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Kooperativer hochbaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb | 05/2024

Entwicklung Nahversorgungszentrum Steilshoop in Hamburg

Neues Zentrum Steilshoop

Neues Zentrum Steilshoop

Teilnahme

LRW Architektur und Stadtplanung

Architektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Die Neugestaltung des Marktes umfasst die Verschmälerung des introvertierten Sockels im Osten und die Errichtung neuer solitärer Baukörper. Dadurch entsteht eine offene und zugängliche Marktgasse, die als belebter öffentlicher Raum fungiert. Die Marktgasse wird zur zentralen Mitte des Quartiers, mit Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Wohnadressen, die Raum für Begegnung und gemeinschaftliches Leben bieten.

Anbindung und Freiräume
Die Moin-Achse, ein zentraler Ankunftsort von der neuen U-Bahn-Station, verbindet das Zentrum mit der Kirchengemeinde und dem Ärztehaus. Baumpflanzungen und Sitzgelegenheiten schaffen einen angenehmen Aufenthaltsort und erleichtern die Orientierung im Stadtteil. Öffentlich zugängliche Freiräume umgeben den Städtebau und schaffen erlebbare Verbindungen zwischen Wohn- und Versorgungseinrichtungen.

Funktionale Vielfalt
Das neue Zentrum wird durch zwei markante Hochpunkte neben dem Ärztehaus gekennzeichnet und umfasst eine vielfältige Gebäudefamilie unterschiedlicher Höhe und Maßstäblichkeit. Der einladende Sockel beherbergt alle Versorgungseinrichtungen, einschließlich einer Kindertagesstätte, eines Multiraums und eines Fitnessstudios, und wird in zwei Abschnitten transformiert, um die kontinuierliche Versorgung während des Bauprozesses sicherzustellen.

Gestaltung und Materialien
Die Farbwelt des neuen Zentrums wird durch die markante blaue Fassade des Martin-Luther-King-Kirchenzentrums geprägt und in den Neubauten mit fein abgestuften Blau- und Grüntönen weitergeführt, ergänzt durch Holz- und weiß-graue Akzente im Sockelgeschoss. Die Marktgasse dient als Verbindung und Verteiler zwischen dem Wohnbereich im Norden und dem Schulcampus sowie dem Gemeindezentrum im Süden. Eine barrierefreie Rampe verbessert den Zugang zum aufgewerteten Kirchplatz.

Nachhaltigkeit und Bauphasen
Die Transformation des Sockels erfolgt in zwei Abschnitten, um eine kosteneffiziente Nutzung der Ressourcen sicherzustellen und die Versorgung während der Bauphase aufrechtzuerhalten. Die bestehende Struktur der Bestandszeilen wird teilweise umgestaltet, um den aktuellen wohnungstypologischen Anforderungen gerecht zu werden. Dies vermeidet einen kompletten Abriss und schafft gleichzeitig ein neues attraktives Wohnungsangebot.

Fazit
Das Projekt „Neues Zentrum für die Mitte“ schafft durch die Umgestaltung des Steilshoop Marktes ein lebendiges und integratives Stadtteilzentrum. Die offene Marktgasse und die vielseitigen Nutzungen, einschließlich Gastronomie, Einzelhandel und Wohnen, erhöhen die Attraktivität und Vermarktbarkeit des Standorts. Die sorgfältige Planung und Umsetzung der Bauphasen gewährleisten eine kontinuierliche Versorgung und ein vielfältiges Angebot während des gesamten Bauprozesses.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit reagiert auf den Maßstab der Großsiedlung Steilshoop, in dem auf einem zweigeschossigen Sockelgeschoss vergleichsweise kleinteilige, differenzierte Hochbauten vorgesehen werden. Dabei zeigt sie Mut zu erheblichen, grundsätzlich qualitätssteigernden Eingriffen – auch in die vorhandene Wohnsubstanz. Die vorgesehenen großflächigen Einzelhandelsnutzungen werden weitgehend in Mantelnutzungen eingehüllt, die im Osten in eine neue Fußgängerpassage überführen, im Norden einen Platz als Entrée ausbilden und im Süden auf die Martin-Luther-King-Kirche führen („Marktgasse“).

Für den Bereich der westlich gelegenen Verkehrsflächen wird eine grundsätzliche Umgestaltung vorgeschlagen. Die Gründgensstraße soll teilweise begrünt werden, um den Eingang zum Vollsortimenter und dem Mobility-Hub aufzuwerten. Leider werfen die Anordnung der Hauptanlieferung an der Westseite des Blocks sowie die Lage der Passage/ Marktgasse, die als „organische“ Führung des Fußverkehrs zwischen Nordseite und künftiger U-Bahn-Station an der Gründgensstraße erscheint, kritische Fragen auf. Auch wird bezweifelt, dass die begleitenden Nutzungen, insbesondere an der Ostseite der Passage, die angestrebte Urbanität tatsächlich entfalten können. Zudem wird im verkehrsberuhigten Straßenraum auf der westlichen Seite die Chance verpasst, Aufenthaltsangebote und Freiraumqualitäten anzubieten. Die Marktgasse auf der östlichen Seite wirkt in Kombination mit den seitlich angeordneten Grünflächen sehr eng und schattig.

Im Hoch-Wohnbau erscheint bei vielfältigem, gestalterisch attraktivem Erscheinungsbild die innere Struktur der Gebäude insbesondere mit Blick auf die Qualität und Nutzbarkeit der Grundrisse noch optimierbar. Gleiches gilt für den Schlüssel im Wohnungsmix und weitere Teile des Raumprogramms. Hingegen erscheint die private Grün- und Freiraumgestaltung ab dem 2. Obergeschoss differenziert und gut nutzbar, jedoch wirken die begrünten Dachflächen sehr zergliedert, und die Chance einer eigenständigen und großzügigen Freiraumgestaltung scheint hier nicht ausreichend genutzt.

Insbesondere bereichert die Arbeit das Spektrum der Ergebnisse um weiterführende, teils singuläre Ideen, jedoch ohne dass ihr die Zusammenführung zu einem überzeugenden Gesamtkonzept gelingt. Die Wirtschaftlichkeit und Einhaltung des Kostenrahmens, die Aufrechterhaltung der Nahversorgung in den Bauphasen und die Gesamtnachhaltigkeit des Vorhabens – auch angesichts des hohen Anteils an Abbruch und Neubau – sind zu hinterfragen.
Neues Zentrum Steilshoop

Neues Zentrum Steilshoop

Neues Zentrum Steilshoop

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