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Award / Auszeichnung | 01/2014

"Regionaltypisches Bauen - klimafreundlich"

Landgehöft Buchenhain - Restaurierung eines ehem. Gutsarbeiterhauses und Ausbau zu einem Ferienhaus

DE-17268 Boitzenburger Land

Anerkennung Kategorie Denkmal

WOF-Planungsgemeinschaft

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2012
    Fertigstellung: 08/2013

Projektbeschreibung

Erneuerung und Umbau eines denkmalgeschützten Bauernhauses zu einem Ferienhaus mit Sauna und Sommerküche in einem Nebengebäude

Baubeschreibung Landgehöft Buchenhain

Als Fachwerkbau war das Bauernhaus im Jahre 2010 nicht mehr ohne Weiteres erkennbar. Gebaut ca. 1864, mehrfach, jedoch nur teilweise und in diesen Teilen mangelhaft saniert, wartete das Haus auf die Stunde Null. Mit der Bewilligung von Fördermitteln aus dem Programm „LEADER Plus“ konnte 2012 mit der allumfassenden Restaurierung und dem Dachgeschoßausbau mit Gesamtumbau zu einem Ferienhaus begonnen werden.
Der Baum hinter dem Haus – eine Magnolie - und andere seltene Gehölze wurden geschützt und mit achtunggebietenden Hinweisschildern für die Bauleute versehen, das Haus und sein Nebengebäude aufgemessen. Alle Erkenntnisse bescheinigten dem Haus mit seinem Mantelschornstein, den Andeutungen der alten Lichtkamine und der Schwarzen Küche den Eintrag in die Denkmalliste des Landes Brandenburg. Die Unterschutzstellung markierte den Anfang der Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde an diesem Objekt.

Nach Freilegung der Konstruktion traten die geschädigten Teile stärker hervor: von Insekten zerfressene Schwellen, Fachwerkhölzer und in Folge zerstörte Gefache, Estrichböden ohne Abdichtungslagen und direkt am Holz anliegend, nicht fachgerechter Ersatz von Bauteilen u.a..

Hier eine kurze Beschreibung der Sanierungsschritte:
Geschädigte Tragwerksteile in Eiche zu ersetzen, bedeutete, von den Traufwänden in Fachwerk die Schwellen komplett zu ersetzen und von den anderen Hölzern das Tragende zu erhalten, anzulaschen, anzublatten und dies so unsichtbar wie möglich. Nachhaltig Bauen mit maximalem Substanzerhalt – wie so oft das Motte der kompletten Sanierung. Die Gefache wurden größtenteils mit einem vor Ort lagerndem leichten Hochlochziegel von der Bauherrnschaft ausgemauert, in den Anschlussbereichen an das Fachwerk vom Bauhauptgewerk, der Zimmerei Hartig, angeleitet. Sämtliche Mauerwerkswände wurden durch das Mauersägeverfahren mit einer Horizontalsperre aus einer HPDE-Bahn versehen, die Fachwerkwände durch eine bituminöse Mauersperrbahn. Der Verputz außen erfolgte mit einem Kalk von Otterbein und örtlichen Sanden. Innenseitig erhielt das Haus eine auch an den Trennwänden durchgehende Innendämmung aus 10cm dicken Holzweichfaserplatten, ausgenommen waren die Giebelwände, die aus DDR-Zeiten in Porenbeton gemauert, außenseitig ebenso neu verputzt, aber erhalten wurden. Bis auf die gut erhaltenen Gefache, deren Reparatur möglich war bzw. deren Wandgestaltung eine vorsichtige Ergänzung zuließ, wurden alle Innenwände mit Lehm neu verputzt. Wenn Innenwandgefache erhalten werden konnten, dann durch das abschnittweise Ersetzen von halben Schwellen, d.h. selbige wurden horizontal aufgetrennt, mit einer horizontalen Abdichtung versehen und eine Eichenkantel wieder lasttragend eingesetzt.
Die wenigen Deckengefache (vor beiden Streichbalken an den Giebeln), deren Lehmwickel entfernt werden mussten, wurden nach Ersatz oder Anlaschung der Deckenbalken mit Stakung versehen und derselbe Lehm durch die Bauherrnschaft auf Rieselschutz wieder als Schüttung eingebracht.
Durch den guten Zustand der Sparren entschieden sich alle Beteiligten für die Sanierung der wenigen geschädigten und das Aufbringen einer Aufsparrendämmung aus Holzfaserdämmstoff auf einer rohen gespundeten Holzschalung. Der Dachstuhl blieb mit einem Zugewinn an Raumhöhe dadurch komplett sichtbar. Zu letzterem trug der Austausch der einzigen unterbemessenen Tragwerksteile – der Pfetten – in größer dimensionierten Vollholzquerschnitten aus einem regionalen Sägewerk bei. Sie wurden als Durchlaufpfetten kunstvoll mit sichtbaren doppelten Hakenblättern verbunden und an die Sparren fast unsichtbar mit Schlitzblechen und Stabdübeln angeschlossen.
Das originale reetgedeckte Dach, aus den weiten Sparrenabständen ablesbar, war nicht mehr vorhanden, doch von der nächsten Generation Dachdeckung – einem ca. 100 Jahre alten Klosterbiber – konnte mehr als die Hälfte gut wiederverwendet werden. Sie liegen nach einer Klangprobe über einem passenden neuen Biberschwanzziegel wieder als Oberdecker.
Die früher mit einer Boden-Deckel-Schalung versehenen Giebelwände aus Fachwerk, nun als Holzrahmenbauwände und wie das Dach mittels Holzfaserdämmstoff gedämmt, erhielten wieder eine Boden-Deckel-Schalung, diesmal wie die Traufbohlen in Lärche. Holzschutz wurde am ganzen Haus nur konstruktiv betrieben.
Nach dem Einbau einer Schaumglasschüttung aus recyceltem Glas, einer Sauberkeitsschicht aus Beton, wurde die unter den Wänden eingezogene Abdichtung in den Böden zementgebunden fortgeführt. Im Eingangsbereich unter dem Mantelschornstein der Schwarzen Küche, der wie eine Glocke über dem Flur schwebt, sowie in Küche und Bädern läuft man auf den Fliesen über einer Fußbodenheizung, in den übrigen Räumlichkeiten auf einer breiten märkischen Kieferndiele, deren Wände die Raumheizflächen bilden. Im Dachgeschoß ist es wieder der Fußboden, der wärmt - ein leichtes System, in dem Heizungsleitungen in Wärmeleitblechen über einer lastverteilenden Rauhspundschalung trittschallgedämmt verlegt sind.
Gewonnen, im wahrsten Sinne des Wortes, wird die Wärme aus der Erde des nebenliegenden Gartens, in den zwischen den Bäumen der Streuobstwiese die soleführenden Leitungen des Kollektorfeldes verlegt wurden, die über einen Wärmetauscher die Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung im Haus zur Verfügung stellen. Durch einen hofeigenen Brunnen kann Tiefenwasser aus 31 m für die Gartennutzung gewonnen werden. Denkt man sich die für die Zukunft noch geplante Pflanzenkläranlage und die Photovoltaikanlage auf dem Nebengebäude zur Eigenstromversorgung hinzu, funktioniert das Anwesen fast autark.
Eine großzügige Terrasse, ein Grill, ein Feuerplatz, und Spielmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene laden zu vielfältigen Aktivitäten im Freien ein. Im Garten finden sich über 30 verschiedene unbehandelte Obstgehölze, die geerntet werden dürfen.


