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Einladungswettbewerb | 04/2024

Nachhaltiger Wohnungsbau im Bestand in Ingolstadt

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Architekturbüro Huber

Architektur

Ingenieurbüro Schwärzler

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der Gebäudebestand der GWG an der Lindberghstraße soll nach dem Motto „Weiternutzen. Weiterentwickeln. Weiterbauen“ im Zuge des Modellvorhabens des Experimentellen Wohnungsbaus des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr ergänzt und erneuert werden. Zentrale Aufgabe ist es, den Ausstoß von Treibhausgasen zum Schutz des Klimas zu senken, unvermeidbare Emissionen auszugleichen und deutlich CO2 einzusparen.

STÄDTEBAULICHES / ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Das städtebauliche Konzept sieht vor, die beiden Zeilen (Block II + III) als kompakte, abgeschlossene Baukörper beizubehalten und behutsam zu sanieren. Das Gebäude mit der Sonderform der Laubengangerschließung (Block I) soll als schützender Block zu den viel befahrenen Straßen Lindberghstraße und Münchner Straße mit den einhergehenden Imissionen (Lärm, Abgase, Hitze) weiter ausgebaut werden. Die L-Form schließt den Innenhof mit dem erhaltenswerten Baumbestand zu den Straßen hin ab. Die Schrägdächer der Bestandsgebäude bleiben erhalten und auf eine Aufstockung wird verzichtet. Auf den vorhandenen Baumbestand wird besonders Rücksicht genommen. Dieser bleibt in großen Teilen erhalten und wird mit Neupflanzungen ergänzt. Die Kronen der Bäume werden durch Pflegeschnitte zurückgenommen und besondere Schutzmaßnahmen beim Bau getroffen.

ERSCHLIESSUNG / MOBILITÄTSKONZEPT
Alle neuen Wohnungen werden vom Innenhof über den Laubengang erschlossen. Die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss des südlichen Bestandsgebäudes (Block I) bleibt weiterhin erhalten und ist von Süden zugänglich. Um den Innenhof weiter zu beleben, wird der neue Laden zur Nahversorgung mit Café im EG des nördlichen Schenkels vom Innenhof erschlossen. Der Spielplatz befindet sich neben dem Café. Im Sinne der Energieeinsparung und aufgrund des schützenswerten Baumbestands wird eine minimale Tiefgarage im Osten mit Zufahrt von der Münchner Straße vorgesehen. Alle weiteren nachzuweisenden Stellplätze befinden sich im Erdgeschoss des westlichen Neubaus sowie westlich des Block III. Ein größerer Eingriff im Erdreich im Bereich des Baumbestandes ist somit nicht notwendig. Das Mobilitätskonzept mit 2 Stellplätzen für Carsharing (E-Mobilität) und ein Sharing- Angebot für Bike Sharing (westlich Block III) wurde umgesetzt. Die Fahrradstellplätze werden dezentral an den Eingängen der jeweiligen Wohnungen nachgewiesen. Die vorhandenen Wege bleiben erhalten bzw. werden ergänzt.

KONSTRUKTION / MATERIALIEN
Sanierung Bestand: Aufgrund des geringen CO2-Äquivalents soll der Bestand mit vorgefertigten Holzrahmenelementen seriell saniert werden. Diese sind mit Holzfaserplatten versehen und werden außen verputzt. Dabei werden die im Bestand vorhandenen Putzreliefs nachgebildet und das Erscheinungsbild des Bestands bleibt erhalten. Die im Bestand eingeschobenen Balkone werden dem Wohnraum und somit dem gedämmten Gebäudevolumen zugeschlagen. Hierfür wird die Außenwand im Balkonbereich rückgebaut und neue Fenster werden eingebaut. Die neuen Balkone werden von außen angebaut. Eine Einscheibenverglasung schafft zusätzlich einen Windschutz beim Balkon.
Neubau: Die Neubauten sollen ebenfalls aufgrund des geringen CO2-Äquivalents mit vorgefertigten Holzrahmenelementen erbaut werden. Jedoch anders als bei der Sanierung, sind diese mit einer Holzschalung versehen, die den Neubauten einen bewusst anderen Charakter als dem Bestand verleihen soll. Da sich die Balkone zu den Straßen hin befinden, werden diese als eingeschobene Balkone realisiert. Lediglich die Parkgarage im EG sowie die Tiefgarage werden in möglichst reduzierter Form in Stahlbeton Bauweise erstellt.

