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Award / Auszeichnung | 06/2024

Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024

Foyer

Foyer

Um- und Ausbau Wilhelmsstift Theologenkonvikt

DE-72070 Tübingen, Collegiumsgasse 5

Anerkennung | Kategorie: Bauen für Bildung und Forschung

Kiel Klinge Dillenhöfer Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Die neue Gestaltung der Pforte und des Foyers versöhnt die Brüche, die zwischen den originalen Bauteilen des 16. Jahrhunderts und den umfangreichen Neu- und Ausbauelementen der späten 70er Jahre bestanden. In Analogie zu historischen Kassettenfeldern schafft die neue Gliederung der Decke räumliche Tiefe und vermittelt zwischen der Betonstruktur mit Stützenreihen aus der Nachkriegszeit und den historischen Wänden. Die Beleuchtung des Raumes über die textilen Lichtfelder erzeugt unterschiedliche Stimmungen für den Alltag und besondere Anlässe, akustisch wirksame Maßnahmen sind dahinter integriert. Die vorhandenen Technikblöcke mit Nebenräumen, die ebenfalls nicht zurückgebaut werden konnten, werden über das Material und die Fugen deutlich vom historischen Bestand abgesetzt. Eine neue Fenstertüre mit breiter Freitreppe verknüpft zum Innenhof. Das historische Turmzimmer wurde ebenfalls von der rustikal wirkenden, abgehängten Holzdecke der 70er Jahre und von den wandseitigen Einbauten befreit und zum Leseraum umgenutzt.

Innenhof
Im Innenhof wurde ein abgesenkter oktogonaler Bereich vor der Bibliothek von 1979, der den Außenraum dominierte, zurückgebaut. Lineare Pflanzbeete, Sitzbänke und ein umlaufendes Natursteinband im Boden stärken die ursprüngliche räumliche Wirkung des neu geordneten Freiraums. Der vertiefte Bereich vor der Bibliothek wurde mit Sitzstufen eingefasst, der jüngere bestehende Brunnen so verschoben, dass er die Achse von Baum und Treppenturm aufnimmt. Das Wasserbecken und die Sitzbänke aus Muschelkalk schaffen neue Aufenthaltsqualitäten, eine breite Freitreppe, die als Bühne verwendet werden kann verknüpft den Innenhof mit dem Foyer.

Studentenzimmer und Flure in den Obergeschossen
Die Sanierung der Obergeschosse im Westflügel konzentriert sich auf den Rückbau der unpassenden Einbauten der späten 70er Jahre: Türen und Türrahmen wurden mit bündig eingebauten Eichentüren ersetzt, Teppichböden, Leuchten und abgehängte, nicht historische Holzdecken entfernt. Alle neu hinzugefügten, notwendigen Einbauten und Materialien sind als zurückhaltende zeitgenössische Elemente ablesbar und fügen sich behutsam in den noch vorhandenen historischen Bestand ein. Dieser wurde gemeinsam mit Restauratoren fachgerecht saniert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie fast alle alten Häuser, so hat auch das Wilhelmsstift in Tübingen eine bewegte Vergangenheit – auch in baulicher Hinsicht. Die historische Vierflügelanlage mit originalen Bauteilen des 16. Jahrhunderts wurde bis ins frühe Zwanzigste Jahrhundert immer wieder verändert und ergänzt. In den späten 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen umfangreiche Neu- und Ausbauelemente hinzu.

In mehreren Schritten – Etappen – haben sich die ArchitektInnen zum Ziel gesetzt, die Qualitäten und Potenziale der bestehenden Bereiche aus unterschiedlichen Bauzeiten zu analysieren, um „konzeptionell tragfähige Ableitungen für eine Versöhnung der entstandenen Brüche zu finden und zugleich die Lesbarkeit und das Erleben der verschiedenen Strukturen in den Innen- und Außenräumen zu verbessern.“ Das ist Ihnen außerordentlich gut gelungen!

In Zeiten, in denen wir uns – im Hinblick auf den Umgang mit unseren Ressourcen – bemühen müssen, so viel Bausubstanz wie möglich zu erhalten, müssen wir auch wieder lernen, Bauten und Bauteile, die uns auf den ersten Blick vielleicht wenig ansprechen, in schlüssige architektonische Gesamtkonzepte zu integrieren. Genau das war auch die Strategie beim Umbau des Wilhelmstifts: Bauteile aus unterschiedlichsten Epochen, wurden zusammengeführt, verschmolzen, getrennt, voneinander abgesetzt – und dennoch ist es dabei gelungen, mit wenigen sparsamen Eingriffen und Maßnahmen, trotz aller Brüche ein stimmiges Ensemble zu schaffen – vom Freibereich bis hin zum mal feinen, mal pragmatischen Detail in den neuen alten Innenräumen.
Foyer

Foyer

Leseraum

Leseraum

Pforte

Pforte

Pforte

Pforte

Flur mit wenig historischen Spuren

Flur mit wenig historischen Spuren

Flur mit historischen Wänden und Decken

Flur mit historischen Wänden und Decken

Zimmer Studenten, Blick Richtung Zugang

Zimmer Studenten, Blick Richtung Zugang

Zimmer Studenten, Blick Richtung Zugang

Zimmer Studenten, Blick Richtung Zugang

Zimmer Studenten, Blick zum Innenhof

Zimmer Studenten, Blick zum Innenhof

Innenhof

Innenhof

Innenhof: neue Sitzbänke aus Naturstein und Holz

Innenhof: neue Sitzbänke aus Naturstein und Holz