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3. Rang 4 / 4

Projektwettbewerb im Einladungsverfahren | 04/2024

Neubau Doppelkindergarten Kugelwis in Rheineck (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

TOM MUNZ ARCHITEKT

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

sonaar - visualisierung & photographie

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ort und Einbindung
Der Projektvorschlag „Das rote Haus“ beabsichtigt ein ortsbaulich verträgliches Weiterbauen im Ortsbild Grüngürtel (ISOS) von Rheineck und nimmt Bezug auf die Qualitäten und Merkmale der gewachsenen öffentlichen Bebauungsstrukturen mit seiner Freiraumgestaltung.
Der Neubau liegt im Nordwesten des Ortes in einer Grünanlage, die den Ort umgibt. Die Planung nimmt Bezug auf die identitätsstiftenden Elemente und Bebauungsstrukturen wie Schulen, Kirchen und den neuen Kindergarten. Die städtebauliche Setzung erfolgt präzise am Übergang zum Quartier, wobei das Projekt im Einklang mit der Umgebung gestaltet ist. Es entsteht ein klarer Siedlungsrand, der die Qualitäten des Ortes bewahrt. Der Freiraum um den Kindergarten ist mit Spielbereichen, Materialräumen und einem fliessenden Grünraum gestaltet, der die Anlage erweitert und den ortspezifischen Charakter stärkt. Die Vegetation ist sorgfältig ausgewählt und ergänzt das Konzept der Anlage.

Architektur und Betrieb
Die Projektverfassenden legen besonderen Wert auf vielfältige Räume, die Bewegung, Ruhe, Entdeckung und Spiel fördern. Der Grundriss ist symmetrisch konzipiert und schafft zwei gleichwertige Kindergärten mit einem flexiblen und vielseitigen Raumangebot. Die Architektur berücksichtigt die Bedürfnisse aller Kinder, einschliesslich solcher mit speziellen Anforderungen. Die Räume bieten Bewegungsfreiheit, Rückzugsmöglichkeiten und Raum für kreative Aktivitäten. Der multifunktionale Raum kann je nach Bedarf als Mittagstisch, Gruppenraum oder Projektraum genutzt werden und bietet Platz für gemeinsame Aktivitäten der beiden Kindergärten.
Eine flexible Raumgestaltung ermöglicht es, die Räume schnell und einfach an unterschiedliche Bedürfnisse anzupassen. Der Kindergarten verfügt über einen klaren westlichen Haupteingang, grosszügige zentral gelegene und mittels Oberlichter belichtete Garderoben und eine offene Raumgestaltung, die eine optimale Beaufsichtigung der Kinder ermöglicht. Die Küche ist zentral gelegen und bietet eine Verbindung zwischen Innen- und Aussenbereich. Aus den Haupträumen ist die Küche jedoch nicht einsehbar und für den Betrieb nicht optimal.
Das Gebäude ist über einen überdachten, jedoch für die Benutzer etwas zu gering ausgefallenen Aussenraum zugänglich, der als Treffpunkt für die Kinder dient. Durch die Organisation der Räume als Kammern wird die Erschliessung optimiert und Multifunktionsräume geschaffen. Die flexiblen Raumproportionen und die Möbel ermöglichen es, die Räume je nach Bedarf anzupassen und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Architektur des Projekts schafft eine positive Lernumgebung
für die Kinder und fördert auch mit dem abgestimmten Materialkonzept ihr Wohlbefinden. Die Tonalität der Fassaden- und Dachfarbgebung ist im Kontext der bestehenden Bauten im Detail abzustimmen. Die Nutzung der unabhängigen Erschliessung entlang der Ostfassade wie auch die Fassadenausbildung im direkten Zusammenhang mit der angrenzenden Nutzung der Spielwiese ist aus Nutzerseite nicht ideal.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Das neue Gebäude zeigt sich in der Tragstruktur wie auch im Ausdruck als konstruktiver Holzbau, bestehend aus einem Scheiben-Träger-System in Holz und ermöglicht grosse stützenfreie Haupträume. Die Verwendung von Holzelementen und lokalem Holz für die Fassade sowie Lehmböden im Inneren tragen zur ökologischen und auch zur ökonomischen Wirtschaftlichkeit bei. Die Bauweise ermöglicht zudem eine einfache Anpassung und Rückbaubarkeit der Bauteile, was die Nachhaltigkeit des Projekts langfristig sichert. Durch eine optimierte Gebäudehülle und Fensterflächen wird ein effizienter Energieverbrauch gewährleistet. Insgesamt zeigt
das Projekt einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und eine ganzheitliche Betrachtung von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.

Freiraum
Die Projektverfassenden verstehen den durch die Setzung des roten Hauses entstandenen Freiraum als Teil des Grüngürtels, der aufgrund seiner Ausgestaltung und Ausstattung anderen Elementen der Nutzung der Baute zudienen kann.
Der Zugang durch den Garten zum roten Haus erfolgt von der Waisenhausstrasse her durch ein zweiflügliges Tor und einen breiten, sich zur Baute hin zu einem amorph begrenzten Platz erweiternden Weg. Dieser gliedert die Freifläche in zwei den einzelnen Kindergärten zugeordnete und mit kleinen Abweichungen identisch ausgestatteten Bereichen. Intern werden diese gegliedert in chaussierte, ebenfalls amorph geformte Plätze und aus dieser Form resultierende feingegliederte Rasenflächen.
Den Plätzen angegliedert liegen die Materialräume mit unterschiedlich geformten gedeckten Vorplätzen. Auf den Plätzen selbst liegen in gedrängter Form je ein Wasserspiel, eine Rundbank, ein Sandspielbereich und ein Kletter- beziehungsweise Balanciergerät.
Eine in mäandrierter Form geführte Sträucherhecke fasst den Kindergarten, bildet Nischen sowohl im Garteninnern als auch zum öffentlichen Raum hin. Eine sehr schöne und vielversprechende innovative Idee. Um den quartiertypischen Gartencharakter zu stärken und zur Beschattung werden hochstämmige Winterlinden und Bergahorne sowie mehrstämmige Kirschbäume und Zierapfelsorten gepflanzt. Die sehr zurückhaltende Darstellung des Kronenumfangs täuscht hier etwas über das raumgreifende Potential der vorgeschlagenen Baumarten hinweg.
Die Jury würdigt die ortsbauliche Haltung, den Kindergarten in den Grüngürtel einzubeziehen und die vielversprechende Art der Einfriedung mit der mäandrierenden Sträucherhecke. Die innere Gestaltung des Gartens wirkt jedoch im Vergleich zu anderen Wettbewerbsbeiträgen etwas beliebig.

Fazit
«Das rote Haus» zeigt wie auch der Projektbeitrag «Grüneck» einen spannenden städtebaulichen Konzeptbeitrag für Gebäude und Freiraum.
3. Rang 4 / 4