ENERGIEKONZEPT
Aufgrund der kompakten Kubaturen und der vorgeschlagenen Gebäudehülle in Verbindung mit der Photovoltaikanlage auf allen Dächern mit Pufferspeicher kann EH 55 bei der Sanierung und EH 40 beim Bestand rechnerisch nachgewiesen werden. Durch einen zusätzlichen Batteriespeicher soll der Autarkiegrad zusätzlich erhöht werden. Die Gebäude sollen mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Hierfür wurde für die energetische Berechnung eine Luftwärmepumpe berücksichtigt. Eine Realisierung von Sonden wäre wünschenswert und kann zu weiteren Ersparnissen im Betrieb führen. Die Bestandswohnungen sollen mit neuen, effektiven Heizkörpern versehen werden. Die vorhandenen Holzfußböden können erhalten bleiben. Der sommerliche Wärmeschutz erfolgt über textile Screens. Auf eine Lüftungsanlage wird aufgrund des Low-Tech-Ansatzes verzichtet. Die frische Zuluft gelangt über Fensterfalzlüfter in die Wohn- und Schlafzimmer. In den Räumen mit feuchter und stärker verunreinigter Luft wie Bad und WC wird die Luft mechanisch abgeführt. Der Aufwand für die technische Installation ist dabei äußerst gering, ohne an Komfort einzubüßen.

NUTZUNGSFLEXIBILITÄT / WIRTSCHAFTLICHKEIT
Das Projekt stellt aufgrund des Verzichts auf eine größere Tiefgarage einen sehr wirtschaftlichen Ansatz dar. Außerdem sind die neuen Gebäude sehr kompakt gehalten und verfügen über gut zu realisierende Grundrissanordnungen. Alle Geschosse des Neubaus sind gleich aufgebaut. Die Realisierung des gesamten Projektes, sowohl der Sanierung des Bestands als auch der Neubauten mit vorgefertigten Elementen in Holz-Rahmen-Bauweise, ist sehr wirtschaftlich und spart Zeit. Außerdem können die Förderungen der KfW 55/40 und der Zuschuss für Serielles Sanieren in Anspruch genommen werden. Die Folgekosten beim Betrieb der Wärmepumpen in Verbindung mit dem Solarstrom sind außerdem sehr gering. Der Bauunterhalt wird aufgrund der Verwendung von massiven und rohen Materialien gering ausfallen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus städtebaulicher Sicht zeigt sich ein großformatiger Baukörper, der einen massiven Gegenpol zum Bestand darstellt. Das unmittelbare Verschmelzen mit dem Bestandsgebäude bildet einen berechtigten Umgang mit der gestellten Entwurfsaufgabe und wurde durchaus in der Beurteilung gewürdigt.

An Block I werden nach Norden und Westen jeweils 5-geschoßige Gebäude angedockt, sodass ein langgestreckter L-Winkel entsteht. Der Mehrwert des neu gefassten Innenhofes ist aufgrund einer fehlenden Differenzierung der hofseitigen Laubengangerschließung hinsichtlich seines Aufenthaltswert für die Bewohner fraglich.

Baukonstruktive Problemstellen sind vor dem Hintergrund der aktuellen Geschoßhöhen des Bestandes zu erwarten. Eine Vergrößerung der Bestandswohnungen ist nicht beabsichtigt und bei bewohntem Zustand schwer realisierbar.

Die generelle Grundrissplanung der Wohnungen ist positiv zu bewerten. Es wird darauf geachtet, dass die Wohnungen nicht unmittelbar an die Münchner Straße orientiert sind.

Das schwer funktionierende Mobilitätskonzept (kritische Lage Zufahrt TG/ nicht ausreichend nachgewiesene Fahrradstellplätze), der nicht nachvollziehbare Fassadenaufbau und die nicht in allen Punkten vollständigen Angaben befriedigen nicht.

Grundsätzlich zeigt die Arbeit in der Bearbeitungstiefe Schwächen auf.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Innenperspektive

Innenperspektive

Modell Südansicht

Modell Südansicht

Modell Nordansicht

Modell Nordansicht