Award / Auszeichnung | 04/2017
umsicht – regards – sguardi 2017
©Patrick Walde
Saalhöchi-Kienberg
Les Argovies – Identität des Dazwischen
Engere Wahl
Schneider & Schneider Architekten
Architektur
Liechti Graf Zumsteg Architekten
Architektur
Architektur
Studio Vulkan Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
Rainer Zulauf Landschaftsarchitekt
Landschaftsarchitektur
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Städtebauliche Projekte
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Im Bau
-
Termine:
Baubeginn: 01/2010
Fertigstellung: 01/2035
Projektbeschreibung
Ausgehend von einer Analyse der unterschiedlichen, den Aargau prägenden Landschaftsräume entwickelt die Gruppe Bibergeil alternative Entwicklungsstrategien. Diese zeigen modellhaft auf, wie sich mittels selektivem Wachstum Landschaft und Siedlung im Dialog gleichermaßen entwickeln lassen und identitätsstiftende Lebensräume geschaffen werden können.
© Gruppe Bibergeil
Verfasser der Arbeit sind:
Gruppe Bibergeil:
• Liechti Graf Zumsteg, Brugg
• Meier Leder Architekten, Baden
• Schneider & Schneider Architekten, Aarau
• Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich
Weitere Informationen unter: www.bibergeil.ch
Beurteilung durch das Preisgericht
Sie zeigt im Modell («Vision») auch dreidimensional, wie mittels eines «selektiven
Wachstums», das auf die urbanen Zentren beschränkt ist, identitätsstiftende
Lebensräume im Dialog zwischen Siedlung und Landschaft geschaffen werden
können. Unter dem Motto der «Identität des Dazwischen» werden Szenarien einer
synchronen Entwicklung von Landschaft und Siedlungsraum aufgezeigt.
Dabei setzt die Gruppe auf eine neu interpretierte Symbiose zwischen Stadt und
Land nach dem «Hero-Prinzip»: Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus regionaler Produktion werden regional vermarktet, um ausgehend von einer einfachen
Lesart des natürlichen Landschaftsraumes das Bewusstsein der urbanen Gesellschaft für die enge Verbindung mit ihrer Heimat zu stärken. Die «Städtekette» im Aaretal wird durch einen Ausbau der schienengebundenen Verkehrsinfrastruktur
zu einem «Städteloop» verbunden und mit den angrenzenden Jurahöhen und
Südtälern vernetzt, die Landschaftsräume werden in ihren spezifischen Qualitäten
weiterentwickelt. Die Arbeit versteht sich als Anstoss für ein Generationenprojekt,
mit dem Ziel, bis im Jahr 2035 erste regionale Erfolge, wie den «Agropark Lenzburg», zu realisieren.
Wichtiger Baustein der Arbeit ist ein öffentlicher Kommunikationsprozess, zu dem
stufenweise immer weitere Kreise von Fachleuten und Institutionen, Unternehmen
und Verbände, Bürgerinnen und Bürgern eingeladen werden. Der frühzeitige Einbezug der Landwirtschaft und die Herstellung von Augenhöhe zwischen den sehr
unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern der räumlichen Entwicklung wurden
als wichtige Aspekte erkannt. Die beteiligten Planerinnen und Planer haben damit
für den Erfolg ihrer Initiative eine gute Grundlage geschaffen.
Inwieweit der mittlerweile fünf Jahre andauernde Prozess bereits ein breit getragenes Verständnis für die landschaftsräumlichen Qualitäten, die längerfristig aus einem selektiven Wachstum resultieren, anstossen konnte, ist nicht
überprüfbar. Die Jury würdigt jedoch den gut strukturierten Prozess mit Werkstattgesprächen und öffentlichen Diskussionsveranstaltungen mit teils sehr
grosser Resonanz. Auch die derzeit laufenden Tischgespräche mit wechselnden
Teilnehmenden zu Gesellschaft und Wirtschaft, Politik, Raum und Verkehr, um
den gemeinsamem Lernprozess voranzutreiben, sind geeignet, den Prozess zu
befördern. Das Vorhaben, die Wiederherstellung (ab)lesbarer Landschaften und
urbaner Räume im Kanton Aargau mit filmischen Mitteln auch medial zu vermitteln, erscheint dagegen noch nicht ausreichend durchdacht.
Insgesamt handelt es sich bei dieser Arbeit um einen Beitrag, der auf eine Steigerung der baukulturellen Qualität unseres Lebensraums abzielt. Das Zukunftsbild
«Les Argovies» bildet einen wichtigen Impuls für die Sensibilisierung wichtiger
Akteurinnen und Akteure für die darin angesprochenen Themen der räumlichen
Entwicklung und Identitäten. Zweifel zur behaupteten Breitenwirksamkeit des
Impulses konnten jedoch nicht ausgeräumt werden.
Die Arbeit gibt relevante Antworten auf den aktuellen Verdichtungsdiskurs. Sie
erweitert zugleich das Spektrum verfügbarer Lösungen, indem sie die
räumliche Entwicklung als Gemeinschaftsaufgabe von institutionellen und fachlichen,
öffentlichen und privaten Akteurinnen und Akteuren begreift. Gleichzeitig entwirft
sie ein Produkt, das an der landschaftlichen Identität des Raumes orientiert ist
und somit über das Potential verfügt, die Menschen im Raum mitzunehmen.
Allerdings wird die Dokumentation des breit abgestützten öffentlichen
Diskussionsprozesses zu diesen Themen nicht ausreichen, die angestrebten
Qualitäten des Lebensraums auf Dauer wiederherzustellen oder vorgefundene
Qualitäten zu sichern.
Die vorgeschlagenen Szenarien des «selektiven Wachstums» bieten zudem keine
neuen Erkenntnisse, die Gegensätze und die Widersprüche von Landschaft
und moderner Landwirtschaft einerseits und von Urbanität und vorstädtischer
Stadtlandschaft andererseits aufzulösen.
Ungeachtet dessen ermutigt die Jury die eingebende Gruppe aus
(Landschafts-Architektinnen und -architekten, die diese Arbeit ohne Auftrag
oder Honorar initiiert hat, und die unterdessen daran beteiligten
Akteurinnen und Akteure, den angestossenen fachübergreifenden Lernprozess zu
verstetigen und zu greifbaren Ergebnissen zu führen. Das der Arbeit zugrundeliegende multi- und transdisziplinäre Planungsverständnis und der partnerschaftliche Dialog, auch mit der kantonalen Verwaltung, sind zukunftsweisend und im Kern auf andere Regionen übertragbagbar.
©Patrick Walde
Effingen
©Patrick Walde
Sennhütte Effingen
©Schweizer Luftwaffe
Aaretal Brugg 2011
©Schweizer Luftwaffe
Wasserschloss Brugg
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept
©Gruppe Bibergeil
Auszug aus dem Strategiekonzept