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Offener Wettbewerb | 02/2024

Neubau Wohn- und Mittagsgruppengebäude Zentrum für Gehör und Sprache Zürich (CH)

4. Preis

4. Preis

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

uas unternehmen für architektur und städtebau ag

Architektur

Dürig AG Architekten

Architektur

Dr. Deuring + Oehninger AG

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit der Gestaltung des Freiraums werden die Potentiale des neuen städtebaulichen Ensembles aktiviert. Über der Tiefgarage entsteht eine offene Mitte, die den Blick auf den Üetliberg freispielt. Diese Mitte wird belegt mit grünen Zellen, eine Anlehnung an die historischen Bauerngärten auf dem Areal, die transformiert in eine neue Formensprache, die Bedürfnisse der heutigen Nutzung aufnehmen.

Gefasst werden diese «Räume im Raum» durch Vegetationskörper, welche den Wandel der Jahreszeiten visualisieren. Währendem die Vegetation im Sommer im Laub steht und Rückzugsorte bildet, so werden diese im Winter transparent oder verschwinden teils gänzlich (Staudenpflanzung) und formulieren so einen ganz neuen Raumcharakter. Zusätzlich reizt das Spiel mit den Farben (Herbst-Laub/Frühling-Blüte) die Sinne.

Das Zentrum wird gefasst, durch eine leicht topografisch modellierte Blumenwiese mit gestreuten Solitärgehölzen und kleinen Baumgruppen, welche sich zur Parzellengrenze hin verdichten und gemeinsam mit dem erhaltenswerten Baumbestand eine Raumgrenze, einen waldartigen Rahmen, bilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ensemble und Solitär sind die beiden städtebaulichen Protagonisten. Der Hauptbau wird als Gründerzeit-Ensemble verstanden, welches später durch zwei Solitärbauten – die Sporthalle und das Schulhaus Hesenloo – ergänzt wurde. In der Logik dieser Interpretation sollen der Sporthallenbau und der Neubau ein neues bauliches Ensemble bilden, um das aus der orthogonalen Geometrie gedrehte Schulhaus Hesenloo als freistehenden Bau zu stärken. Die kontinuierliche Entwicklung von Solitären zu Ensembles bildet die Leitidee der Schulanlage. Der neue bauliche Verbund besteht aus der horizontalen eingeschossigen Sporthalle und dem senkrecht dazu stehenden Hochbau. Mit seinen sechs Obergeschossen und dem Sockelgeschoss wird der Neubau zu einem markanten Hochpunkt im Landschaftsraum um den Sihlbogen und setzt ein städtebauliches Zeichen. Die Setzung des Neubaus reagiert so dialektisch nach aussen wie auch nach innen, indem der Blick zum Uetliberg von Hauptbau und Neubau gerahmt wird. So entsteht ein sorgfältiges und schlüssig argumentiertes neues Gesamtbild der Anlage. Die Frage, was die Fügung der beiden Bauten zu einem neuen Ensemble für eine typologischen Mehrwert liefert, bleibt jedoch unbeantwortet. Weder treten sie innenräumlich in einen Dialog, noch macht sich der Hochbau den Flachbau als Terrasse zu nutzen, so dass die beiden Bauten geschickt, aber lediglich kompositorisch aufeinander reagieren.

Der Neubau wird horizontal dreigeteilt: ein Betonsockel für alle erdberührenden Bauteile in der abfallenden Topografie; zwei Geschosse für die Mittagsgruppen als geschlossenes Volumen in metallisch schimmernder Verkleidung und einer geschossübergreifenden Verglasung nach Süden, darauf vier Wohngeschosse in einer leicht ondulierenden Holzfassade materialisiert. Zum Hauptbau und dem Schulhaus Hesenloo reiht sich mit dem Neubau ein gestapeltes Gebäude in den Bestand ein. Die Dreiteilung scheint programmatisch schlüssig und nachvollziehbar. Wie die Verbindung zwischen Sporthalle und Neubau architektonisch ausformuliert wird, bleibt unklar. Gerade die Frage der Fügung zweier Bauten aus unterschiedlichen Zeiten wäre für das Projekt essenziell, um aus dem kompositorische Zusammenstellen auch ein architektonisches Thema zu entwickeln, welches der städtebaulichen Ambition des Ensembles gerecht werden kann.

