Zeitgleich mit der Jurysitzung Ende Mai findet in Berlin ein Fest der Demokratie anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes statt. Im Nachkriegsdeutschland wurden bemerkenswerte Bildungsbauten errichtet, die auf der Stärkung demokratischen Gedankenguts und der Meinungsfreiheit beruhen. Ihre klaren, offenen Grundrisse, ihre flexiblen Aufenthaltsmöglichkeiten sind zeitlos und erfahren noch heute große Nachfrage. Räume für Demokratie bleiben unabdingbar.
Vor diesem Hintergrund wurde in Mönchengladbach gegenüber dem Adenauerplatz die Stadtbibliothek erbaut. Der Entwurf von 1958 geht auf Fridolin Hallauer zurück. Stadtbaudirektor Fritz Baresel und der freie Architekt Konrad Bayer brachten ihn bis 1964 zur Ausführung. Das Ensemble aus unterschiedlich proportionierten Flachbauten, um die sich Freiflächen ergeben, gilt inzwischen als Baudenkmal.
Schrammel Architekten erfüllten mit den Landschaftsplaner:innen vom Büro Aalto auf unaufgeregte Weise ihren Auftrag, die Stadtbibliothek Mönchengladbach denkmalgerecht zu sanieren und zu erweitern. So profitiert der Bau seit seiner Fertigstellung 2023 von der Vergrößerung der Nutzfläche bei weitgehender Wahrung des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Durch die Ergänzung eines Lichthofs im Untergeschoss werden ehemalige Lagerflächen zu neuen Lesebereichen umgenutzt und erhellt. Der neu geschaffene Tiefgarten lädt mit der Skulptur „Das Gespräch“ von Peter Haak und Sitzmöbeln zum Verweilen ein und ist auf Straßenniveau über eine schlanke Brücke einsehbar, die zum Bibliothekseingang führt.
In verschiedenen Blautönen verkleiden Mosaike den Baukörper des Haupteingangs neben einer zeittypischen Vorhangfassade und einem Bibliotheksturm, dessen Fassadenmuster auf die Textiltradition der Stadt hindeutet. Der Charakter des Bibliotheksgebäudes ist aufmerksam verstanden und wiederhergestellt worden.
Im Inneren schafft die Neuordnung der bestehenden Räume für die Besucherinnen und Besucher zusätzliche Aufenthaltsqualitäten, wie etwa Rückzugsmöglichkeiten oder Spielflächen. Die Stadt erhält einen öffentlichen Ort, der bereits seit sechzig Jahren seinen Beitrag zu demokratischen Räumen leistet, und erschließt ihn für die Zukunft.