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Einladungswettbewerb | 02/2024

Gesundheits- und Sicherheitszentrum Samariterbund Wien (AT)

Rendering

Rendering

ein 2. Preis / 1. Nachrücker

Pichler & Traupmann Architekten

Architektur

Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Gawaplan Ges.m.b.H

TGA-Fachplanung

TRAFFIX Verkehrsplanung GmbH

Verkehrsplanung

Lindle+Bukor / atelier für landschaft / studio for landscape

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Gesundheits- und Sicherheitszentrum des Samariterbundes Wien

Effizientes Zusammenwirken der verschiedenen Teilbereiche und Einrichtungen mit einem ambitionierten Personal sind die Grundlagen des Sicherheitszentrums für den Samariterbund.
Diesem Anspruch folgend wurden die Gesamtanlage, wie auch die jeweiligen Einheiten von einem praktisch ausgerichteten Zugang her entwickelt.
Man erkennt im Projekt diese Klarheit in der Gliederung des Ensembles selbst:
• Am nördlichen Grundstücksrand entlang ist der Liefer- und Wirtschaftshof mit den nötigen Zusatzeinrichtungen wie Tankstelle, Waschstraße etc. angeordnet
• Im Kern ist das Lager als kompakte Einheit verortet, die nicht überbaut ist.
• Richtung Osten ist das dreieckförmige Kopfgebäude angelegt, das sich mit einem schlanken Flügel entlang der Seestadtstraße vor das Lager schiebt.
• Die Stabstelle ist ein laternenartiger Aufbau auf der Dachebene des Ensembles.

Dieser Klarheit folgend sind auch die Abläufe zu sehen:

Mit dem Konsulenten für Verkehrsplanung wurden die Zu- und Abfahrten konzipiert. Die „betriebliche“ Zu- und Abfahrt befindet sich an der westlichen Grundgrenze und ist damit entflochten vom MIV. Hier fahren sowohl die Transportfahrzeuge, als auch Rettungsfahrzeuge ein und aus.
Die Zufahrt zur Garage für PKW, sowohl für externe Besucher, als auch für Mitarbeiter und Schulungsteilnehmer erfolgt etwas weiter ostwärts in der Nähe des Hauptzugangs.

Von der westseitigen Einfahrt her gelangt man in den Liefer- und Wirtschaftshof. Hier parken die Transportfahrzeuge mit über 7,5 t unter einem auskragenden Vordach entlang der Lagerwand. Im Hof erfolgt die Übergabe bzw. Übernahme der Waren am hier angrenzenden Expedit. Ebenfalls erfolgt die Anlieferung der Küche und die Auslieferung der Speisen hier direkt von der auf derselben Ebene liegenden Großküche, wie auch die Müllentsorgung.
Von der „betrieblichen“ Zufahrt her gelangen die RTW und die anderen Transporter und Sprinter in das Garagengeschoß.
Die Garage ist nur eingeschoßig. Die benötigte Überhöhe für RTW, MTW und Sprinter wird durch die Anhebung des Lagerniveaus auf + 0,90 m über Gelände erzielt. Damit wird zugleich eine Laderampe für die Lieferungen im Expedit-Bereich erzeugt.

Der Hauptzugang erfolgt von der Seestadtstraße her. Hier gelangt man in ein Foyer, an das der Essensbereich angrenzt und damit gegebenenfalls auch von extern her erreicht werden kann. Dem Essbereich ist eine Freiterrasse vorgelagert. Sollte ein nur interner Zugang zum Essbereich gewünscht werden, wäre dieser an das andere Stiegenhaus im nordöstlichen Teil des Traktes einfach zu verschieben.
Vom Foyer aus gelangt man ins zutrittskontrollierte Stiegenhaus für die interne Erschließung bzw. über eine großzügige Treppe direkt ins erste Obergeschoß, wo das arbeitsmedizinische Zentrum verortet ist. Im ersten OG befinden sich entlang der Straßenfront auch die notwendigen Räume für den Rettungsdienst. Dieser Trakt ist mittels zwei Stiegenhäusern direkt mit der Garage der RTW verbunden.