Die Fertigstellung im Kostenrahmen wäre nicht möglich gewesen ohne erhebliche Eigenleistungen der Bauherren sowohl bei der Freilegung des Fachwerkes im Ergeschoss, bei der Bergung der historischer Baumaterialien, bei der Sanierung der Schwarzen Esse, bei den Malerarbeiten im Gebäude, der Übernahme der Endreinigung und bei der Gestaltung der Außenanlagen und der Hofpflasterung.

Der Sanierungszeitraum umfasste von der Planung in 2011 bis zum Ende der Sanierung knapp 2 Jahre. Der Nutzungsbeginn des Nebengebäudes wird für den 01.09.2013 avisiert.

Entstanden ist ein baubiologisch saniertes Ferienhaus für 8 + 4 Personen mit Sauna und Sommerküche, was sowohl durch seine Großzügigkeit als auch seine Nachhaltigkeit Feriengäste begeistert. Erstaunen ruft die bewahrte urtümliche Raumaufteilung, die sichtbar gemachte alte Schwarze Esse, die jetzt als Kaminraum genutzt wird und die Tatsache, dass das Landgehoeft Räume für gemeinsame Aktivitäten aber auch Rückzugsorte hat, die entspanntes Verweilen auch in größeren Gruppen ermöglichen.

Durch die Nutzung des auf dem Gutshof befindlichen Ferienhausservice und Fahrradservice von J. Knüppel wird gleichzeitig die regionale Wirtschaftsstruktur gestärkt. Für die Einwohner des jetzigen Ortes Buchenhain ist mit dieser durch LEADER geförderten Maßnahme ein Stück identische Ortskultur bewahrt worden und die Gästen gern vorgewiesen wird. Positive Nebeneffekte ergeben sich indirekt auf andere Initiativen wie z.B. im Ort: Seifenmanufaktur, Landhaus Arnimshain, Mocca-Milch-Eisbar/Boitzenburg, Bio-Bauernhof Weggun, Oldtimer-Museum Fürstenau, Hofcafe Lichtenhain … die gleichsam Regionalstrukturen stärken.

www.Landgehöft.de

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit Erhalt der historischen Raumaufteilung und durch Wiederherstellung des Eichenfachwerks wurde dieses fast 150 Jahre alte Gebäude vor dem Verfall gerettet und auf der Straßenseite seine originäre, ländliche Ausstrahlung bewahrt.

Die Verwendung nachwachsender, natürlicher oder recyclierter Baustoffe ist hoch anzuerkennen, so z.B. Innendämmung der Wände mit Holzfasern, Lehmputz, Einbau aufbereiteten Altlehms, Schaumglasschüttung und wieder eingebaute Biberschwanzziegel. Auch auf barrierefreie Benutzung des Erdgeschosses wurde geachtet.

Vorbildlich ist auch die Wärmeversorgung über die Wandheizung, deren Energie aus einem Erdkollektor unter der Streuobstwiese gewonnen wird. Die noch geplante Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gartengebäudes wird die Selbstversorgung der Betriebsenergie für die Wärmepumpe aus regenerativen Quellen perfektionieren. Ergänzt wird die Raumheizung durch den holzbefeuerten Herdofen und die Holzbrandöfen im Gebäudezentrum, angeordneten in der ehemaligen schwarzen Küche, die nun als Lounge dient.

Allerdings: Was für das Innenraumerlebnis einen echten Zugewinn bedeutet, ist für die Außenwirkung irritierend. So wirkt das an der Rückseite angefügte Treppenhaus wenig integriert. Auch die Aufsparrendämmung des Daches führt zwar zu einem phantastischen Obergeschoß mit sichtbarem Holztragwerk wie im historischen Boden, jedoch leider auch zu einem mächtigen Traufendetail, das die Harmonie der Außenansicht etwas stört.