Die Gestaltung des Hofes wird uminterpretiert und mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten angereichert. Durch die Freiraumgestaltung soll das Potenzial des neuen städtebaulichen Ensembles aktiviert werden. Dies vermag jedoch mit dem gewählten landschaftsarchitektonischen Ansatz nicht zu gelingen. Die Gestaltung wirkt fragmentarisch. Eine Chaussierung als Bodenbelag für die Hauptwegeverbindungen scheint dafür nicht geeignet zu sein. Durch die starke Umgestaltung sind die Qualitäten der bestehenden Aussenanlage nicht mehr erkennbar. Im Hof bleibt der Anteil an grünen unversiegelten Flächen im Vergleich zur Chaussierung verhältnismässig klein. Die Freirauminseln mit den hohen Hecken sind schlecht einsehbar, was die Überblickbarkeit und dadurch die Nutzbarkeit für die Kinder einschränkt. Der geforderte 1,5 Meter hohe Zaun, der den Aussenraum des ZGSZ von der Vorfahrt abtrennen soll, ist im Entwurf nicht ersichtlich.

Die beiden Mittagsgruppengeschosse bilden einen Erschliessungsrücken mit zwei Treppenhäusern und einem Lift, flankiert von jeweils einem Nebenraum. Ein durchgehender, breit gestreckter Korridor trennt die Mittagsgruppenräume von der vertikalen Erschliessung und ordnet die Nassräume und die Eingangsbereiche der Essräume. Ein guter Personenfluss wird durch die clevere Anordnung der Lavabos und der Garderoben ermöglicht. Die Struktur ist so angelegt, dass sowohl vier individuelle Essräume als auch eine Zusammenlegung möglich sind.

In den Wohngruppengeschossen bildet ein räumlich dominanter Sanitärblock das Zentrum der jeweiligen Geschosse. Um diesen Block herum werden die Nutzungen peripher angeordnet und mittels eher enger, lang gestreckter Korridore erschlossen, wobei für die Nutzenden schwierige Sichtbeziehungen und für die Gebärdensprechenden nicht einsehbare Wegkreuzungen entstehen. Die Raumanordnung ist stimmig und effizient, aber insgesamt beengt. Die Wohn-, Ess- und Küchenzone ist sehr grosszügig ausformuliert und mit der idealen Orientierung.

Die gastronomischen Bereiche sind so organsiert, dass ein mehrheitlich kreuzungsfreier Betrieb gewährleistet werden kann. Die Anordnung einzelner Räume und Zonen sollte optimiert werden. Zudem ist die Anlieferung über die Rampe mittels Palettenrolli etwas beengt und die grosse Distanz für den Betrieb sowie für die Nachbarinnen und Nachbarn nachteilig. Alle Wohnräume sowie grösstenteils die Pikettzimmer und Doppelzimmer im 3. bis 6. Obergeschoss sind «rote» Räume, die vorgesehenen Lüftungsflügel sind zu klein und erfüllen die Bedingungen an ein Lüftungsfenster nicht. Das Projekt ist somit aus lärmrechtlicher Sicht nicht bewilligungsfähig.
Das Projekt hat im Quervergleich den höchsten Flächenkonsum und weist das höchste Gebäudevolumen auf. Dies ist unter anderem auf das geplante 2. Untergeschoss zurückzuführen, welches sich im Felsaushub befindet. Das grosse Volumen mit hohem Fensteranteil bedingt im Verhältnis etwas mehr Fassadenfläche. Das Projekt weist im Quervergleich der Projekte die zweithöchsten Erstellungskosten auf.

Trotz der eher grossen Geschossfläche führen die gute Kompaktheit und die differenziert gewählte Materialisierung zu mittleren Werten in der Erstellung. Die aufwändigen Längsfassaden der Wohngeschosse sind konstruktiv noch schematisch und müssten bezüglich der Behaglichkeit der dahinter liegenden Räume geprüft werden. Der Dämmstandard ist grundsätzlich gut gewählt. Konzeptionelle Überlegungen zur Gebäudetechnik, zur geforderten Lüftungsanlage und zu den Photovoltaikflächen überzeugen.

Insgesamt leistet «Kontinuum» einen wichtigen Beitrag zur äusserst komplexen Aufgabenstellung und zur städtebaulichen Einordnung. Der sorgfältig bearbeitete Beitrag schöpft leider keinen Mehrwert aus der baulichen Verbindung zur Sporthalle. Das Fehlen einer Vereinigung zwischen Sporthalle und Neubau kann durch die innenräumlich nicht spürbare Nahtstelle nicht kompensiert werden. Die äussere Anmutung des Neubaus mit seiner sehr hermetischen Fassade im Sockelbereich und der darüber liegenden Holzfassade bezieht sich stark auf sich selbst und kann den Ansprüchen an ein zeitgenössisches Wohn- und Mittagsgruppengebäude nicht gerecht werden.
4. Preis

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