Im zweiten Obergeschoß sind im dreieckförmigen Kopfbau alle Seminar- und Schulungsräume unterschiedlicher Größen und Zuschnitte mit entsprechenden Navigations- und Aufenthaltsbereichen untergebracht. Entlang der Seestadtstraße ist die Verwaltung dieses Programms verortet.
Das Schulungszentrum zieht sich noch in das 3. Obergeschoß. Am südlichen Ende des Parkflügels ist eine Besprechungseinheit der Stabstelle angeordnet, die im Krisenfall abtrennbar ist, im üblichen Fall jedoch als Backup für den Schulungsbetreib dienen kann.
Im 3. OG finden wir ebenfalls die Aufenthalts- und Ruheräume für den KHD-Bereich.

Wie bereits erwähnt, ist für die Stabstelle als eigene, abgeschlossene Funktion ein laternenartiger Aufbau auf der Dachebene vorgesehen. Von hier aus erreicht man auch den Helikopterlandeplatz auf dem nordöstlichen Bereich des Daches auf derselben Ebene. Eine überdachte Freiterrasse wird hier ebenfalls vom Stiegenhaus her erreichbar angeordnet.

Neben den hohen funktionalen Ansprüchen soll das „Haus“ gewissermaßen auch in den öffentlichen Raum wirken:
• Das Anheben der Lagerebene und leichtes Absenken des Vorgartens gibt über einen horizontalen Glasschlitz den Einblick auf die RTW frei – und kommuniziert das Objekt damit als Einsatzzentrale.
• Die Stabstelle auf dem Dach als laternenartiger Aufbau ist metaphorisch wie ein Blaulicht auf dem Dach der Fahrzeuge zu lesen und transportiert ebenfalls die Botschaft eines Einsatzfalles.
• Das Haus ist klima-fit und zeigt sich als grünes Objekt: die ausgeklappten Fassadenstreifen entlang der Seestadtstraße und entlang des Parks erzeugen Pflanzbeete mit ausreichend Substrat und reduzieren zugleich den Solareintrag in die Innenräume. Eine massiv begrünte Fassade „spricht“ damit zum öffentlichen Raum.

Städtebaulich bleibt das Projekt innerhalb der grundlegend vorgegebenen Höhe von 16 m. Die „Dachlaterne“ befindet sich innerhalb der Dachkontur, sticht jedenfalls aber mit der kurzen Front Richtung Seestadtstraße über den Umriss hinaus, um die Signalwirkung zu kommunizieren.

Konstruktion und Fassade

Das Haus wird in einer materialsparenden, schlanken Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Für weniger belastete Bauteile ist der Einsatz von Öko- bzw. Recyclingbeton vorgesehen. Die Skelettbauweise garantiert die Möglichkeit, auf spätere Nutzungsänderungen ohne Eingriffe in die Primärstruktur reagieren zu können und stellt so die Nachhaltigkeit des Gebäudes auf Dauer sicher.

Das Hochregallager ist mit Holzträgern überspannt und mit Holzleichtbauelementen eingedeckt.

Die opaken Fassadenteile werden mit Fassadenplatten aus Recycling-Steinwolle bekleidet. Sie sind im Sinne des Albedo-Effekts in hellem Farbton ausgeführt und werden von dicht bepflanzten Pflanztrögen begleitet. Diese sind mikroklimatisch für das unmittelbare Gebäude besonders wirksam. Die dadurch entstehenden Gebäudevorsprünge dienen der Eigenverschattung des Gebäudes und werden mittels einer geneigten Einfachverglasung in die Gebäudekubatur eingebunden. Diese Verglasung dient der Teilreflexion direkter Sonneneinstrahlung sowie als Prallscheibe für den außenliegenden Sonnenschutz der dreifach isolierten Holz-Elementfassade. So

