Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024
Sanierung und denkmalgerechter Umbau Rathaus Grafenhausen
©MTG
MTG Grafenhausen Aussenperspektive
Anerkennung
MANGOLD THOMA GÖNC Freie Architekten GmbH
Architektur
Erläuterungstext
Architektonisch orientiert sich der neue Anbau in seiner Form stark am bestehenden Rathaus bzw. setzt die Kubatur um knapp 4,5 m fort und zeigt so seine Zugehörigkeit. Die Gestalt des Rathauses wird im Anbau in einem modernen Gewand neu interpretiert. Die neue Erschließungsspange erweitert das bestehende Rathaus sinnvoll und bietet eine flexible, zukunftsorientierte Lösung.
Das Rathaus mit neuem Anbau funktioniert städtebaulich mit dem angrenzenden Bestandsgebäude, einem potentiellen zukünftigen Neubau, aber auch als eigenständiger, freistehender Baukörper.
MANGOLD THOMA GÖNC Freie Architekten GmbH, Strandweg 11, 78476 Allensbach
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurfsansatz dieser Arbeit hat ein starkes und eindeutiges architektonisches Leitbild: Das historische Rathaus erfährt Richtung Westen eine Baukörperverlängerung, die sich über den gesamten Querschnitt des Gebäudes von der Bodenplatte bis zum Dach erstreckt. Die Baukörperverlängerung ist monolithisch mit einer perforierten Metallverkleidung versehen und folgt streng der Oberflächenprofilierung vom historischen Rathaus und schließt so, wie der Bestand mit einem Krüppelwalmdach ab. Das Material und die Flächigkeit der Oberfläche und wirken abstrakt und haben einen bewusst zeitgenössischen Charakter. Diese Haltung ist frisch, mutig und führt zu einer sehr kontroversen Diskussion über den gewünschten Respekt gegenüber dem Denk-mal. Eine sensible Detailierung aller Altbauanschlüsse sind für das Gelingen dieser Konzeption immanent wichtig und werden auf den Zeichnungen vermisst. Die Darstellung vom Dachabschluss des Anbaus lässt die Detailtiefe des Altbaus vermissen. Die Darstellungen vom Verlängerungsbaukörper zeigen im Anschluss zum Postgebäude geometrisch einen fehlerhaften Baukörperanschluss.
Das Ensemble Rathaus und Wohngebäude erfährt über die Baukörperverlängerung eine angenehme Vereinfachung des Baukörperclusters Rathaus, Post- und Wohngebäude. Allerdings polarisiert diese Haltung und wird teilweise als Erdrückung vom Rathaus wahrgenommen.
Die Verlängerung des Baukörpers über die gesamte Höhe bis zum Dachstuhl verschafft der Arbeit viele Vorteile in der Organisation der Grundrisse. In dem Anbau befindet sich ein angemessen proportionierter Haupteingang, ein neues Treppenhaus, welches als zweiter Rettungsweg fungieren kann, ein Aufzug und diverse Neben-räume. Das Dachgeschoß kann bequem ohne Baukörperverzwingungen gut erschlossen werden. Der Ratssaal mit Küche und Trauzimmer sind repräsentativ im offenen Holz- Dachstuhl untergebracht. Die Belichtung mit einem langgezogenen Dachflächenfenster ist überzeugend. Der Grundriss ist multifunktional. Nur die Anordnung der Toiletten in den unteren Ebenen wird kritisiert. Allerdings ist das Stuhllager richtig an-geordnet. Das Treppenhaus ermöglicht eine unabhängige Abendnutzung.
Die Organisation der Verwaltung ist gut gelöst. Die aufgelöste Flurwand verspricht eine moderne Büroarbeitswelt und eine offene bürgernahe Verwaltung.
Die Nebenräume im Untergeschoss sind sinnvoll. Hier ist auch der Nebeneingang zu den Stellplätzen vorgesehen. Der Aufzug ermöglicht bis ins Untergeschoß einen guten Betriebsablauf. Die An- und Ablieferung können hier gut erfolgen.
Der Entwurf sieht nur geringfügige Eingriffe in das Denkmal vor. Die Wiederherstellung des historischen Eingangs wird begrüßt.
Die Arbeit weist einen gut organisierten Grundriss auf. Sie liegt bei den Kennzahlen im mittleren Bereich und verspricht eine wirtschaftliche Lösung. Sie beantwortet alle Fragestellungen und ist ein wertvoller und kontrovers diskutierter Beitrag zur Unterbringung eines Sitzungsaals im Dachgeschoß. Die deutliche Unterscheidung von Alt und Neu ist verständlich, wird aber in ihrer Angemessenheit bezweifelt.
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MTG Grafenhausen Ratssaal
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MTG Grafenhausen Plan 1
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MTG Grafenhausen Plan 2
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MTG Grafenhausen Modell