstruktion von teilweise deutlich mehr als fünf Metern werden kritisch gesehen und erscheinen in der Ausführung als Holzbau nicht praxistauglich, eine entsprechende Anpassung des Rasters ohne größere Qualitätseinbußen wird jedoch als möglich und eine Umsetzbarkeit als realistisch eingeschätzt. Die Übertragbarkeit des Konzeptes auf ähnliche Bauvorhaben ist grundsätzlich gegeben, wobei der Skalierbarkeit im Hinblick auf die Gebäudelänge Grenzen gesetzt sind, die gegebenenfalls weitere Treppenhäuser erfordern.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2