entsteht ein Pufferraum, der es ermöglicht, auch bei starkem Wind natürlich lüften zu können, und der für hervorragende bauphysikalische Werte der Fassade sorgt, die sowohl zur Energieeffizienz als auch zur Schonung natürlicher Ressourcen beitragen. Aus dieser ganzheitlichen Betrachtung ist somit eine Fassade entwickelt worden, die dem Gesundheits- und Sicherheitszentrum des Samariterbundes Wien einen charakteristischen Ausdruck verleihen wird.

Wärme- und Kälteerzeugung mit Erdwärmepumpe und Freecooling

Die Versorgung des Projektes mit Energie erfolgt mittels Geothermie, d.h. mittels Erdwärmepumpen in Verbindung mit einem Erdsondenfeld (Energiepfähle). Dies gilt zunächst für die Wärmebereitstellung im Winter. Im Sommer dienen die Erdsonden als Wärmesenke für die Raumkühlung, überwiegend im Freecooling. Die Abwärme aus dem Kühlen wird zur thermischen Regeneration der Sonden genutzt, sodass ein Verbrauchskreislauf geschaffen wird. Die Anlagen sind als 4-Leiter Anlagen konzipiert und die Umschaltung Heizung/Kälte/Quelle erfolgt intern im Kältemittelkreislauf zur Optimierung des Wirkungsgrades.
Aufgrund der weitgehend ausgeglichenen Wärmebilanz zwischen Heizen und Kühlen braucht es keine weiteren Wärmequellen oder -senken.
In Verbindung mit Flächenheizung und -kühlung ergibt sich eine hervorragende Stromeffizienz im Sinne einer Jahresarbeitszahl für Heizen und Kühlen in einer Größenordnung von ca. sieben.
Im Sinne der Effizienz beim Einsatz der Mittel sind zusätzlich noch Rückkühler auf der Dachabsenkung über der Tiefgaragenrampe vorgesehen, um im Kühl- und auch im Heizfall in den Übergangszeiten die Umgebungsluft als Quelle nutzen zu können. Dies reduziert die benötigten Laufmeter an Tiefenbohrungen.

Heizen und Kühlen mit Bauteilaktivierung

Die Räume werden mittels Heiz-/Kühlestrichen sowie ergänzenden Heiz-/Kühldeckenelementen geheizt und gekühlt. Somit können die Wassertemperaturen im Heizfall auf maximal 40°C und im Kühlfall auf minimal 20°C beschränkt werden, was hervorragende Voraussetzungen für die Effizienz der Wärme- und Kältebereitstellung schafft. Räume mit besonderen Nutzungsbedingungen werden ergänzend mit Heiz-/Kühlkonvektoren ausgestattet, die ebenfalls auf die oben genannten Temperaturniveaus ausgelegt werden.
Durch die thermische Speicherfähigkeit der Betonestrichböden können die maximalen Leistungen der Wärme- und Kälteerzeugung gegenüber der normgerechten Heiz- und Kühllastauslegung deutlich gesenkt werden. Diese effizientere Leistungsauslegung wird mit thermischer Gebäudesimulation in Abstimmung mit den Nutzern ermittelt und überprüft. Erfahrungsgemäß können damit abseits der rein normgesteuerten Auslegung hohe Ersparnisse (bis zu 40%) sowohl bei der Auslegung der Anlagen als auch im Betrieb erwartet werden.

Qualitätsgesicherte Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Die Aufenthaltsräume werden über eine mechanische Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung versorgt. Individuelle Fensterlüftung bleibt in allen Aufenthaltsräumen erhalten und wird für ca. 50% des Lüftungsbedarfs herangezogen.

Elektrische Versorgung mittels PV

Für die elektrische Versorgung (Beleuchtung und Pumpenergie) ist jedenfalls Photovoltaik gemäß Stand der Technik (idealerweise mit Salzwasserspeicher) vorgesehen. Beleuchtung jedenfalls in LED-Technologie.

Freiraum

Das Gesundheits- und Sicherheitszentrum wird auf einer bestehenden Grünfläche errichtet. Ein Teil des Baumbestands und der Vegetationsflächen, vor allem in der östlichen Grundstückshälfte können erhalten werden. Ziel der Freiraumplanung ist allerdings nicht nur der Erhalt dieser Flächen, sondern eine umfassende Grünraumaktivierung, die als Kompensationsmaßnahme, aber auch als funktionales Pendant zum Gebäude einen Mehrwert für die Stadt bietet.
Vorbild im Sinne einer Biotopgestaltung sind die nahen Auwälder der Donau. Ersatzpflanzungen werden mit standortgerechten Arten durchgeführt, die auch ein Retendieren der Dachwässer erlauben. Bäume, die durch das Bauvorhaben gefällt werden müssen, können als Altholz eingebracht, zum wichtigen Lebensraum und zur Nahrungsquelle für Säuger, Vögel, Reptilien, Insekten, … werden. Es soll ein Klimaakku entstehen, der Artenschutz und Klimaresilienz zu einer sichtbaren Qualität des Bauvorhabens macht.
Ein Hundeparcours führt ebenfalls durch diesen naturnahen Freiraum und dient als Übungsgelände für die Rettungshundestaffel. Der Hauptzugang wird mit einer Terrassenfläche für MitarbeiterInnen verbunden und mit Blick auf den Naturraum zum Aufenthaltsraum aufgewertet.
Gebäudebegrünung befindet sich im dritten und vierten Obergeschoss. Zwei Terrassenflächen laden zum Pausenaufenthalt ein. Ein begrünter Innenhof sowie ein begrüntes Fassadenband sind Blickfang und vegetativer Rahmen für Büroräumlichkeiten. Die mit Photovoltaikelementen ausgestatteten Dachflächen werden mit extensiver Begrünung ergänzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt überzeugt mit einem klar konzipierten Baukörper mit übersichtlich angeordneten
Funktionen und Abläufen. Die Eingangssituation funktioniert auf selbstverständliche Weise, bietet auch attraktive Möglichkeiten als Treffpunkt mit direkt angeschlossenen Gastrobereich, welcher sich zum Grünraum im Osten orientiert. Hinterfragt wird die Tiefgaragen Einfahrt direkt neben dem Eingang.
Die großzügige Stiege verbindet auf logisch räumliche Art den Eingang mit den Räumen in den Obergeschossen. Die halb eingegrabene Garage ist gut organisiert und bietet die reizvolle Möglichkeit der Sichtbarmachung der Einsatzfahrzeuge.
Die über dem Gebäude „schwebende „Stabstelle“ passt als Geste wenig zu den Werten, dem Selbstverständnis und den Aufgabenstellungen des Samariterbunds.
Die Fassade mit den schwer anmutenden schrägen Pflanztrögen und den schräggestellten Prallscheiben ist schwierig zu pflegen und zu warten und bedürfte weiterer Überlegungen und Vereinfachungen. Die wuchtige Anmutung wird hinterfragt.
Grafik Systematik Baukörper

Grafik Systematik Baukörper

Grafik Verkehrskonzept

Grafik Verkehrskonzept

Grafik Einsatzfall

Grafik Einsatzfall

Grafik Energie

Grafik Energie

Grafik Fassadenschnitt

Grafik Fassadenschnitt

Skizze

Skizze

Grafik Belichtungsnachweis

Grafik Belichtungsnachweis

Grafik Erweiterung

Grafik Erweiterung

Lageplan

Lageplan

EG

EG

Schnitt 1-1

Schnitt 1-1

Schnitt 2-2

Schnitt 2-2

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd Ost

Ansicht Süd Ost

Modell

Modell